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Kreis Bad Kreuznach

Hildegard-Ideen-Börse: Gäste brauchen Essen, Betten, Klos – und Musicals

Von Stefan Munzlinger
Viele Ideen auf bunten Karten.
Viele Ideen auf bunten Karten. Foto: MZ

Hildegard, seit 838 Jahren tot, führt noch immer Menschen zusammen. Ulrich Hotz (57) aus Stuttgart, Diplom-Lebensmittelingenieur, lebt seit 1993 in Bad Kreuznach, von dessen schöner Lage er so wärmend schwärmt. Die Heilige fasziniert ihn, weil sie sich in einer rauen Männerwelt behauptete und weil ihre Inhalte nach wie vor gelten: Ernährung und Gesundheit, Hilfe für Arme und Kranke.

Lesezeit: 4 Minuten
Ein familienfreundlich-günstiges Pilgeressen für etwa 8 Euro und freies Trinkwasser für die Wandernden schlug Hotz bei der Hildegard-Ideenbörse am Donnerstagabend vor. Erste Mahlzeit-Angebote gebe es schon, beim Wasser müsse der Bereitstellende auf Keimfreiheit achten, so die Hinweise dazu von Landrätin Bettina Dickes. Hotz plädierte ferner für Hildegard-Beauftragte an den Schulen. ...
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KOMMENTAR Heißhungrig auf Disibodenburger: Stefan Munzlinger zum Pilgerweg-Projekt

Echt lecker, was die kreative Köchelrunde da am Donnerstagabend im großen Kreissitzungssaal fürs zehnetappige Hildegard-Pilgerweg-Menü auf die Platte zauberte: einen „Disibodenburger“ vom Feinsten. Seine Zutaten sind alle lokal kreiert, garniert, zubereitet.

Wer noch immer als ignoranter Kostverächter in Sachen bodenständiger Spiritualität unterwegs ist, hätte sich reichlich Appetit holen können auf das, was angedacht ist und was im Herzland Hildegards serviert werden soll.

Bettelmönch – auch das noch

Dabei steht auch hier alles Tun im Zeichen eines Dilemmas: Die Mittel sind knapp. Zu Land, Bund, EU pilgern und den Bettelmönch geben? Ja, sicher. Aber jammern? Nein, weil's eh nix bringt. Jetzt wollen sie erstmal etwas auf die Beine stellen mit bescheidenen Etats und auf Idealismus und Einsatzfreude gründende Ergebnisse liefern. Das überzeugt die gefragten Geldgeber noch am meisten.

Ohnehin: Der finanzielle Engpass, an anderer Stelle ein Bremsklotz hehrer Konzepte, scheint, wenn es um Hildegard geht, eher anzuspornen: Die Zahl der Ideen ist groß – von Menschen, die allesamt schon lange im Fremdenverkehr und für ihre Heimat unterwegs sind und die ein gesundes (Profit-)Interesse am Nahe-Alleinstellungsmerkmal Hildegard eint.

Parallele zum Regionalbündnis

So sehr sprudelten bei der ersten Hildegard-Ideenbörse die frischen Gedanken, dass Luise von Racknitz (41) von der Disibodenberg-Eigentümerfamilie – an deren Küchentisch die Idee des Pilgerwegs vor Jahren im Austausch mit Bettina Dickes und Annette Esser entstand – an die Gründung des Regionalbündnisses Sonnwald 2001 erinnert wurde. Damals, meinte sie kurz nach der Börse am Donnerstagabend rückblickend, herrschte ebenfalls eine solche Aufbruchstimmung, eine solche Euphorie.

Viele Köche verderben den Brei? Nicht beim Thema Hildegard. Denn seine Ingredienzen sind seit jeher da. Würzen, wärmen, präsentieren – und genießen. Zu lange frostete der Hildegard-Schmaus im Tiefkühlfach des Nahe-Kühlschranks.

