Rhein-Lahn/Montabaur

Geplante FOC-Expansion: Rhein-Lahn-Kreis widerspricht Gutachten

60 Geschäfte finden sich derzeit im FOC Montabaur.
60 Geschäfte finden sich derzeit im FOC Montabaur. Foto: Sascha Ditscher

Das komplette Umland spricht sich gegen die massive Erweiterung des Fashion-Outlet-Centers in Montabaur aus. Auch der Kreisausschuss des Rhein-Lahn-Kreises sendet eine eindeutige Protestnote und ist gegen die Verdoppelung der Verkaufsfläche. Dennoch ist mehr als fraglich, ob all die Bedenken hinsichtlich der negativen Auswirkungen auf die Innenstädte rund um Montabaur etwas an den Plänen ändern.

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Die Obere Landesplanungsbehörde hat die Kreisverwaltung in Bad Ems Ende November von der Einleitung des Raumordnungsverfahrens in Kenntnis gesetzt und um Abgabe einer Stellungnahme gebeten. Vorgesehen ist demnach die Erweiterung des Fashion-Outlet-Centers (FOC) von einer Verkaufsfläche von derzeit 10.000 auf 21.800 Quadratmeter. Durch die Erweiterung sollen circa 65 bis 70 zusätzliche Ladeneinheiten angeboten werden.

Damit, so die Begründung aus Montabaur, sollen geänderte Rahmenbedingungen sowie Käuferwünsche berücksichtigt und aktuelle Marktanforderungen umgesetzt werden. Im Zuge der Erweiterung sei auch eine interne Umstrukturierung der Sortimentsverteilung innerhalb des Areals geplant. Die beabsichtigte Erweiterung sehe die Errichtung von zusätzlichen Gebäuden beiderseits der Kreisstraße 82 (Staudter Straße) vor und nehme einen Teil des bestehenden FOC-Parkplatzes in Anspruch.

Was sagen Gutachter dazu? Laut einer den Planungsunterlagen beigefügten städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungsanalyse der Firma ecostra aus Wiesbaden sind „bezogen auf die Mittelzentren Diez, Dernbach, Höhr-Grenzhausen, Bendorf, Vallendar, Lahnstein und Bad Ems, das Grundzentrum Hadamar sowie auf sonstige Gemeinden innerhalb des Naheinzugsgebietes (Zone I) die möglichen ökonomischen, städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen des Untersuchungsobjektes aus gutachterlicher Sicht als verträglich zu bewerten“. Gleiches gelte für die Zone II, darunter Nastätten.

Im Rhein-Lahn-Kreis sieht man das allerdings komplett anders. Aus Sicht der Unteren Landesplanungsbehörde ist die übergroße Erweiterung der Verkaufsfläche des FOC Montabaur äußerst kritisch zu sehen.

Verwaltung ratet von Gegengutachten ab

Um jedoch diese Bedenken sachlich weiter zu untermauern, wäre demnach eigentlich ein Gegengutachten zu den Aussagen der Firma ecostra aufzustellen. Die Verwaltung hat allerdings aufgrund zu hoher Kosten und zu geringer Erfolgsaussichten von der Erstellung eines solchen Gegengutachtens abgeraten.

Seitens der Verbandsgemeinde Diez, der Stadt Diez sowie der Verbandsgemeinde Nastätten wurden bereits ebenfalls ablehnende Stellungnahmen unmittelbar an die SGD Nord gerichtet. Auch aus Limburg werden große Bedenken gegenüber der Entwicklung in der rheinland-pfälzischen Nachbarschaft geäußert.

Folgende Stellungnahme des Rhein-Lahn-Kreises wird nun an die zuständige Obere Landesplanungsbehördebei der SGD Nord gerichtet: „Von der geplanten Erweiterung des Fashion-Outlet-Centers (FOC) Montabaur sind vor allem die Mittel- und Grundzentren des Rhein-Lahn-Kreises betroffen. Die Raumverträglichkeitsprüfung hat ergeben, dass die Erweiterung aus gutachterlicher Sicht als verträglich zu bewerten ist. Diese Feststellung wird von uns nicht geteilt. Bereits das bestehende FOC hat entgegen der Aussage der Unterlagen zu Kaufkraftverlusten für den Einzelhandel in den Mittel- und Grundzentren im Rhein-Lahn-Kreis geführt.

Die Problematik des – schon seinerzeit bereits grenzwertigen Kaufkraftabzuges aus den Zentren des Rhein-Lahn-Kreises – wird sich bei einer Erweiterung auf mehr als die doppelte Verkaufsfläche noch deutlicher verschärfen. Wir befürchten dabei mehr als deutliche Auswirkungen und vor allem Existenzgefährdungen für unsere Einzelhandelsbetriebe!

Zudem laufen einhergehende Programme zur Stärkung der Innenstädte im Rhein-Lahn-Kreis, unter Inanspruchnahme erheblicher Fördermittel des Bundes sowie des Landes Rheinland-Pfalz damit unter Umständen ins Leere. Ebenso wirbt unter anderem die Landesregierung damit, Regionalität zu wahren. Dieses Bestreben widerspricht der Erweiterung des FOC Montabaur.“