Wie viele Menschen im Gefangenenlager „Eiserne Hand“ in Bassenheim starben, ist nicht klar. Auch über das Schicksal der Überlebenden weiß man wenig. „Wo die Leute geblieben sind, entzieht sich unserer Kenntnis“, sagt Hobbyhistoriker Helmut Wintrich.
Klar ist aber, dass die Bedingungen, unter denen die bis zu 300 polnischen Zivilgefangenen arbeiteten und lebten, unmenschlich gewesen sein müssen. Auf Einladung des damaligen Landtagspräsidenten Christoph Grimm kehrte 2001 Norbert Widok, ein Überlebender, an den Ort des Schreckens zurück. Die RZ war bei dem Besuch dabei. Widok berichtete damals von brutalen SS-Leuten, von Stacheldrahtzäunen, die den Ausbruch nahezu unmöglich gemacht hätten. Und wer es doch versuchte und geschnappt wurde, habe ein Schild mit der Aufschrift „Ich bin wieder da“ um den Hals gehängt bekommen und sei zwei Tage später erhängt worden. Die Männer lebten zusammengepfercht in Holzbaracken, bekamen nur wenig zu essen, mussten dafür aber eine knochenharte Arbeit verrichten. Aus einem Steinbruch mussten sie Tag für Tag Steine und Erde auf Schubkarren oder mit Loren (kleinen Transportwagen) zur Autobahnbaustelle bringen. Wer aus Erschöpfung zusammenbrach, bekam die Peitsche des Aufsehers zu spüren, berichtete Widok. Medikamente standen nicht zur Verfügung. 1942 waren die Erdarbeiten für die Autobahn so gut wie abgeschlossen. Aber die Wendung des Zweiten Weltkrieges führte zu einem Umdenken. Die Arbeiten an der Autobahn wurden eingestellt, weil das zur Verfügung stehende Baumaterial für Bunkeranlagen am Atlantik benötigt wurde. Das Lager wurde aufgelöst, das Gelände an den Eigentümer zurückgegeben. vos