Plus
Koblenz

Teil 1 der Spurensuche in Alt-Koblenz: Manfred Gniffke über die alte Weißer Gasse

Von Manfred Gniffke
Die Weißer Gasse um 1900. Fast alle Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Geblieben ist nur noch das Barocktor. Foto aus dem Album des Hoffotografen Otto Kilger. Foto: Stadtarchiv Koblenz FA 4,1 Nr. 1 Bild 033.
Die Weißer Gasse um 1900. Fast alle Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Geblieben ist nur noch das Barocktor. Foto aus dem Album des Hoffotografen Otto Kilger. Foto: Stadtarchiv Koblenz FA 4,1 Nr. 1 Bild 033.

Im Rahmen des RZ-Projektes „Spurensuche in Alt-Koblenz“ wird es um Verwandlungen von Straßen und Plätze im Laufe der Jahrhunderte gehen, die wohl keiner besser erzählen kann als Manfred Gniffke. Im ersten Teil geht es um die alte Weißer Gasse.

Lesezeit: 6 Minuten
Durch die Bewohner der neuen Wohnanlage Weißer Höfe, mehr als 140 Wohnungen sind da auf historischem Gelände entstanden, kommt neues Leben in die alte Weißer Gasse. Für mich hat die Gasse eine besondere Bedeutung, denn da bin ich von 1939 bis November 1944 aufgewachsen. Trotz Krieg war es eine schöne ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Spuren reichen bis weit in das Mittelalter zurück

Die in West-Ost-Richtung verlaufende Weißer Gasse gehörte zu den ersten Straßen, die außerhalb des spätantiken Stadtkerns angelegt wurden. Die Geschichte der Straße im westlichen Teil der mittelalterlichen Stadterweiterung dürfte bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen.

Sie hat ihren Namen wohl vom moselaufwärts gelegenen früheren Nachbardorf und heutigen Stadtteil Moselweiß. Die Straße verband den Altstadtkern mit dem seit 1473 bekannten und 1812 abgebrochenen Weißer Tor. In der Mitte der Weißer Gasse lag bis zur fast vollständigen Zerstörung von 1944 ein kleiner Platz, der zum einstigen Dominikanerkloster und dem dazugehörigen Friedhof führte. Dieses Kloster wurde im ersten Drittel des 13. Jahrhundert von den Dominikanerbrüdern gegründet. Die von zwei Bränden beschädigte, 1233 geweihte Klosterkirche hatte erst 1441 ihre endgültige Form angenommen. Die schlanke dreischiffige und zehnjochige Basilika von 50 Meter Länge und 17,5 Meter Breite war dennoch einer der frühesten gotischen Bauten des Rheinlandes. Kirche und Klosteranlage brannten nach den Bombardements von 1944 bis auf die Umfassungswände aus. Diese wurden zwischen 1955 und 1959 abgebrochen. An den Chor der Kirche erinnern noch die Fundamente auf dem Hof der heute auf dem Gelände befindlichen Clemens-Brentano-Realschule, einem schlichten Neubau der frühen 1960er-Jahre.

Ebenfalls beseitigt wurden die Reste des bis in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Bassenheimer Hofes, der sich bis zu seiner Zerstörung1944 auf der nördlichen Seite am Eingang der Weißer Gasse befand. Bis 2014/15 stand dort das Mitte der 60er-Jahre in Betrieb genommene Stadtbad. Das 1745 geschaffene Portal zum Bassenheimer Hof wurde 1944 demontiert und 1962 vor dem Pfarrhof Liebfrauen am Eingang zur Florinspfaffengasse neu errichtet. Auch die Bürgerhäuser in der Weißer Gasse wurden 1944 vollständig zerstört. 1951 erhielt die Straße einen zweiten Arm in Form einer Rampe. Diese führt seitdem zu Eisenbahnüberführung, Messeplatz, Saarplatz und Moselufer. In den Mittelpunkt des Interesses rückte die Weißer Gasse im Zuge der Errichtung der Weißer Höfe. Bei den Erdarbeiten wurden Siedlungsspuren entdeckt und durch Mitarbeiter der archäologischen Denkmalpflege untersucht. Funde und Befunde reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Außerdem wurden 35 Skelette aus einem in Vergessenheit geratenen frühneuzeitlichen Friedhofs freigelegt und an der Universität Göttingen anthropologisch untersucht.

Von unserem Mitarbeiter Reinhard Kallenbach

Spurensuche in Alt-Koblenz: Unterwegs mit Manfred Gniffke
Meistgelesene Artikel