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Kreis Bad Kreuznach

Auf dem Hildegardweg: Bei Gaststätten ist das Angebot noch mager

Die Klosterkirche in Sponheim gehört zu den besonderen Attraktionen des neuen Hildegard-Pilgerwanderwegs. Foto: Naheland-Touristik GmbH/Timo Volz
Die Klosterkirche in Sponheim gehört zu den besonderen Attraktionen des neuen Hildegard-Pilgerwanderwegs. Foto: Naheland-Touristik GmbH/Timo Volz

Die Schilder sowie die Informations- und Meditationstafeln stehen, aber noch ist der vor einem Jahr eröffnete Hildegard-Pilgerwanderweg, der über 138 Kilometer von Idar-Oberstein nach Bingen führt, längst nicht fertig: Er ist vielmehr ein Langzeitprojekt, bei dem insbesondere die Touristiker, Gastronomen und Gastgeber gefordert sind.

Lesezeit: 1 Minute
Da gibt es zurzeit noch einige Lücken, wie Kurt Knaudt, Regiochef unserer Zeitung, und seine Frau Christine bei einer dreitägigen Wanderung von Bergen bei Kirn nach Sponheim feststellten. Während mit Informations- und Meditationstafeln ausreichend für die innere Einkehr und geistige Nahrung gesorgt ist, ist es vor allem wochentags nicht ganz ...
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Unwiderstehliches Angebot: Heimat mit anderen Augen sehen – Erfahrungsbericht Hildesgardweg

Wer auf dem Hildegardweg wandert, kann sogar kleine Abenteuer erleben: Diese Erfahrung machten wir bei einer dreitägigen Tour über die neue Pilgerroute von Bergen bis Sponheim. Die wichtigste praktische Erkenntnis: Auf jeden Fall die Quartiere vorher buchen – und sich möglichst auch vergewissern, dass es abends noch was zu essen gibt.

Wohlweislich haben wir uns bei der Festlegung unserer Strecke vorrangig daran und nicht am Etappenplan der Initiatorinnen Annette Esser und Bettina Dickes orientiert. Was aber keine Garantie dafür ist, dass auch alles glatt läuft – dazu später mehr.

Ursprünglich wollten wir montags losgehen. Doch wegen des Unwetters im Fischbachtal machen wir uns später als geplant auf den Weg. Und starten sozusagen mittendrin, in Bergen bei Kirn. Lange hatten wir sogar überlegt, ob wir die Tour, die Bilder von der Flutkatastrophe im Fischbachtal noch ganz bedrohlich frisch vor Augen, überhaupt wagen sollen. Denn die Wetterprognosen sind entmutigend: Jeden Tag soll es weitere schwere Gewitter geben. Am Ende sind wir froh, die Meteorologen ignoriert zu haben: Denn tagsüber fällt kein einziger Tropfen Regen. Aber es ist drückend heiß, was uns nur auf der ersten Etappe kalt lässt. Durchs angenehm kühle, reizvolle Trübenbachtal geht es nach Kirn, wo wir doch eher unkoordiniert kreuz und quer durch die Stadt geführt werden, ehe es endlich bergauf in den Wald geht.

Fast durchweg allein unterwegs

Nach einem Umweg über Schloss Dhaun, wo wir uns wegen unzureichender Ausschilderung verlaufen, kommen wir nach gut 20 Kilometern in Weiler bei Monzingen an. Dort beziehen wir im Schmidtburger Hof Quartier und werden wunderbar beköstigt – und das an einem Dienstag, was auf dem Hildegardweg keine Selbstverständlichkeit ist. Für die innere Einkehr sorgen bei Bedarf auch auf der zweiten Etappe von Weiler nach Staudernheim die Meditations- und Informationstafeln. Ob man sich nun von Hildegard inspirieren lässt oder nur wandert: Man sieht die Heimat auf jeden Fall mit anderen Augen.

Allerdings darf man den Hildegardweg nicht mit den Traumschleifen und Vitaltouren vergleichen, bei denen asphaltierte Straßen verpönt sind. Das ist auf der Pilgerstrecke, die durchweg über bestehende Wege führt, zwangsläufig anders. Aber was ist das im Vergleich mit dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela, wo mitunter an viel befahrenen Straßen sogar Gefahr für Leib und Leben besteht. Während auf diesem berühmten Ich-bin-dann-mal-weg-Klassiker die Pilger auf den letzten Etappen fast Schlange stehen, sind wir auf dem Hildegardweg fast durchweg allein. Stattdessen begegnen wir Rehen und sogar einer Würfelnatter, die sich mitten auf dem Weg sonnt. Etwas erschöpft kommen wir nach 18 Kilometern in Staudernheim an.

Fürsorgliche Gastgeberin

Leider stehen wir dort bei dem Versuch, ein Abendessen zu bekommen, gleich zweimal vor verschlossenen Türen: Das Gasthaus Zur Linde in Staudernheim hat noch Betriebsferien, die Pizzeria in Odernheim, die uns ein freundlicher Herr empfiehlt, ist wegen Krankheit geschlossen. So müssen wir uns schließlich mit einem (mäßigen) Kepab-Imbiss begnügen – für den uns hin und zurück auch noch knapp sechs zusätzliche Kilometer abverlangt werden. Tags drauf treffen wir auf dem lang gezogenen Anstieg von Odernheim auf die Höhe eine Pilgerin. Ihre Freundinnen haben ihr zum Geburtstag einfach nur Zeit geschenkt.

Die will sie nutzen, um mit jeder von ihnen eine weitere Etappe zu gehen – eine wunderbare Idee. Später sehen wir sie im Gutsausschank Christmann-Fallers in Oberhausen wieder, wo sie und ihr Mann uns inzwischen doch sichtbar lädierten Wanderern ein unwiderstehliches Angebot machen: Wenn schon nicht uns selbst, wollen sie zumindest einen unserer Rücksäcke zum nächsten Etappenziel nach Sponheim bringen. Es ist – auf der wohl attraktivsten Etappe des Hildegardwegs mit dem mystischen Disibodenberg als Herzstück – eine von mehreren schönen Begegnungen an den drei Tagen. Ob wir einkehren, irgendwo unterwegs um Wasser bitten oder eine Frage haben: Überall werden wir zuvorkommend behandelt.

In Sponheim, wo unsere Wandertour auf Hildegards Spuren nach insgesamt knapp 70 Kilometern endet, erwartet uns eine besonders fürsorgliche Gastgeberin: Ute Rennette, bei der wir ein Zimmer gebucht haben, liest uns nahezu jeden Wunsch von den Augen ab. Wenn es von ihrer Sorte mehr gäbe und die Lücken im gastronomischen Angebot geschlossen werden könnten, wäre der Erfolg des Hildegardwegs gesichert. Aber auch schon jetzt gilt: Gut, dass es ihn gibt. Kurt Knaudt

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