Hollywoodlächeln für 24,50 Euro?

Von Nicole Mieding

Ein blendend weißes Hollywoodlächeln, das wie unberührter Schnee auf dem Kilimandscharo mit den Scheinwerfern um die Wette strahlt: Das wär's.

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Von Zahnpasten, die derlei versprechen, hab ich dennoch bislang Abstand genommen. Weil sie in der Regel mit chemischen Bleichmitteln arbeiten, die die Mundflora gehörig aus dem Gleichgewicht bringen. Zudem polieren die mikrofeinen Putzpartikel aus Bimsstein oder Bentonit zwar die Zähne, schmirgeln dabei aber auch gleich den Zahnschmelz weg. Weshalb ich mich mit meinem Naturweiß irgendwo zwischen Champagner, Creme und Elfenbein abgefunden habe. Bis jetzt. Denn nun verspricht Curaprox, eine Schweizer Firma für Mundhygiene, weißes Lächeln ganz ohne Schmirgeln und Bleichen. Und in der Schweiz kennt man sich mit frisch gefallenem Schnee gut aus.

Funktion: Ihren Zaubertrick verraten die soliden Schweizer auch gleich mit: Aktivkohle. Angeblich nimmt sie „Schmutz und Verfärbungspartikel einfach in sich auf wie ein Staubsauger“. Ein Blaufilter soll zudem Gelbverfärbungen reduzieren. Aktivkohle filtert schon den Teer aus Zigarettenrauch in Zigarettenfiltern, unerwünschte Farbstoffe aus weißem Rum und Schweißgeruch aus Schuhsohlen. Warum also nicht.

Anwendung: Weiß ist jetzt schwarz und auch sonst alles anders. Schon äußerlich sagt die Tube der gewohnten Badezimmeroptik in Weißblaumintgrün den Kampf an. Teerfarbene Paste auf schneeweiße Borsten zu quetschen, ist, nun ja, gewöhnungsbedürftig. Im Mund bleibt der Schockmoment aus – mit dem Frischegeschmack Limone-Minze sind die Papillen vertraut. Leicht traumatisch kann hingegen die erste Erfahrung beim Ausspucken sein: Schwarzer Schaum lässt an den Auswurf bei Lungenpest und anderen üblen Krankheiten denken. Aber wer schön sein will ... Beim nächsten Ausspeien signalisiert die Paste Überehrgeiz: Blut färbt den Schaum um in grünen Monsterschleim. Die mitgelieferte Zahnbürste hat nicht zufällig schwarze Borsten, wie nach ein paar Tagen hässliche Verfärbungen der elektrisch betriebenen Aufsteckzahnbürste zeigen.

Fazit: Nachdenklich stimmt der Zahnarzt, dessen Besuch gerade fällig ist. Ohne vom Experiment zu wissen, rät er zur professionellen Zahnreinigung („Trinken Sie viel Kaffee oder rauchen Sie?“). Kein Kilimandscharo also, mehr altes Papier. Der Weg nach Hollywood ist weit, aber von den 90 Millilitern Paste ja noch einiges übrig. Wegwerfen verbietet sich schon aus Nachhaltigkeitsgründen. Ganz zu schweigen vom Preis – nicht ganz so hoch wie der Kilimandscharo, 24,50 Euro immerhin. Deutlich günstiger als Bleaching. Also weiterputzen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Von Nicole Mieding