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Diez

20. August als Jahrestag einer dunklen Stunde der Stadtgeschichte gewählt: Erste Diezer Stolpersteine erinnern an Kinder

Von Johannes Koenig
Das Deutsch-Israelitische Kinderheim auf einer historischen Postkarte von 1897. In einer pogromartigen Aktion wurden am 20. August 1935 Kinder und Erzieher über die Schlosstreppe auf den Markplatz getrieben und am nächsten Tag nach Frankfurt deportiert.  Foto: Stadtarchiv Diez
Das Deutsch-Israelitische Kinderheim auf einer historischen Postkarte von 1897. In einer pogromartigen Aktion wurden am 20. August 1935 Kinder und Erzieher über die Schlosstreppe auf den Markplatz getrieben und am nächsten Tag nach Frankfurt deportiert. Foto: Stadtarchiv Diez

Am Anfang gibt es noch Probleme mit der Standfestigkeit – das Banner mit der Aufschrift „Steine gegen das Vergessen“ muss noch fixiert werden, sodass es nicht umkippt. Danach können die Mitglieder des Diezer Arbeitskreises Stolpersteine aber loslegen. Denn es gilt, die Passanten auf dem Marktplatz, die gerade ihre Wochenendeinkäufe erledigen, auf die erste Diezer Stolpersteinverlegung aufmerksam zu machen. Nachdem im Limburger Raum – aber auch im Aartal – bereits seit Jahren auf diese Weise auf die Opfer des NS-Regimes aufmerksam gemacht wird, ist es nun auch in der Grafenstadt so weit. Am Donnerstag, 20. August, werden eine Stolperschwelle und 20 Stolpersteine verlegt. „Das sind noch längst nicht alle jüdischen Bürger, die vor ihrer Vertreibung in Diez lebten“, sagt Arbeitskreismitglied Dr. Michael Ströder. „Wir gehen da von rund 30 bis 40 Personen aus“, ergänzt Jens Reutzel, der sich als Lehrer am Sophie-Hedwig-Gymnasium schon länger mit Spuren des jüdischen Lebens in Diez beschäftigt. Nicht mit eingerechnet sind dabei die Bewohner des Deutsch-Israelitischen Kinderheims, das einst auf dem heutigen Grundstück des St.-Vincenz-Krankenhauses stand. Das Schicksal des Heims und seiner Bewohner spielt nun bei der Stolpersteinaktion eine besondere Rolle: Denn zum 20. August 1935 – also vor 85 Jahren – wurden die Kinder von einem Mob die Schlosstreppe hinuntergetrieben und aus der Stadt vertrieben.

Lesezeit: 4 Minuten
„Das war uns wichtig, die Aktion an diesem Tag durchzuführen“, betont Ströder. Er selbst hat verschiedene persönliche Anknüpfungspunkte an das Heim – was ihm zum Teil aber erst sehr viel später im Leben bewusst wurde. Denn bevor der Neubau des heutigen Sophie-Hedwig-Gymnasiums fertig wurde, hatte er dort von 1968 bis ...
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Programm: Erste Verlegung von Stolpersteinen in Diez

Los geht es mit der Verlegung der Stolpersteine am Donnerstag, 20. August, um 14 Uhr am Schlossberg 23 am St.-Vincenz-Krankenhaus in Diez. Nach einer kurzen Begrüßung werden dort um 14.15 Uhr eine Stolperschwelle für das Deutsch-Israelitische Kinderheim und Stolpersteine für Herz, Gudula und Bertha Kadden verlegt.

Die nächste Station ist der Schlossberg 19 (14.45 Uhr), wo Bianka und Hermann Bettmann mit Stolpersteinen gedacht werden soll. Weiter geht es zum Markplatz 3 (15.30 Uhr) und dem letzten freiwilligen Wohnort von Herman Stern und Josef, Lina und Ruth Bodenheimer. Es folgt die Koblenzer Straße 5 (16 Uhr), dort lebten Adolf, Mathilde und Herta Arfeld. Acht Stolpersteine werden dann schließlich in der direkten Nachbarschaft (Koblenzer Straße 3) um 16.15 Uhr verlegt. Erinnert wird so an Settchen, Adolf, Leo, Walter und Thea Löwenberg sowie an Emil, Irma und Florentine Löb. Um 16.30 Uhr folgt dann noch auf der Alten Lahnbrücke die Verlesung der Biografien der Familien Arfeld und Löwenberg/Löb. joa
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