Whisky-Journal: Immer der Nase nach

Stefanie Klöckner, Chefin der Westerwälder Birkenhof-Brennerei, bei einer Fassprobe ihres Whiskys "Fading Hill"
Stefanie Klöckner, Chefin der Westerwälder Birkenhof-Brennerei, bei einer Fassprobe ihres Whiskys "Fading Hill" Foto: Birkenhof-Brenne

Probieren geht über Studieren: In einem internen Tasting trinken sich Redakteure der Rhein-Zeitung einen Abend lang durch die heterogene deutsche Whiskylandschaft. Wer sich ein Bild vom Geschmack deutscher Whiskys verschaffen will, dem bleibt nur eins: sämtliche Vorstellungen über Bord zu werfen und sich mit offenen Sinnen auf die Aromen im Glas einzulassen.

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Denn ein einheitliches Geschmacksbild oder gar einen nationalen Stil gibt es hierzulande nicht. Das liegt auch daran, dass viele Whiskyproduzenten von Haus aus Obstbrenner sind und auch das Getreide auf ihren Brennanlagen destillieren, die anders als die originärer Kornbrennereien ausgelegt sind. Die Whiskys, die so entstehen, sind eleganter, sauberer, aber auch weniger komplex als schottische Whiskys. „Und die Lagerzeiten sind derzeit noch nicht mit denen in Schottland zu vergleichen“, gibt die Westerwälder Brennerin und Sprecherin des Verbands Deutscher Whiskybrenner, Stefanie Klöckner, bei einer Verkostung im Verlagshaus der Rhein-Zeitung offen zu. Die Hauptkritik unserer Tester lautete dann auch „zu jung“ oder „zu scharf“ aufgrund des oft noch vordergründigen Alkohols.

Rund 30 verschiedene Whiskys hatten Brenner aus ganz Deutschland auf Anfrage an die Redaktion geschickt. Dort mussten sich die Destillate dem kritischen Gaumen dreier Redakteure und eingefleischter Whiskytrinker stellen. Unterstützung bei der sensorischen Beurteilung erhielten sie von Thomas Klaas, dem Leiter der Deutschen Wein- und Sommelierschule in Koblenz, der den Abend als „faszinierende Entdeckungsreise“ beschreibt. Fazit: „Es lohnt sich, deutschem Whisky eine Chance zu geben, wenn man bereit ist, sich auf etwas Neues einzulassen“, findet Redakteur Sebastian Eiden, der zu Hause bevorzugt Single Malts von der schottischen Küste trinkt. „Ohne vorher zu kosten, sollte man deutschen Whisky nicht kaufen – die Gefahr, aufgrund der hohen Preise enttäuscht zu werden, ist groß“, warnt er. Kollege Peter Miltz, der ein Herz für dreifach gebrannte Malt-Whiskeys aus Irland hat, zeigt sich dem Thema neuerdings ebenfalls aufgeschlossen: „Einen von denen hab ich mal geschenkt gekriegt – jetzt freu ich mich sehr darauf, ihn zu entkorken!“ Christian Koniecki, der sich zur Torf-Fraktion der Whiskytrinker zählt, gibt sich augenzwinkernd „überrascht, wie gut schlecht riechender Whisky doch schmecken kann“. Die Favoriten der Runde:

Birkenhof-Brennerei, Dinkel-Whisky: Dieser rheinland-pfälzische Whisky lagert derzeit noch in einem Fass, das der niederländische Portweinwinzer Dirk Niepoort ausrangiert hat. Es gibt dem Destillat einen hellen Bernsteinton und elegant-zarte Duft- und Geschmacksnoten von Karamell, Vanille und reifen Steinfrüchten. Voraussichtlich ab April zu haben.

Brennerei Höhler, Grain Whessky: Der hessische Whisky ist ein Blend aus Malz und verschiedenen Getreidebränden der Saison 2008/09. Die ersten Jahre lag er im neuen Eichenfass, das dritte Jahr im gebrauchten Rotweinfass. Er hat die Farbe von dunklem Bernstein, duftet nach Malz und frischem Heu und kommt am Gaumen recht breitbeinig daher mit Aromen von Kräutern, Zitrusfrüchten und Schokolade (0,5 l/22 Euro).

Uerige, Baas: Der Single Malt Whisky der Düsseldorfer Altbierbrauerei hat 36 Monate in Fässern aus amerikanischer Weißeiche verbracht. Er besticht in der Nase mit kräftigen Honig-Gewürznoten, am Gaumen entwickelt er eine angenehme rauchige Tabaknote, hat mit knapp 75 Euro für 0,5 Liter aber auch einen strammen Preis.

Finch, Schwäbischer Highland Whisky: Der Dinkel und Weizen für diesen Whisky wächst im Biosphärenreservat auf der Schwäbischen Alb. Das Destillat reifte fünf Jahre im Barriquefass, was ihm eine feine Holznote und einen ausgewogenen Geschmack nach Trauben und Getreide sowie eine leichte Pfeffernote gibt (0,5l/33 Euro).

Kammer-Kirsch, Black Forest Single Malt Rothaus Edition 2012: Mit diesem Whisky wurde die Schwarzwälder Brennerei bereits das zweite Jahr in Folge zur besten deutschen Whisky-Destille gekürt. Malz und Quellwasser teilt er sich mit dem kultigen Rothaus-Tannenzäpfle-Bier. Bourbon- und Madeirafässer haben Spuren von Rosinen, Orange, Toffee und Gewürzen hinterlassen (0,5 l/65 Euro).

Slyrs, Bavarian Single Malt Whisky 2009: „Ahs“ und „Ohs“ erntete das flüssige Gold der bayerischen Whisky-Pioniere. Schon in der Nase kommt der Whisky erwachsen und komplex daher – ein Versprechen von Vanille, Würze und Wiesenkräutern, das er am Gaumen lang hält (0,7 l/44 Euro). nim

Impressionen von der Whiskyprobe in der Redaktion der Rhein-Zeitung finden Sie unter www.ku-rz.de/whisky