Der Ton wird rauer, der Protest immer klarer. Die Katholiken im Bistum Limburg und unter ihnen gerade diejenigen, denen ihre Kirche besonders am Herzen liegt, wollen sich dem Diktat der alten, uneinsichtigen Männer in Rom und an manchen Bischofssitzen hierzulande nicht mehr beugen. Der sexuelle Missbrauch, ermöglicht und befördert von völlig überkommenen Machtstrukturen innerhalb eines in sich geschlossenen Systems, ist dabei ohne Zweifel das größte Übel, das rigoros ausgemerzt werden muss. Fast genauso schlimm und selbstzerstörerisch ist aber das Menschenbild in den Köpfen der Protagonisten, das Frauen, nur weil sie Frauen sind, den Zugang zum Priesteramt verweigert. Das geht so nicht, das widerspricht schlicht und ergreifend den Prinzipien unserer Verfassung, der tiefen Überzeugung, dass alle Menschen gleich sind. „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ So steht es im Grundgesetz, das die katholische Kirche nach 2000 Jahren, in denen das Frauenbild ein grundsätzlich anderes geworden ist, weiter konsequent missachtet. Mal ganz abgesehen von der Borniertheit, auf die Hälfte des potenziellen priesterlichen Personals freiwillig einfach so zu verzichten, ist eine solche Benachteiligung in dieser Zeit und dieser Welt völlig untragbar. Noch ringen kritische Frauen und Männer um die Zukunft ihrer Kirche. Die Frage ist, wie lange sie das noch ertragen wollen.
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