HELFT UNS LEBEN: Initiative unsere Zeitung unterstützt Großfamilie aus Boppard-Buchenau
Von unserem Redakteur Wolfgang Wendling
Der Besitzer des Hauses hat das Mietverhältnis mit der Familie wegen Eigenbedarf gekündigt. Es ist ein weiterer Tiefschlag im sorgenvollen Leben der Mutter. Aber den steckt sie weg. Sie weiß, dass sie sich gegen eine Räumungsklage wehren kann.
Hilflos muss sie dagegen die Erkrankung ihres 16-jährigen Sohnes Jermain und des achtjährigen Tyron hinnehmen. Beide leiden an Muskeldystrophie des Typs Duchenne, eine Erbkrankheit, die im Kindesalter beginnt und dann rasch voranschreitet.
Während Tyron nur hin und wieder einen Rollstuhl in Anspruch nehmen muss, ist sein großer Bruder Jermain mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt. Nachts muss er mit einer Maske beatmet werden. Aber – und darauf ist Marlies Jung stolz – Jermain bläst kein Trübsal. Er ist ein aufgeweckter Junge, der am Leben teilnimmt, so gut er eben kann. Er besucht eine Förderschule in Neuwied. Jetzt, in den Ferien, kann er sich seiner großen Leidenschaft widmen, dem Fußball. Im Zimmer des BVB-Fans hängt das Poster von Top-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang. Dass wenigstens er bei der Borussia geblieben ist, steigert bei Jermain die Vorfreude auf die kommende Bundesliga-Saison doch erheblich.
Von Vorfreude auf kommende glückliche Ereignisse kann bei Marlies Jung wahrlich nicht die Rede sein. Aber sie erfährt einige Lichtblicke in ihrem beschwerlichen Leben. Drei Monate, in denen es ihr nicht so gut ging, konnte sie auf eine 24-Stunden-Pflegekraft zurückgreifen.
Doch das ist jetzt vorbei. Geblieben ist ihr gottlob die verlässliche Hilfe von Katja Masendorf. Seit acht Jahren kümmert sich die Mitarbeiterin des ambulanten Kinder- und Jugendhospizes in Koblenz um Familie Jung.
Sie ist auch anwesend, als Manuela Lewentz-Twer und Hans Kary von HELFT UNS LEBEN, der Initiative unserer Zeitung für Kinder in Not, sie in Buchenau besuchen. Die stellvertretende Vorsitzende und der Geschäftsführer des Vereins haben gute Nachrichten mitgebracht: HELFT UNS LEBEN möchte mit den Spenden der Leserinnen und Leser unserer Zeitung der Familie Jung ein Auto besorgen, das genügend Platz für die Großfamilie und zwei Rollstühle bietet.
Ein neues Auto, das speziell für den Transport von Rollstuhlfahrern umgebaut wird, wäre für die Familie ein Segen. Denn das alte Auto hat seinen Geist aufgegeben. Außerdem war es alles andere als rollstuhlgerecht. Immer, wenn es auf Reisen ging, musste die zierliche Frau den stämmigen jungen Mann ins Auto tragen.
Auf eine besonders lange Reise geht es, wenn die Familie mit allen Geschwistern das stationäre Kinderhospiz in Hamburg aufsucht. Hospiz – was sich so bedrohlich anhört, ist in Wirklichkeit ein Ort der Geborgenheit.
Im Kinderhospiz sind all jene junge Menschen willkommen, die eine lebensverkürzende Krankheit haben, klärt uns Katja Masendorf auf. Dort kümmern sich die Mitarbeiter liebevoll um Jermain, Tyron, Noemi (17) und den zehnjährigen Sunny. Er ist ein Enkelkind von Marlies Jung, lebt aber bei ihr in Pflege. Nur die großen Schwestern Latoya und Shari sind nicht dabei. Die 23-jährige Shari studiert in München.
Die Tage im Kinderhospiz sind für die Mutter eine Erlösung. „Die Kinder werden rund um die Uhr betreut“, erzählt Marlies Jung. Sie weiß nur zu gut, dass die Geschwisterkinder im Alltag häufig auf der Strecke bleiben.
HELFT UNS LEBEN bittet um Spenden für ein rollstuhlgerechtes, geräumiges Auto, das Familie Jung bitter nötig hat. Auch eine neue Wohnung wäre ideal. Denn noch weiß niemand, wie der Rechtsstreit mit dem Vermieter wegen der Eigenbedarfskündigung endet.