Eine Gemeinde, die aus dem etablierten System der Waldbewirtschaf-tung ausgestiegen ist, ist das rund 1400 Einwohner kleine Staudernheim mit einem 216 Hektar großen Gemeindewald. Ortsbürgermeister Hans Helmich erklärt auf Anfrage des „Oeffentlichen“ den Ausstiegsgrund: „Es waren alleine finanzielle Überlegungen, das hat nichts mit der Qualität der Arbeit von Landesforsten zu tun.“
In den Vorjahren habe Staudernheim immer kleine Defizite (um 1000 Euro) oder auch mal Gewinne (um 800 Euro) eingefahren. Folge: Das Dorf hat für 1550 Euro ein saarländischen Büro mit einem Gutachten beauftragt.
Kernfrage: Kann man unseren Wald profitabel bewirtschaften, etwa von der Waldwirtschaft GmbH Schmitz aus Ormont? Das Gutachten sagt: Ja.
„Schmitz zahlt uns pro Jahr 7500 Euro Festbetrag, unabhängig davon, ob er in unserem Wald Gewinn macht oder nicht.“ Konsequenz aus dem zugesagten Festbetrag: Am 30. September hat Staudernheim den Vertrag mit Landesforsten gekündigt und mit Schmitz eine Vereinbarung bis Ende 2025 geschlossen; das Dorf kann diesen Vertrag alle zwei Jahre kündigen. Das Risiko liege alleine bei Schmitz, der sich an die strengen Vorgaben von Landesforsten halten müsse; etwa an die Auflage, dass Kahlschläge über 5000 Quadratmeter verboten sind.
Außerdem muss er das beschlossene Forsteinrichtungswerk umsetzen. Und er zahlt sämtliche Betriebskostenbeiträge (BKB), die (noch) an Landesforsten zu entrichten sind. Staudernheim hat 2017 ein allgemeines Etatdefizit von 107.000 Defizit. Mit den 7500 Euro aus dem Wald und den 18.000 Euro Energieeinsparung aus den neuen LED-Straßenleuchten könne man den Haushalt jährlich um 25.500 Euro entlasten. Ortsbürgermeister Helmich: „Eigentlich machen alle Gemeinden zunächst Gewinn mit ihrem Wald, bis Grundsteuer A, Waldbrandversicherung und Berufsgenossenschaft gefordert werden. Dann rutschen sie ins Minus.“ mz