„Der Rotenfels ist noch viel zu jung“, diese Bemerkung charakterisiert die besondere Beziehung von Anna Kubach-Wilmsen zur Materie Stein. In ihrer langen Laufbahn hat sie Steine bearbeitet, die aus Jahrmillionen alten Erdschichten stammen. In ihrem Studium der Bildhauerei, das sie 1959 an der Akademie der Bildenden Künste in München begann und 1965 abschloss, merkte sie schnell, dass sie ein Gefühl für die Steinmasse entwickeln konnte.
Ihr Mann Wolfgang Kubach war eigentlich Maler, aber per Zufall kam es zum Bildhauerteam Kubach-Wilmsen. Für einen Auftrag suchten sie Steine, und weil die Kosten für den Abbau unerschwinglich hoch waren, entschlossen sich Kubach-Wilmsen, dem Ratschlag eines Kollegen zu folgen und die Steine selbst zu schlagen.
„Wir haben Stein schlagen gelernt, und als wir nach einem halben Jahr wieder in die Akademie kamen, waren wir andere Menschen. Und wir waren zu einem Team geworden, was so überhaupt nicht geplant war“, sagt Anna Kubach-Wilmsen.
Nicht von ungefähr sind die großen Steinskulpturen früherer Epochen als Gruppenarbeiten entstanden, betont die Künstlerin, die mit ihrem Mann zusammen eine Vielzahl von internationalen Ausstellungen bestritten, im In- und Ausland Skulpturen errichtet und an zahlreichen Symposien teilgenommen hat.
Der harte Werkstoff bringt den, der ihn gestalten will, mitunter an seine Grenzen. Ein Schlüsselerlebnis Kubach-Wilmsens dazu: In einem Steinwerk traf das Bildhauerpaar einmal einen Kollegen, der offensichtlich völlig überfordert heulend vor seinem Stein saß. „Er war an einem Punkt, wo er allein war mit dem Stein, wo der Stein stärker war als er“, erinnert sich Kubach-Wilmsen, die in diesem Jahr mit der Max-Slevogt-Medaille des Landes für ihre künstlerische Arbeit geehrt wurde. chj