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Weibern

Wie Weibern der Katastrophe entging: Gedenkstein soll an Bomberabsturz 1945 erinnern

Das Wrack des im Januar 1945 abgestürzten US-Bombers vom Typ B-17 G lag rund fünf Jahre lang am Riedener Berg. Bald soll dort ein Gedenkstein an die Opfer erinnern.  Foto: Archiv H.-J. Schneider
Das Wrack des im Januar 1945 abgestürzten US-Bombers vom Typ B-17 G lag rund fünf Jahre lang am Riedener Berg. Bald soll dort ein Gedenkstein an die Opfer erinnern. Foto: Archiv H.-J. Schneider

Am 28. Januar 1945, einem Sonntag, dröhnte es plötzlich zur Mittagszeit in der Luft. Ein schwerer viermotoriger Flieger landete mit mächtigem Aufprall und großen Stichflammen am Riedener Berg. Unter Geknatter stiegen Leuchtkugeln hoch und Munition explodierte. Später fand man im Felde weitab von der Absturzstelle einen toten Soldaten. Vielleicht gehörte er zur abgesprungenen Besatzung. Sein Fallschirm war teilweise am Flugzeug hängen geblieben. Er wurde auf dem Friedhof hier beerdigt.“

Lesezeit: 3 Minuten
So ist es in der Hauptlehrer Anton Bermel verfassten Schulchronik, Band 3 1937–1945, nachzulesen. Ein Ereignis, das die damalige Bevölkerung in großen Schrecken versetzte, was die heranwachsenden Jugendlichen hautnah miterlebten und was sich in ihr Gedächtnis einbrannte. Unter den Zeitzeugen gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen und Wiedergaben der Ereignisse vor 72 ...
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So verlief der Absturz, das geschah mit der Besatzung

Nach Degens Recherchen könnte sich am 28. Januar 1945 folgendes ereignet haben: Beim Absturz des schweren viermotorigen Bombers B 17-G mit einer Spannweite von 31,63 Metern und einer Länge von 22,8 Metern kam am Boden niemand zu Schaden.

Sämtliche Besatzungsmitglieder waren rechtzeitig abgesprungen, der Pilot als Letzter. Der Fallschirm des Co-Piloten verhedderte sich beim Ausstieg am Fluggerät und verursachte so eine Bruchlandung. Dass die Orte Kempenich und Weibern vor einer großen Katastrophe bewahrt wurden, lag am verantwortungsvollen Verhalten der beiden Piloten. Denn die Maschine musste wegen ihres angeschlagenen Motors permanent über Seilzüge von Hand auf Kurs gehalten werden. Der Kommandant wartete lange, ehe er trotz einer inzwischen riskanten Absprunghöhe von kaum mehr als 80 Metern über dem Boden und einer im Sinkflug befindlichen und kaum noch manövrierfähigen Maschine mit einem relativ kleinen Militärrettungsschirm absprang und unverletzt in einem Hang zwischen Kempenich und Weibern landete. Dort wurde er von deutschen Soldaten gefangen genommen.

Der Bordbombardier verließ als Drittletzter den Flieger. Sein Absprung endete für ihn tödlich. Die sechs übrigen Besatzungsmitglieder sprangen bereits früher, nachdem sich die Motorenschäden deutlicher bemerkbar machten und eine Rückkehr zum Heimatflughafen in England unmöglich erschien. Sie gingen nacheinander nieder und landeten auf der rechten Rheinseite in der Gegend von Siegburg, Altenkirchen, Roßbach und Hönningen. Einige trugen heftige Erfrierungen davon und mussten deshalb in umliegenden Krankenhäusern behandelt werden. Die Leichen der beiden Kameraden des Piloten, die vor ihm absprangen, fand man nach der Schneeschmelze entlang der Flugroute: den Bordbombardier in der Flur „Buch“ (zwischen Hain und Engeln), den Copiloten „Auf der Weichley“ in Weibern. Die sterblichen Überreste der amerikanischen Soldaten wurden auf den örtlichen Friedhöfen Oberzissen und Weibern bestattet. Von dort wurden sie später auf amerikanische Soldatenfriedhöfe umgebettet.

Der letzte Flug der B-17 G „Rebel Queen“

Die ersten amerikanischen Maschinen der Bauart B-17 G mit dem Beinamen „Fliegende Festung“ kamen im August 1942 in England an und wurden ab 1943 eingesetzt. Am Ende des Krieges sollen insgesamt 1301 davon abgeschossen oder vom jeweiligen Einsatz nicht wieder zurückgekehrt sein. Oft bekamen die Maschinen Probleme mit dem kalten, feuchten europäischen Klima in großen Operationshöhen. Elektrogeneratoren froren fest. Das führte auch zu Triebwerksausfällen.

Vielleicht auch im vorliegenden Fall. Im Imperial War Museum Duxford/Cambridge fand Heinz-Peter Degen die Quelle, die Genaueres über den Einsatz Nummer 179 liefert, und zwar aus der Sicht des Kommandanten und Piloten Lt. Wallace F. Boyes. Demnach erhielt die 457er-Bomberstaffel am 28. Januar 1945 den Befehl, vom Heimatflugplatz Glatton/England (ca. 100 Kilometer nördlich von London) aus die Rangierbahnhöfe in Köln zu bombardieren.

Das Flugzeug mit der Seriennummer 42-97164a mit dem Nicknamen „Rebel Queen“ trennte sich nach dem Abwurf seiner Bomben von der Geschwaderformation. Es verließ nach dem Versagen des zweiten und später noch des dritten und vierten Motors das Zielgebiet Köln. Die Propellerblätter der beschädigten Triebwerke wurden in Segelstellung gebracht. Der erste Motor schien noch weiter funktionsfähig gewesen zu sein.

Zwei Mitglieder der Besatzung wurden nach dem Absprung aus der Maschine getötet, sieben wurden zu Kriegsgefangenen. Pilot Boyes berichtete, dass sich niemand von der Mannschaft in der Luft verletzte.

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