E-Mail an Autor: stefan.munzlinger@rhein-zeitung.net

Name folgt dem Todesort: Kein Streit über „Hildegard von Bingen“

Kreis Bad Kreuznach. Hildegard von Bingen? Oder doch eher Hildegard vom Disibodenberg? Oder etwa nur Heilige Hildegard? Am Rande der ersten Ideenbörse für den neuen Pilgerweg zwischen Idar-Oberstein und Bingen ging es am Donnerstagabend kurz und nur am Rande um die Frage, ob der Name nicht eine Region bevorzuge.

Fazit: „Hildegard von Bingen“ ist akzeptiert – auch von den Vertretern der mittleren Nahe. Niemand rüttelt noch an der weltweit bekannten Benamung. Im Gegenteil: Das weitere Bestehen auf „Hildegard vom Disibodenberg“ könnte eher als „provinzielle Eifersüchtelei“ interpretiert werden.

Für Roswitha Warnstädt (65) und Jutta Arlt (70) ist die Sache klar: „Hildegard von Bingen“ muss es heißen. Das sagen die beiden Frauen, die sich schon lange in der Rupertsberg-Gesellschaft Bingens engagieren und von daher Fachfrauen in Sachen Hildegard sind.

Ja, gesteht Roswitha Warnstädt gerne zu, um die 40 Jahre habe Hildegard auf dem Disibodenberg hoch über Odernheim und Staudernheim gelebt und gearbeitet: „Dort hat sie geschafft, hat geschwitzt“, machen die Bingerinnen deutlich. Doch in ihrem Binger Kloster sei sie zur Frau, zur Mystikerin, zur Universalgelehrten gereift. Hier habe sie um 1151/52 ihr zentrales Werk „Scivias“ (Wisse die Wege) geschrieben. Daher sei der Name Hildegard von Bingen auch der richtige Name. In Bingen sei vieles mit Hildegard verbunden, und das bereits über Jahrzehnte, sagt Jutta Arlt zu ihrer Geschichte. Den Vornamen Jutta, angelehnt an Jutta von Sponheim (1091 bis 1136), eine Zeitgenossin Hildegards, trage sie nur, „weil meiner Mutter der Vorname Hildegard nicht gefiel“. Roswitha Warnstädt hat ganz konkrete Verbindungen bis zum heutigen Tag. In ihrer Familie gibt es fünf Frauen mit Vornahmen Hildegard; außerdem wohnt sie an der Hildegardisstraße. Für beide Frauen ist die Heilige eine der zentralen historischen Persönlichkeiten der neueren Zeit. Bestätigung von prominenter Seite: Selbst für Luise von Racknitz und ihre Familie, der der Disibodenberg gehört und die dort lebt, ist „Hildegard von Bingen“ stimmig. Sie sei nach dem Ort benannt, an dem sie 1179 starb, erklärt Frau von Racknitz. Auf dem Disibodenberg sei sie um 1112 in ein bestehendes Kloster eingetreten, in Bingen habe sie ihr eigenes Kloster gegründet (um 1150). „Für mich ist Hildegard ein Vorbild.“

Zum Disibodenberg: Für den Bad Sobernheimer Kur- und Touristinfo-Chef Ralf Schneberger fehlt es dort nach wie vor an Wissenswertem über Hildegard. Er wünscht sich mehr Informationen auf Tafeln, die Gäste studieren können. Skeptisch sieht er den Versuch, Jugendliche für den neuen Pilgerweg zu begeistern. Selbst im Wissen, dass der 753 Kilometer lange Jacobsweg auch von der jüngeren Generation genutzt wird. mz

Im Internet gibt es eine ganze Reihe an Seiten, die über das Leben der am 10. Mai 2012 heilig gesprochenen Klosterfrau informieren. Interessierte können sich beispielsweise auf www.hildegard.eu einlesen. Anregungen und Fragen kann man per E-Mail an info@hildegard.eu weitergeben. Der Termin der zweiten Hildegard-Ideenbörse wurde am Donnerstag noch nicht festgelegt. „Die erste Börse bleibt keine Eintagsfliege“, sagte Geschäftsführer Marco Rohr vom Naturpark Soonwald.

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