Zeit drängt: Versorgung Schwerstkranker im Rhein-Lahn-Kreis ist lückenhaft
„Die Komplikationsrate wächst jeden Tag“, sagte der Initiator und Motor des in Nassau geplanten stationären Hospizes für den Rhein-Lahn-Kreis.
Wenn, dann am liebsten zu Hause sterben, am besten ganz sanft im Schlaf. Das ist der Wunsch vieler Menschen. Doch der geht selten in Erfüllung. Meist sind die Angehörigen – wenn überhaupt vor Ort – mit der Pflege Schwerstkranker und Sterbender überfordert. Krankenhäuser und Pflegeheime sind es nicht selten ebenfalls.
Anders ist es in einem Hospiz. Darüber sprach der Internist, Hausarzt und Palliativmediziner Dr. Martin Schencking in Nastätten. Während ein Aufenthalt auf der Palliativstation dazu befähigen solle, noch einmal nach Hause zu gehen, bedeute das Hospiz die letzte Station. Dank des SAPV-Teams, eines spezialisierten, ambulanten Teams der palliativen Versorgung, werde es vielen Menschen ermöglicht, zu Hause zu sterben. Doch oft blieben Menschen trotzdem alleine, weil zum Beispiel keine Kinder oder Verwandte vor Ort seien.
Wie wohlbehütet der letzte Weg in einem Hospiz ist, schilderte Dr. Schencking sehr informativ und anschaulich. Dort ist möglich, was kein Krankenhaus und kein Pflegeheim leisten kann: eine Eins-zu-eins-Betreuung von speziell ausgebildetem Fachpersonal über 24 Stunden. Das zudem in einer häuslichen Umgebung. Die Patientenzimmer in dem Neubau, der 2024 in Nassau-Scheuern in Betrieb genommen werden soll, werden so groß sein, dass auch ein Angehöriger dort mit übernachten kann. Die Betten können in den Park geschoben werden, und auch an einen Raum der Stille oder einen Begegnungsraum für Familien mit Kindern ist gedacht.
Der Referent berichtete von zunehmend jungen Patienten am Lebensende. Meist seien es Krebskranke mit schlechter Prognose und einem hohen Grad der Pflegebedürftigkeit. „Wir brauchen Ärzte, die geschult sind im Umgang mit Sterbenden“, sagte Schencking. Gleiches gelte für die Pflege. Schon gebe es zahlreiche Bewerbungen. Man sei bereits im Gespräch mit einer Hospiz- und einer Pflegedienstleitung. Auch eine Köchin, die sich täglich nach den Wünschen der Patienten erkundige, sei schon vorhanden.
Für den Bau des Hospizes sind circa 6 Millionen Euro veranschlagt. Diese werden unter anderem durch zwei Stiftungen und vor allem durch Spenden finanziert. Spenden werden auch nach der Inbetriebnahme des Hospizes erforderlich sein, denn die Krankenkassen verlangen, dass circa zehn Prozent der Betriebskosten spendenfinanziert sind.
Der Vortrag des Vorsitzenden des Fördervereins Stationäres Hospiz Rhein-Lahn und der Stiftung Hospiz Rhein-Lahn war auf Initiative des Rotary-Clubs St. Goarshausen-Loreley im Nastätter Hotel Oranien zustande gekommen. Bei solchen Vorträgen macht sich der Club, dessen Motto „lokal verbunden, regional gestalten, national und international aktiv“ lautet, über verschiedene Projekte kundig. Projekte, die von den Rotariern gefördert und begleitet werden, sind zum Beispiel das Waldprojekt mit einer naturnahen Wiederaufforstung in der Gemarkung Oelsberg, die Hilfe bei Schulneubauten in Nepal oder die Pferdeinsel Reichenberg für beeinträchtigte Kinder. red