Diez/Limburg

Ausstellung in Limburg geplant: Flucht und Hunger bleiben die Kernthemen

Alea Horst leistet Nothilfe, so wie hier bei der Lebensmittelverteilung in Afghanistan kurz nach der Machtübernahme durch die Taliban.
Alea Horst leistet Nothilfe, so wie hier bei der Lebensmittelverteilung in Afghanistan kurz nach der Machtübernahme durch die Taliban. Foto: Alea Horst

Der Verein “gemeinsam zusammen e.V.” hatte zu einer Online-Infoveranstaltung mit der Menschenrechtsaktivistin Alea Horst eingeladen. Anlass war die Ausstellung „Die Vergessenen. Eine Stadt schaut hin”, die vom 30. September bis zum 20. November in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg im historischen Rathaus stattfindet.

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2021 entstand ein herausragendes Bürgerprojekt in Limburg und Diez, wo sich über 150 Ehrenamtliche für die Umsetzung der Ausstellung unter Pandemie-Auflagen einsetzten. Seitdem war die Ausstellung in Leipzig, Zwickau, Trier und Köln und kommt wieder zurück in die Heimat mit dem Kernthema Flucht und Fluchtursachen.

Alea Horst geht seit Jahren dahin, wo Krieg und Not herrschen und berichtete zunächst von ihren Erfahrungen im letzten Jahr. Nach der Machtübernahme der Taliban, als die meisten nothelfenden Institutionen abgereist waren, hat sie einen Weg über die pakistanische Grenze gefunden, um vor Ort in Afghanistan zu helfen. Sie wurde verhüllt auf einem Truck über die Grenze gebracht und konnte so Lebensmittel verteilen. Außerdem war sie in auf den Kapverden, in Bosnien und in Albanien.

Klima gerät in den Blickpunkt

„Bei allen Besuchen spüre ich, wie das Klima immer weiter in den Mittelpunkt der Nöte gerät. Ich habe unzählige Bauern gesehen, die Felder nicht mehr bestellen können, weil die Hitze zu groß und Brunnen versiegt sind. Die Hungersnot, auf die wir zusteuern, auch im Zusammenhang mit der blockierten Weizenausfuhr in der Ukraine, wird unzählige Menschenleben fordern und natürlich werden die Menschen in Länder flüchten wollen, wo es noch Wasser und Essen gibt. Das würde jeder von uns machen”, erklärt Horst. Deshalb wird die diesjährige Ausstellung den Fokus auf Klimaschutz, Frauen- und Menschenrechte legen.

Auf ihren Reisen macht Horst ausdrucksstarke und eindringliche Bilder und führt intensive Gespräche. So entstand das aktuelle Buch „Manchmal male ich ein Bild für uns”. Horst hat mit 22 Kindern in Moria gesprochen und ihre Gedanken, Ängste und Wünsche niedergeschrieben. Entstanden ist eine Sammlung aus Momentaufnahmen und dramatischen, aber auch hoffnungsvollen Berichten.

„Das Ergebnis sind herausragende Gespräche, aber oft hilft es auch bei der Selbstreflexion und Vorurteilen." Alea Horst zu den Reaktionen auf ihr Buch

Die Kinder werden mit viel Feingefühl und Empathie von Horst porträtiert. Gerade in der heutigen Zeit hören viele Kinder vom Krieg. Das Buch kann als eine hervorragende Brücke für gute Gespräche über ein schwieriges Thema fungieren. (Altersempfehlung ab 8 Jahren, Lehrplanempfehlung 5. und 6. Klasse.) Horst ist seit einem Jahr auf Deutschlandtournee und hält Lesungen vor allem in Schulen.

„Das Ergebnis sind herausragende Gespräche, aber oft hilft es auch bei der Selbstreflexion und Vorurteilen. Erst in den vergangenen Tagen bei einer Lesung in Limburg erklärte ein Junge, dass es schon erstaunlich sei, dass er solche Sehnsucht nach einem iPhone habe und ein paar Kilometer weiter wäre ein Kind schon dankbar, wenn es sich richtig waschen könne.” Das Buch von Alea Horst ist in aller Munde. Zeit, Spiegel und andere schreiben darüber, und im Deutschlandfunk wurde es zeitweise auf Platz 7 der Rangliste gesetzt.

Der Verein „gemeinsam zusammen“ hat mit Alea Horst und mit Unterstützung der Stadt Limburg auch in diesem Jahr wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm organisiert. Es wird zum Beispiel eine Online-Lesung mit Alea Horst geben. Die Organisatorinnen und Organisatoren werden Schulen und Institutionen, die in der Jugendarbeit aktiv sind informieren, weil es ihnen wichtig ist, besonders junge Menschen zu mobilisieren. Wo es möglich ist, wird Horst Schulklassen durch die Ausstellung begleiten.

Zwei Veranstaltungen vorgesehen

„Wir haben auch zwei Veranstaltungen in Limburg geplant, die hoffentlich große Aufmerksamkeit generieren. Bisher laufen die Planungen sehr gut, aber wir können noch nichts öffentlich dazu sagen, außer dass wir uns über Unterstützung freuen würden. Der Aufwand ist nicht hoch, aber wertvoll“, erklärt Rebecca Lefèvre, Eventplanerin bei „gemeinsam zusammen“.

„Wir sind außerdem sehr froh, dass wir Bernd Hinrichs für einen Vortrag gewinnen konnten. Hinrichs ist Botschafter der Gemeinwohlökonomiebewegung, zertifizierter Umwelt- und Energiemanagementbeauftragter sowie Auditor und Autor des Buches „Nachhaltig Wirtschaften: Das Wohl von Mensch und Umwelt im Fokus“, berichtet Rebecca Lefèvre weiter. „So haben wir verschiedene Angebote entwickelt, wie Menschen etwas gegen die Fluchtursachen in ihrem Bereich tun können und hoffentlich ein ansprechendes Konzept für unterschiedliche Zielgruppen von Jung bis Alt, von Einzelperson bis zu Unternehmern und Entscheidern kreiert.“ red