Schönborn

Hobbymeteorologe in Schönborn dokumentiert Klimawandel: Wetterbeobachtungen seit 2007¶

Eine Wetterblumenspirale an der Station 10 des Schönborner Wetterlehrpfades, zeigt an, ob sich eine Wetterfront nähert. Seit 2007/2008 misst Friedemann Kurrle Lufttemperatur und Niederschlag in Schönborn. Foto: Friedemann Kurrle
Eine Wetterblumenspirale an der Station 10 des Schönborner Wetterlehrpfades, zeigt an, ob sich eine Wetterfront nähert. Seit 2007/2008 misst Friedemann Kurrle Lufttemperatur und Niederschlag in Schönborn. Foto: Friedemann Kurrle

„Klimawandel ist in aller Munde“, weiß Friedemann Kurrle aus Schönborn. „Wir merken die zunehmende Erwärmung und Trockenheit“, schreibt er. Denn mit dem Wetter im Einrich kennt sich der Hobbymeteorologe aus: Seit 2007 führt er täglich Wetterbeobachtungen durch. „Sowohl visuelle als auch mit der Wetterstation gemessene digitale Daten werden so erfasst.“ Im Mittelpunkt der Beobachtungen stehen Lufttemperatur und Niederschlag.

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Seit 2008 hat er dabei einen steigenden Jahrestemperaturverlauf registriert. Ein Blick auf die Temperaturkurve zeigt, dass es sich um einen wellenförmigen Anstieg handelt. „Man kann erkennen, dass 2021 ein Jahr der Beruhigung war.“ In diesem Jahr war es auch nass. „Und durch die Corona-Pandemie wurde der CO2-Ausstoß, vor allem im Luftverkehr und auch am Boden, stark reduziert.“ Denn der Luftraum war damals quasi leer. Daher könne man ebenso fragen, ob 2021 ein Nachweis dafür sein kann, dass die Menschheit durch Verunreinigung der Luft – beziehungsweise hier durch starke Reduzierung – einen erheblichen Einfluss auf das Klima nimmt, überlegt Kurrle.

2010 wiederum war ein schneereiches Jahr, erläutert er weitere Details seiner Beobachtungen. „Im Januar und Dezember gab es permanent geschlossene Schneedecken von bis zu 35 cm Höhe!“ Dies war teilweise auf ein Polarsplitting zurückzuführen, wo am Nordpol eine Tiefdrucktrennung stattgefunden hatte, die uns die Luft direkt nach Mitteleuropa zuführte. „Das war außergewöhnlich.“ In diesen Monaten war es auch mit je -3,5 °C im Mittel eisig kalt.

„2022 war das wärmste Jahr meiner Messungen."

Schon seit 2007 beobachtet Hobbymeteorologe Friedemann Kurrle das Wetter in Schönborn.¶

„Ein Starkregenereignis hatten wir schließlich am 30. Juli 2014: Denn am Abend zog aus Nordost über den Ergenstein ein Extremwettergewölk zu uns in den Einrich und regnete sich bei uns aus.“ Gleich zweimal gab es in dieser Nacht einen Niederschlag von knapp 100 l/m². „Im langjährigen Mittel regnet es im ganzen Jahr 705 l/m²“, so der Experte.

Trockene Jahre, die dem Wald zuletzt vor allem in Form von Fichtensterben zugesetzt haben, gab es in 2011, 2015 und dann extrem in 2018 bis 2020. „In letzterer Phase begann auch teilweise das Sterben von Buchenbeständen, die für den ursprünglichen heimischen Baumbestand stehen.“ 2018 bis 2020 war es außerdem noch sehr warm, was die Verdunstung und damit die Vertrocknung der Pflanzenbestände verstärkte.

„2022 war das wärmste Jahr meiner Messungen. Eigenartig verhielt sich auch der Dezember 22: Mitte des Monats eisige Kälte, am Ende dann wieder extrem warm, mit noch nie gemessenen Dezemberwerten.“ Aber es gilt an dieser Stelle zu differenzieren: „Die Kalt- und Warmzeiten lange vergangener geschichtlicher Zeiten sind in einer Sache nicht mit der Gegenwart zu vergleichen.“ Denn es finde heutzutage eine Verschmutzung unserer Atmosphäre statt, indem fossile Brennstoffe, ursprünglich aus dem Untergrund der Erde ausgebeutet, in die Luft verlagert werden und sich dort dann anreichern und schwerlich abbauen lassen. „Dies gab es im Mittelalter nicht. Daraus werden sich Konsequenzen ergeben.“

Fast jedes Jahr beobachtet Friedemann Kurrle außerdem Starkwindereignisse. „Meist am Ende des Winters. Denn in dieser Jahreszeit wandelt sich die Wetterlage von vermehrten Tiefdruckgebieten in eine druckstabilere Sommerlage.“ Im Sommer bewegten sich die Luftströmungen wesentlich langsamer und in stabilen Hochdruckformationen, die dann trockeneres, warmes Wetter bringen.

Er staune immer wieder und sei sehr froh, wie manche junge Menschen positiv denken und konstruktiv in die Zukunft schauen, fährt Kurrle fort. Mit der „Wetterkundlichen Umweltbildung“ in Schönborn – inklusive Führungen auf dem Wetterlehrpfad – wolle man Menschen erreichen und anleiten, umsetzbare zukunftsfähige Gedanken zu entwickeln, um nachhaltig unsere Zukunft zu bebauen und zu bewahren. Die Station 10 des Wetterlehrpfades oberhalb von Schönborn besteht zum Beispiel aus einer Wetterstation und einer Erklärung auf der Tafel, wie sich Pflanzen als sogenannte „Wetterpropheten“ verhalten: „Die Gänseblümchen auf dem Wiesenweg, und andere Blumen, schließen ihre Blütenblätter, sobald sich eine Wetterfront nähert.“

Der Kindergarten Schönborn baute daher mit Freiwilligen die Wetterblumenspirale vor der Station, und als sich an einem Tag dann schließlich die Blüten der Gänseblümchen schlossen, erlebten die Kinder kurz darauf einen eintreffenden Regenschauer und freuten sich darüber. red

Weitere Informationen und Einblicke zur „Wetterkundlichen Umweltbildung und Führungen“ gibt es im Internet unter der Adresse www.kurrlewetter.de