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Bad Münster-Ebernburg

Dem Planeten ein Museum: Hommage an die Kostbarkeit der Erde

Von Christine Jäckel
Neben der Sonderausstellung Steinkokon hat Anna Kubach-Willmsen mit der Arbeit „Capella“ einen bemerkenswerten Beitrag zum Reformationsjubiläum geleistet.
Neben der Sonderausstellung Steinkokon hat Anna Kubach-Willmsen mit der Arbeit „Capella“ einen bemerkenswerten Beitrag zum Reformationsjubiläum geleistet. Foto: Fondation Kubach-Wilmsen

„Würde man die Erde schleifen, wäre sie ein bunter Ball.“ Anna Kubach-Wilmsen findet bildhaft-schöne Sätze über die Kunst der Steinbildhauerei, die seit Jahrzehnten ihr Metier ist. Es gibt nicht viele Bildhauer, die sich mit dem harten und schweren Material künstlerisch auseinandersetzen, noch seltener sind Steinbildhauerinnen, weiß die Künstlerin, die in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feierte und sich in ihrer aktuellen Werkphase mit der Form des Kokons beschäftigte.

Lesezeit: 2 Minuten
Wie hat sie selbst zum Stein gefunden? Anna Kubach-Wilmsen berichtet dazu eine Kindheitserinnerung: Als kleines Mädchen geriet sie über eine Bemerkung ihres Vaters ins Grübeln. Der hob beim Gang durchs Feld einen Stein vom Acker auf und legte ihn in die Karrenspur. Dort wo Steine lägen, könne nichts wachsen, auf ...
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„Capella“ zur Reformation

Die 80-jährige Künstlerin bedauert es sehr, dass sich nur wenige Bildhauer mit dem Stein auseinandersetzen. So waren auch auf der diesjährigen Biennale in Venedig nur wenige Arbeiten von Steinbildhauern zu sehen. Vor allem die Arbeit eines japanischen Bildhauer-Kollegen hat Anna Kubach-Wilmsen fasziniert, der kleine Steinbeile – die Faustkeile, wie sie die Menschen als erste Werkzeuge hatten – hergestellt und so geschliffen hatte, dass sie dem Smartphone ähneln.

Als wäre er federleicht schwebt der Granitblock zum Arbeitsplatz der Künstlerin

Josef Nürnberg

Auch Anna Kubach-Wilmsens Vierbeiner sah sich die Sache genau an

Josef Nürnberg

Maßarbeit war erforderlich um 14 Tonnen zu plazieren

Josef Nürnberg

Anpacken: Für die Künstlerin kein Problem

Josef Nürnberg

Präzisionsarbeit musste auch der Kranführer leisten.

Josef Nürnberg

Einer der schwierigen Momente war es den Stein zur Seite aufzurichten

Dort wo der Kran die Teile des Findlings abstellte, ist in den kommenden Wochen der Arbeitsplatz der Künstlerin

Josef Nürnberg

Gut fünf Stunden brauchte der LKW vom Bayrischen Wald an die Nahe

Josef Nürnberg

Einige arbeiten – viele schauen zu

Josef Nürnberg

Steine wohin man schaut – Im Vordergrund die beiden Teile des Findlings und im Hintergrund das Rotenfelsmassiv

Josef Nürnberg

Maßarbeit war nicht nur beim Kranführer gefragt...

Josef Nürnberg

...sondern auch beim Staplerfahrer angesagt

Josef Nürnberg

Mit vereinten Kräften und modernster Technik ließen sich die Findlinge transportieren

Josef Nürnberg

Die Kamera war auf den Stein gerichtet

Josef Nürnberg

Auch der Kameramann verfolgte die Szene gespannt

Josef Nürnberg

Auch der Kameramann verfolgte die Szene gespannt

Josef Nürnberg

Fast geschafft: Was schon im bayrischen Wald zusammengehörte, wird an der Nahe eine Skulptur werden

Josef Nürnberg

Nur noch wenige Zentimeter

Josef Nürnberg

Erleichterung dann nach gut anderthalb Stunden auch bei der Künstlerin Foto Kultursommer Capella 14 neu: Einer der schwierigen Momente war es den Stein zur Seite aufzurichten

Josef Nürnberg

„Dieser Vergleich war toll, eine richtig gute Arbeit“, so Kubach-Wilmsen. Sie hat in diesem Jahr neben der Sonderausstellung Steinkokon mit der Arbeit „Capella“ einen bemerkenswerten Beitrag zum Reformationsjubiläum geleistet.

Der monumentale Findling liegt jetzt an seinem neuen Standort in einer Blickachse zur Ebernburg. Ihren Beinamen „Herberge der Gerechtigkeit“ erhielt die Ebernburg durch Franz von Sickingen, der etlichen Reformatoren Zuflucht gewährte. chj

Werkstoff führt an die Grenzen

„Der Rotenfels ist noch viel zu jung“, diese Bemerkung charakterisiert die besondere Beziehung von Anna Kubach-Wilmsen zur Materie Stein. In ihrer langen Laufbahn hat sie Steine bearbeitet, die aus Jahrmillionen alten Erdschichten stammen. In ihrem Studium der Bildhauerei, das sie 1959 an der Akademie der Bildenden Künste in München begann und 1965 abschloss, merkte sie schnell, dass sie ein Gefühl für die Steinmasse entwickeln konnte.

Ihr Mann Wolfgang Kubach war eigentlich Maler, aber per Zufall kam es zum Bildhauerteam Kubach-Wilmsen. Für einen Auftrag suchten sie Steine, und weil die Kosten für den Abbau unerschwinglich hoch waren, entschlossen sich Kubach-Wilmsen, dem Ratschlag eines Kollegen zu folgen und die Steine selbst zu schlagen.

„Wir haben Stein schlagen gelernt, und als wir nach einem halben Jahr wieder in die Akademie kamen, waren wir andere Menschen. Und wir waren zu einem Team geworden, was so überhaupt nicht geplant war“, sagt Anna Kubach-Wilmsen.

Nicht von ungefähr sind die großen Steinskulpturen früherer Epochen als Gruppenarbeiten entstanden, betont die Künstlerin, die mit ihrem Mann zusammen eine Vielzahl von internationalen Ausstellungen bestritten, im In- und Ausland Skulpturen errichtet und an zahlreichen Symposien teilgenommen hat.

Der harte Werkstoff bringt den, der ihn gestalten will, mitunter an seine Grenzen. Ein Schlüsselerlebnis Kubach-Wilmsens dazu: In einem Steinwerk traf das Bildhauerpaar einmal einen Kollegen, der offensichtlich völlig überfordert heulend vor seinem Stein saß. „Er war an einem Punkt, wo er allein war mit dem Stein, wo der Stein stärker war als er“, erinnert sich Kubach-Wilmsen, die in diesem Jahr mit der Max-Slevogt-Medaille des Landes für ihre künstlerische Arbeit geehrt wurde. chj

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