Kroppach/Koblenz

Kroppacher Bluttat: Ex-Frau schimpft über Mordopfer

In dieser Gaststätte in Kroppach ereignete sich am 22. Januar die Bluttat, bei der der 32-jährige Wirt getötet wurde.
In dieser Gaststätte in Kroppach ereignete sich am 22. Januar die Bluttat, bei der der 32-jährige Wirt getötet wurde. Foto: roe

Wer erstach den Wirt (32) der Kroppacher Pizzeria mit 31 Messerstichen? Jetzt hat im Prozess seine frühere Ehefrau (50) ausgesagt – und sie erzählte wenig Schmeichelhaftes über den Getöteten. Verwunderlich war auch die Reaktion der ausgebildeten Rettungssanitäterin, als sie den schwerstverletzten Mann fand: Sie setzte ihn auf einen Stuhl und steckte ihm eine Zigarette an.

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Oft sei sie behandelt worden wie das Allerletzte, sagte die Frau im Prozess vor dem Landgericht Koblenz. Ihr Ex-Mann habe eine „Nutte“ als Bedienung eingestellt und ständig teure Auslandstelefonate geführt. Er habe nächtelang „durchgesoffen“. Und er sei ein brutaler Schläger gewesen, mal habe er ihr eine Rippe gebrochen, mal auf beide Ohren geschlagen, sodass ihr beide Trommelfelle platzten.

Ein indischer Wirt wurde in seiner Gaststätte in Kroppach getötet.

Röder-Moldenhauer

Ein indischer Wirt wurde in seiner Gaststätte in Kroppach getötet.

Röder-Moldenhauer

Ein indischer Wirt wurde in seiner Gaststätte in Kroppach getötet.

Röder-Moldenhauer

Ein indischer Wirt wurde in seiner Gaststätte in Kroppach getötet. Das Gebäude wurde versiegelt.

Röder-Moldenhauer

Ein indischer Wirt wurde in seiner Gaststätte in Kroppach getötet. Das Gebäude wurde versiegelt.

Röder-Moldenhauer

Ein indischer Wirt wurde in seiner Gaststätte in Kroppach getötet.

Röder-Moldenhauer

Ein indischer Wirt wurde in seiner Gaststätte in Kroppach getötet.

Röder-Moldenhauer

Angeklagter in dem Mordprozess ist ein arbeitsloser Westerwälder (21) – Sohn der 50-Jährigen, Stiefsohn des Getöteten. Er ging zur Sonderschule, lebte als Kind und Jugendlicher meist im Heim. Seine Kochlehre konnte er nicht erfolgreich abschließen.

Am Tatort sah es laut dem Vorsitzenden Richter Ralf Bock aus „wie im Schlachthaus“. Der Mörder stach am Morgen des 22. Januar gegen 6.30 Uhr von hinten auf den Wirt ein – so die Anklage. Erst mit einem 13 Zentimeter langen Messer. Dann, als es sich verbog, mit einem 23 Zentimeter langen Messer. Der Wirt starb um 12.02 Uhr im Krankenhaus Siegen.

Was ist in der Tatnacht passiert? Am zweiten Prozesstag sagten insgesamt zehn Zeugen aus – so schilderten sie die letzten Stunden des Pizzeria-Wirtes: Gegen 22 Uhr besuchen ihn drei Freunde aus Altenkirchen und Bielefeld. Sie trinken Wodka, fahren dann mit dem Wirt und dessen Stiefsohn zu einer Disco in Hachenburg. Problem: Der Wirt hat dort Hausverbot, weil er sich laut deren Chefin mehrfach geweigert hatte, seine Rechnung zu bezahlen. Darum gehen die drei Männer allein in die Disco. Wirt und Stiefsohn ziehen durch Hachenburger Kneipen. Sie trinken Bier, spielen Kicker, prellen die Zeche. Sie wirken gut gelaunt und betrunken, je länger der Abend wird, umso stärker. Gegen 5 Uhr werden sie schließlich dabei beobachtet, als sie in ein Taxi steigen und wegfahren.

Die Ex-Frau des Wirts fand ihren Mann nach eigenen Angaben am Morgen regungslos in der Pizzeria liegen. Das sagte sie im Prozess aus: Als die Tat passiert, schläft sie in der Wohnung über der Pizzeria im Bett – und hört nichts. Auch weil sie wegen eines Tinnitus nachts immer den Fernseher laufen lässt. Gegen 8.30 Uhr geht sie in den Schankraum – ihr Mann liegt dort in einer roten Lache. Sie denkt erst an Rotwein. Als sie erkennt, dass es Blut ist, schaut sie aber nicht nach, ob ihr Mann noch lebt. Sie hastet erst zu ihrem Sohn ans Bett, weckt ihn „aus dem Tiefschlaf“, läuft mit ihm zurück in den Schankraum. Beide setzen den schwerst verletzten Mann auf einen Stuhl, geben ihm ein Glas Wasser und lassen ihn eine Zigarette rauchen.

Schwer verständlich: Die Frau leitet nach eigenen Angaben keine Erste-Hilfe-Maßnahmen ein, obwohl sie ausgebildete Rettungssanitäterin ist. Sie fragt den sterbenden Mann auch nicht, wer ihn so schwer verletzte. Und sie versäumt es sogar, einen Krankenwagen zu rufen – dies tut erst ihr Sohn, als er merkt, dass sie es noch nicht getan hatte. „Ich stand komplett neben mir“, erklärte sie im Prozess.

Der Angeklagte machte vor Gericht bisher keine Aussage. Bei der Polizei bestritt er die Tat. Der Prozess geht am 21. August weiter.

Von unserem Redakteur Hartmut Wagner