Ulmen/Cochabamba/Bolivien

In Cochabamba ziehen bald die ersten Schüler ein

Schülerwohnheim in Cochabamba: Das Gebäude steht, die ersten Schüler wurden bereits ausgesucht.
Schülerwohnheim in Cochabamba: Das Gebäude steht, die ersten Schüler wurden bereits ausgesucht. Foto: Heike Ternes

Die Fliesen werden gerade verlegt, dann sollen schon die ersten Tische und Schränke kommen. Das von HELFT UNS LEBEN, der Hilfsaktion unserer Zeitung, mitfinanzierte Schülerwohnheim in Bolivien steht kurz vor der Fertigstellung. Heike Ternes aus Ulmen in der Eifel, die das Projekt gemeinsam mit der Ärztin Annemarie Hofer betreut, war erst vor wenigen Wochen wieder in Südamerika. Sie kann berichten: „Wir machen sehr gute Fortschritte.“

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Ulmen/Cochabamba/Bolivien. Die Fliesen werden gerade verlegt, dann sollen schon die ersten Tische und Schränke kommen. Das von HELFT UNS LEBEN, der Hilfsaktion unserer Zeitung, mitfinanzierte Schülerwohnheim in Bolivien steht kurz vor der Fertigstellung.

Heike Ternes aus Ulmen in der Eifel, die das Projekt gemeinsam mit der Ärztin Annemarie Hofer betreut, war erst vor wenigen Wochen wieder in Südamerika. Sie kann berichten: „Wir machen sehr gute Fortschritte.“

Hilfseinsatz für die Kinder in Bolivien: Annemarie Hofer (links) und Heike Ternes sorgen dafür, dass Schüler in Bolivien eine bessere Ausbildung erhalten.
Hilfseinsatz für die Kinder in Bolivien: Annemarie Hofer (links) und Heike Ternes sorgen dafür, dass Schüler in Bolivien eine bessere Ausbildung erhalten.
Foto: Dietmar Telser

Anders als befürchtet hat die Regenzeit in den Anden den Bau des Projektes nicht behindert. „Wir kommen richtig gut voran“, sagt Ternes. Nun bemüht sich Annemarie Hofer um die Innenausstattung des Gebäudes. So laufen bereits jetzt die Planungen für die erste Schulzeit. Am 5. Februar beginnt das Schuljahr, bis dahin sollen alle 14 Jugendlichen in das Wohnheim eingezogen sein.

Den Schülern wird somit in Cochabamba, einer Großstadt rund 200 Kilometer von der Hauptstadt La Paz, ein Schulabschluss ermöglicht, mit dem sie später eine Berufsausbildung oder ein Studium beginnen können. Dabei wird ihnen in dem Wohnheim auch Nachhilfe geboten.

Da die Eröffnung immer näher rückt, wird bereits Ausschau nach den künftigen Schülern gehalten. Sechs Jugendliche können sich schon über eine Aufnahme freuen. Heike Ternes hat deren Lebensläufe gesichtet. „Die Kinder stammen aus sehr armen Verhältnissen“, sagt sie. Viele kommen aus kinderreichen Familien, manche haben ein Elternteil verloren. Die Familien leben von den kargen Erträgen der Landwirtschaft in den Bergen. Das alles hätte wohl normalerweise dazu geführt, dass die Kinder nach der Schule wieder in ihre Heimatdörfer müssten. Eine Berufsausbildung hätten sie wohl nicht geschafft.

Projekt-Paten werden gesucht

Insgesamt werden in das Projekt rund 170 000 Euro investiert. Das Grundstück spendete ein Besitzer aus Deutschland, HELFT UNS LEBEN gibt 50 000 Euro aus Spenden der Leser weiter. Nun hoffen Ternes und Hofer, dass sich auch noch Unterstützer für die Zeit der Ausbildung finden. „Wir wollen Menschen finden, die die Patenschaft für einen Schüler übernehmen.“ Mit etwa 80 Euro im Monat wären die Kosten für einen Jugendlichen gedeckt.

In der Zwischenzeit sollen die Paten regelmäßig informiert werden, wie ihr Patenkind mit der Ausbildung vorankommt. Die Unterstützer erhalten Schulzeugnisse, Berichte und Briefe. „Wir wissen, dass dieser Betrag nicht gering ist“, sagt Ternes. Deshalb soll es auch Möglichkeiten geben, eine Patenschaft in Teilen zu übernehmen. Da die Unterstützung auf 24 Monate begrenzt ist – so lange dauert die Ausbildung –, lässt sich zudem die Gesamthöhe der Spende gut kalkulieren.

Ohne Annemarie Hofer wäre vieles nicht möglich gewesen

Doch so wichtig die Spenden sind: Ohne Annemarie Hofer wäre das Projekt wohl kaum realisiert worden. Sie arbeitet seit Mitte der 90er-Jahre in Bolivien. Zuvor war sie lange in einer Gemeinschaftspraxis in Ulmen tätig. In Bolivien fand sie ihre zweite Heimat. Sie kümmerte sich um Krankenstationen, baute später mithilfe von HELFT UNS LEBEN das Schülerwohnheim Bellavista auf. Rund 100 Kinder leben in dem Internat, längst reicht auch dort der Platz nicht mehr.

Hofers Arbeit in dem Land, indem zwei Drittel der Bevölkerung in Armut leben, wird von Jahr zu Jahr schwieriger. „Die Streiks halten immer wieder Schüler vom Unterricht fern“, sagt sie. Dazu kommen eine ausufernde Bürokratie und Gesetze, die die tägliche Arbeit nicht einfacher machen.

Den europäischen Sommer genießt die Ärztin in Cochem

Trotzdem will Hofer, die inzwischen 77 Jahre alt ist, Bolivien so schnell nicht verlassen. Sie hat sich in dem Gebäude selbst eine Wohnung gekauft. Dort will sie zumindest zeitweise immer wieder wohnen. Jetzt im europäischen Sommer, wenn es wieder bitterkalt in den Anden wird, wird sie sich hingegen im Raum Cochem erholen. Sie genießt die Zeit in der Region. Und es ist auch für sie eine Möglichkeit, denen Danke zu sagen, die seit Jahren ihre Arbeit in Bolivien unterstützen.

dit

  • Informationen über Patenschaften und das Projekt geben Gerd und Heike Ternes, Floriansweg 269, Ulmen, Telefonnummer 02676/80 00