Nicole Mieding hat's ausprobiert: Ei aus der Dose? Auweia!
Nicole Mieding bereitet Ei zu, das garantiert nie einen Hühnerhintern sah
Zubereitung: Im 25-Gramm-Probierdöschen, einem Mitbringsel von der Fachmesse Biofach, ist ein pudriges gelbes Pulver, das in einem Achtelliter Wasser angerührt, drei „frische, natürliche, vegane Eyer“ ergeben soll. Beim Anrühren mit dem Schneebesen beginnt es zu schäumen und riecht zudem leicht säuerlich. Zur Frühstücksauthentik dünste ich eine Schalotte in zerlassener Butter an, dann kommt der Ei-Ersatz dazu. Auch in der Pfanne schäumt der munter weiter. Rühren und Wenden (soll schließlich Rührei werden) verändert auffällig seine Konsistenz: Das Flüssigei verwandelt sich in eine glibberige Masse, die zuerst an Pudding erinnert, dann wird sie zäh wie Kaugummi. Auch die Farbe ändert sich und wirkt zum Schluss etwas zu gut gemeint: Das Ey-Gelb changiert zwischen Safran und Curry.
Verzehr: Die mitgelieferte Würzmischung (Pfeffer, schwarzes Salz und Zwiebelpulver, 100 Prozent organisch, aber eben getrocknet ) lasse ich liegen, würze stattdessen wie gewohnt mit Meersalz und frischem Pfeffer aus der Mühle. Den Genussfaktor erhöht das leider nicht. Das vegane Ei verhält sich zur Gabel wie Wackelpudding mit zu viel Gelatine. Die ist selbstverständlich nicht drin, sondern die tierfreien Geliermittel Xanthan und Johannisbrotkernmehl. Im Mund fühlt sich das falsche Ei an wie Tapetenkleister und schmeckt leicht mehlig. Das einzig wahrnehmbare Aroma stammt von den zugefügten Zwiebelstückchen.
Fazit: Wie Hühnerei schmeckt dieses Pulver aus Maisstärke, Kartoffel- und Erbseneiweiß sowie Lupinenmehl definitiv nicht. Darüber kann auch nicht hinwegtrösten, dass die Zutaten zu 75,6 Prozent aus biologischer Landwirtschaft stammen. Vielleicht lässt sich daraus etwas Schmackhafteres machen? Ein Vollei-Ersatz ist „MyEy“ nicht, es taugt allenfalls zur optischen Täuschung. Lerne: Ei ohne Ei, das ist ein Widerspruch in sich. Wer huhnfrei leben will, dem bleibt – jedenfalls beim Frühstücksei – nur der Verzicht.
Nachtrag: Die auffällig gelbe Farbe setzt sich auch auf der Zunge ziemlich hartnäckig fest. Selbst Schrubben mit der Zahnbürste hilft nicht. Dafür sind deren Borsten neuerdings eigelbfarben.