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Autorin nimmt Frauenbilder in den Blick: Gisela Wülffing erinnert Feministin Simone de Beauvoir

In Steinebach lernte Gisela Wülffing Frauenbilder kennen, die sie in ein Buch aufnahm. Foto: Röder-Moldenhauer
In Steinebach lernte Gisela Wülffing Frauenbilder kennen, die sie in ein Buch aufnahm. Foto: Röder-Moldenhauer

Simone de Beauvoir und „Zur Sache Schätzchen“ – was haben beide miteinander zu tun? Beide haben runde Geburtstage: Gestern vor genau 110 Jahren erblickte Simone de Beauvoir in Paris das Licht der Welt, und vor wenigen Tagen wurde an den 50. Jahrestag des Films „Zur Sache Schätzchen“ mit Uschi Glas und Werner Enke erinnert. Beide Daten geben Anlass, sich ein Lebensgefühl in der späten Nachkriegszeit ins Gedächtnis zu rufen.

Lesezeit: 3 Minuten
Zur Aufbruchstimmung der 68er-Jahre passten die Texte der französischen Schriftstellerin und politisch engagierten Philosophin. Sie animierte uns junge Frauen, darüber nachzudenken, ob es richtig sei, als Frau gehorsam sein zu müssen. In ihren „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause“ erinnert sie sich an die Ermahnung, nicht „ungehörig“ zu sein und ...
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Unsere Gastautorin Gisela Wülffing

Unsere Gastautorin Gisela Wülffing aus Steinebach ist eine ausgewiesene Kennerin der Entwicklung der Frauenpolitik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Geboren 1946 in Bonn, wuchs sie mit vier Geschwistern auf. Seit ihrem 16. Lebensjahr ist sie berufstätig, über die Abendschule bildete sie sich weiter und besuchte schließlich die Universität. Gisela Wülffing hat einen Sohn.

1977 war sie Mitbegründerin der überregionalen Tageszeitung „die taz“ in Frankfurt, für die sie als Berichterstatterin gesellschaftspolitischer Themen in Berlin tätig war. Außerdem arbeitete sie für das Stadtmagazin ‚Pflasterstrand‘ in Frankfurt. 1981 war sie Mitbegründerin (und Mitglied) der Deutsch-Iranischen Beratungsstelle für Frauen und Mädchen aus dem Iran und Afghanistan (Frankfurt) – als damalige Antwort auf die Zwangsverschleierung für Frauen im Iran. 1983 wurde sie für eine Reportage mit dem Elisabeth-Selbert-Preises (Elisabeth Selbert war eine der Mütter des Grundgesetzes) ausgezeichnet. Von 1986 bis 2008 war sie Pressesprecherin der Bevollmächtigten für Frauenangelegenheiten in Hessen, Wiesbaden. Von 1991 bis 2002 oblag ihr die Öffentlichkeitsarbeit im hessischen Sozialministerium in Wiesbaden (einschließlich sechs Jahre Frauenbeauftragte im Ministerium). Zwischen 2003 und 2008 leitete sie die Stabsstelle Frauenpolitik im hessischen Sozialministerium. Seit 2009 ist sie ehrenamtliches Mitglied im Kuratorium der taz Panter Stiftung, Berlin, seit 2014 Mitglied im Gemeinderat Steinebach und seit 2015 Vorsteherin des Kindergartenzweckverbandes Steinebach an der Wied. nh

De Beauvoir ebnete Weg für moderne Frauenbewegung

Simone de Beauvoir (geboren am 9. Januar 1908 in Paris) ist eine führende Repräsentantin des französischen Existenzialismus' in der Literatur. Zudem ist sie eine entscheidende geistige Wegbereiterin für die Frauenbewegung und den Kampf der Frauen um Gleichberechtigung im 20. Jahrhundert.

Als bis heute grundlegend in diesem Kampf gilt laut Kindlers Neues Literatur Lexikon de Beauvoirs radikales wie visionäres Werk „Le deuxième sexe“ („Das andere Geschlecht“), das erstmals 1949 erschien (deutsch 1951). In der gesamten (überschaubaren) Geschichte der Menschheit, so die Analyse der Schriftstellerin, ist die Frau als „das Andere“ bestimmt worden. Der Mann gilt als das Absolute, das Subjekt, das Wesentliche. Doch nicht die Natur, so de Beauvoir weiter, habe die Frau zu ihrer Unselbstständigkeit verdammt, sondern diese Entwicklung sei ein Produkt der Zivilisation. Dieser literarische Erfolg machte sie weltbekannt. Sie wurde in verschiedene Länder eingeladen. Ihre Reiseerfahrungen fanden in Reportagen und Tagebüchern ihren Niederschlag. Weitere bekannte Titel aus de Beauvoirs Feder sind „Die Mandarins von Paris“, ihre Autobiografie „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause“, in der sie sehr persönlich ihren Werdegang erzählt, „Sie kam und blieb“ sowie „Das Blut der anderen“.

Simone de Beauvoir wuchs zunächst in wohlhabenden Verhältnissen auf. Nachdem sich ihre Eltern allerdings finanziell verspekuliert hatten, lernte sie mit Entbehrungen kämpfen. Da ihr Vater befürchtete, ihr keine ausreichende Mitgift geben zu können, setzte er, wenn auch widerwillig, stattdessen darauf, dass sie zumindest eine gute Ausbildung bekam. Das wiederum deckte sich ganz mit den Vorstellungen der Tochter, die als Jugendliche ihren Glauben verlor und deren Idealbild nicht das Bild einer Hausfrau und Mutter, sondern das einer ständig Lernenden und Erschaffenden war.

Schon in jungen Jahren kam sie in Kontakt mit Pariser Intellektuellen. Während ihrer Studien lernte sie Jean-Paul Sartre kennen, zu dem sie bis zu dessen Tod 1980 eine besondere Beziehung pflegte – sowohl in öffentlicher Form literarisch-philosophisch beziehungsweise politisch (etwa im Kampf gegen den Faschismus) als auch privat. Simone de Beauvoir starb am 14. April 1986 in Paris. Sie wurde auf dem Cimetière de Montparnasse in Paris neben Jean Paul Sartre begraben nh