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Rhein-Lahn

In Afrika neue Sicht aufs eigene Leben gewonnen: Junge Erwachsene drei Wochen Gast in Mabira [mit Video]

Viel Spaß hatten auch die kleinsten Einheimischen bei den Begegnungen mit den jungen Deutschen. Foto: David Metzmacher
Viel Spaß hatten auch die kleinsten Einheimischen bei den Begegnungen mit den jungen Deutschen. Foto: David Metzmacher

„Jina langu Sarah. Nina miaka ishirini na moja.“ Mit diesen Worten stellt sich Sarah Fischer aus Eppenrod vor und informiert ihre knapp 200-köpfige Zuhörerschaft in einer Kirche, wie alt sie ist: 21. Sarah gehörte zur Gruppe von zehn jungen Erwachsenen, die an der dreiwöchigen Jugendbegegnung zwischen dem evangelischen Dekanat Nassauer Land und dessen Partnerdistrikt Mabira teilnehmen, einer ländlichen Region im Nordwesten Tansanias. Eine Reise, die den jungen Leuten eine neue und andere Sicht auf ihr eigenes Leben vermittelte.

Lesezeit: 5 Minuten
Die jungen Gäste aus dem Rhein-Lahn-Kreis sitzen während des Gottesdienstes auf bunten Plastikstühlen in einer Kirche, vollständig mit Stroh ausgelegt. Die Kirchengemeinde sitzt auf dem Boden; einige Wenige, die Kirchenältesten, haben auf maroden Holzbänken Platz gefunden. Es sind sehr viele Kinder dort. Sie alle betrachten neugierig die Gäste aus dem ...
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Projekt stärkt Selbstbewusstsein der Frauen

Maria Vienni ist 39 Jahre alt, eine Witwe mit sieben Kindern, sechs Mädchen und einem Jungen. Nicht alle ihre Kinder können zur Schule gehen, erzählt sie, dafür reicht das Geld nicht. Dennoch: Von den Darlehen, die Maria durch ein Frauenprojekt erhält, gewinnt sie mehr Selbstständigkeit. Sie kann Fleisch und Gemüse kaufen, die sie zu Suppe weiterverarbeitet und frisch zubereitet auf dem lokalen Markt anbietet. Mit dem Geld und ihrer Idee gewinnt sie ein großes Stück Sicherheit und Freiheit, erhöht ihren eigenen und den Lebensstandard ihrer Kinder. Zudem findet sie Gemeinschaft und Verständnis bei den Frauen in ihrer Gruppe.

Maria ist ein Beispiel von vielen. Frauen, gerade Witwen, sind in Mabira oft auf sich allein gestellt. Um diese besonders arme Personengruppe zu stärken, startete der Arbeitskreis Mabira des Dekanats Nassauer Land das Frauenprojekt, um deren wirtschaftliche Situation zu verbessern. 41 Frauengruppen mit einer Größe zwischen 30 und 50 Frauen gibt es derzeit in den Kirchengemeinden im Rahmen des Projektes. Sie wählen Anführerin und Schatzmeisterin und werden von der Projektkoordinatorin Ester Pasifiko unterstützt. Diese betreut die Gruppen und berichtet an den Arbeitskreis.

Als Darlehen, sogenannte Mikrokredite, erhalten die Gruppenmitglieder umgerechnet 10 bis 30 Euro. Das ermöglicht den Frauen, ihren Lebensstandard deutlich anzuheben. Sie kaufen so etwa Samen, um in Kleingärten Landwirtschaft zu betreiben, erwerben Hühner für den Eierverkauf. Oder sie halten Tiere wie Schweine und Ziegen, deren Fleisch und Milch sie verkaufen. Zum Projekt gehören auch Seminare in Bereichen wie Hauswirtschaft, der gezielten Verwendung der Darlehen und anderen für die Frauen relevanten Themen. In regelmäßigen Treffen kümmert sich die Gruppe um die Finanzen, singt und betet gemeinsam oder arbeitet an handgemachten Teppichen und Körben aus gefärbtem Stroh und an bestickten Bettlacken, um sie zu verkaufen.

Zehn Prozent Zinsen zahlen die Frauen für ihr Darlehen, das nach nur sechs Monaten zurückgezahlt wird. Laut Esther Pasifiko klappt das fast immer ohne Probleme. Die gesammelten Zinsen bezahlen die Projektkoordinatorin und die Seminare – eine Investition also, die dem Projekt zurückgeführt wird und dazu beiträgt, dass die Frauen sich immer besser selber helfen können. Einnahmen und Selbstständigkeit, die das Projekt fördert, stärken die Position der Frauen in Familie und Gesellschaft und machen sie so nachhaltig unabhängiger von Hilfen ihrer Familien.

„Die Gemeinschaft und der starke Zusammenhalt in der Gruppe wurden dabei immer wieder als besonders wohltuend geschildert“, berichtet Katharina Matern aus Singhofen von ihren Eindrücken aus sechs Frauengruppen, die sie während des Aufenthalts besucht hat. „Bei Problemen unterstützen sich die Frauen gegenseitig, helfen einander aus, pflegen sich bei Krankheit.“ Die Frauen fühlten sich geschätzt und „die Aufmerksamkeit, die ihnen durch das Projekt zuteilwird, tut ihnen gut“, so die Beobachtung der 23-Jährigen.

Das Projekt fördere außerdem den Kontakt zur Kirche, denn das sie dort hingehen dürfen, sei für Frauen in Mabira keine Selbstverständlichkeit.

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