Kreis Bad Kreuznach. Hildegard von Bingen? Oder doch eher Hildegard vom Disibodenberg? Oder etwa nur Heilige Hildegard? Am Rande der ersten Ideenbörse für den neuen Pilgerweg zwischen Idar-Oberstein und Bingen ging es am Donnerstagabend kurz und nur am Rande um die Frage, ob der Name nicht eine Region bevorzuge.
Fazit: „Hildegard von Bingen“ ist akzeptiert – auch von den Vertretern der mittleren Nahe. Niemand rüttelt noch an der weltweit bekannten Benamung. Im Gegenteil: Das weitere Bestehen auf „Hildegard vom Disibodenberg“ könnte eher als „provinzielle Eifersüchtelei“ interpretiert werden.
Für Roswitha Warnstädt (65) und Jutta Arlt (70) ist die Sache klar: „Hildegard von Bingen“ muss es heißen. Das sagen die beiden Frauen, die sich schon lange in der Rupertsberg-Gesellschaft Bingens engagieren und von daher Fachfrauen in Sachen Hildegard sind.
Ja, gesteht Roswitha Warnstädt gerne zu, um die 40 Jahre habe Hildegard auf dem Disibodenberg hoch über Odernheim und Staudernheim gelebt und gearbeitet: „Dort hat sie geschafft, hat geschwitzt“, machen die Bingerinnen deutlich. Doch in ihrem Binger Kloster sei sie zur Frau, zur Mystikerin, zur Universalgelehrten gereift. Hier habe sie um 1151/52 ihr zentrales Werk „Scivias“ (Wisse die Wege) geschrieben. Daher sei der Name Hildegard von Bingen auch der richtige Name. In Bingen sei vieles mit Hildegard verbunden, und das bereits über Jahrzehnte, sagt Jutta Arlt zu ihrer Geschichte. Den Vornamen Jutta, angelehnt an Jutta von Sponheim (1091 bis 1136), eine Zeitgenossin Hildegards, trage sie nur, „weil meiner Mutter der Vorname Hildegard nicht gefiel“. Roswitha Warnstädt hat ganz konkrete Verbindungen bis zum heutigen Tag. In ihrer Familie gibt es fünf Frauen mit Vornahmen Hildegard; außerdem wohnt sie an der Hildegardisstraße. Für beide Frauen ist die Heilige eine der zentralen historischen Persönlichkeiten der neueren Zeit. Bestätigung von prominenter Seite: Selbst für Luise von Racknitz und ihre Familie, der der Disibodenberg gehört und die dort lebt, ist „Hildegard von Bingen“ stimmig. Sie sei nach dem Ort benannt, an dem sie 1179 starb, erklärt Frau von Racknitz. Auf dem Disibodenberg sei sie um 1112 in ein bestehendes Kloster eingetreten, in Bingen habe sie ihr eigenes Kloster gegründet (um 1150). „Für mich ist Hildegard ein Vorbild.“
Zum Disibodenberg: Für den Bad Sobernheimer Kur- und Touristinfo-Chef Ralf Schneberger fehlt es dort nach wie vor an Wissenswertem über Hildegard. Er wünscht sich mehr Informationen auf Tafeln, die Gäste studieren können. Skeptisch sieht er den Versuch, Jugendliche für den neuen Pilgerweg zu begeistern. Selbst im Wissen, dass der 753 Kilometer lange Jacobsweg auch von der jüngeren Generation genutzt wird. mz
Im Internet gibt es eine ganze Reihe an Seiten, die über das Leben der am 10. Mai 2012 heilig gesprochenen Klosterfrau informieren. Interessierte können sich beispielsweise auf www.hildegard.eu einlesen. Anregungen und Fragen kann man per E-Mail an info@hildegard.eu weitergeben. Der Termin der zweiten Hildegard-Ideenbörse wurde am Donnerstag noch nicht festgelegt. „Die erste Börse bleibt keine Eintagsfliege“, sagte Geschäftsführer Marco Rohr vom Naturpark Soonwald.