Bad Ems/Rhein-Lahn

Offener Brief für Erhalt der Klinik: Ärzte, Politik und Betriebsrat appellieren an Paracelsus

Ende März soll Schluss sein mit der Akutversorgung in der Bad Emser Paracelsus-Klinik. Das hat der Osnabrücker Konzern angekündigt. Ärzte, Politiker und der Betriebsrat begehren dagegen auf.
Ende März soll Schluss sein mit der Akutversorgung in der Bad Emser Paracelsus-Klinik. Das hat der Osnabrücker Konzern angekündigt. Ärzte, Politiker und der Betriebsrat begehren dagegen auf. Foto: Sascha Ditscher

Sieben Vertreter der Ärzteschaft, der Verwaltungen von Kreis, Verbandsgemeinde und Stadt sowie der Betriebsratsvorsitzende appellieren in einem Offenen Brief an den Eigentümer der Paracelsus-Klinik in Bad Ems. Darin bringen sie Argumente vor, die für den Erhalt der Akutversorgung am Standort sprechen.

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Der Paracelsus-Konzern hatte zu Jahresbeginn bekannt gegeben, dass er die Akutversorgung am Standort Bad Ems zu Ende März einstellen wird.

„Arbeiten Sie mit, damit der Standort der Akutversorgung mit seiner medizinischen Kompetenz, sowie den Arbeits- und Ausbildungsplätzen vor Ort erhalten bleibt“, lautet der Appell, der an die in Osnabrück ansässige Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co. KGaA als Eigentümer des Bad Emser Krankenhauses gerichtet ist. Diese war 2018 nach der Insolvenz von der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Porterhouse AG übernommen worden.

Unterzeichnet ist der Offene Brief von Dr. Hildegard Simons, Vorsitzende der Ärzteschaft Bad Ems, Landrat Jörg Denninghoff, Uwe Bruchhäuser, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, dem Bad Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel, Gisela Bertram, Erste Beigeordnete des Kreises und der Verbandsgemeinde, sowie von Dr. Hans Jäger, dem Organisator des Notarztdienstes im Rhein-Lahn-Kreis und Mario Kauth vom Betriebsrat der Paracelsus-Klinik Bad Ems.

Schließung bedrohe internistische Praxis

Im Offenen Brief stellen die Unterzeichner heraus, dass die Paracelsus-Klinik in Bad Ems nicht nur für die Akutversorgung der Menschen an der unteren Lahn sowie in Teilen von Westerwald und Taunus sichert, sondern auch die gewachsenen Strukturen des Gesundheitsstandorts Bad Ems-Nassau den Fortbestand des Leistungsspektrums der Klinik verlange.

Als Beispiel wird die Stiftung Scheuern mit 650 Menschen mit Behinderung genannt, die „wegen der oft komplexen Krankheitsbilder ihrer Bewohner nicht auf eine klinische Versorgung verzichten“ könne. Zudem gebe es vier Rehakliniken sowie drei Seniorenheime in Bad Ems und eines in Nassau, für das eine stationäre Versorgung in nächster Nähe benötigt werde. Auch die Hufeland-Klinik als Zentrum für Pneumologie sei „zwingend“ auf eine Zusammenarbeit mit der Inneren Medizin in der Paracelsus-Klinik angewiesen.

Dem Offenen Brief zufolge ist auch die internistische Praxis aus Kardiologie, Gastroenterologie, internistische Allgemeinmedizin und Onkologie mit mehr als 12.000 Patienten im Jahr gefährdet, weil sie in den Räumlichkeiten der Paracelsus-Klinik ansässig sei und Funktionsräume sowie Geräteressourcen gemeinsam mit dem Krankenhaus nutze. Auch eine Praxis für Nephrologie und Dialyse sei auf ortsnahe Akutversorgung angewiesen und werde durch eine Schließung der Klinik in ihrem Bestand gefährdet.

Paracelsus Klinik ist wichtige Anlaufstelle für Notdienste

In weiteren Stichpunkten machen die Verfasser des Offenen Briefs deutlich, dass auch die Notfallversorgung in der Region auf eine Akutklinik angewiesen sei. „Der Rettungsdienst braucht kurze Wege“, heißt es. Von der Stiftung Scheuern im Nassauer Ortsteil Bergnassau-Scheuern beispielsweise betrage die Fahrzeit bis zum Kemperhof in Koblenz rund 33 Minuten. Längere Anfahrtszeiten zu anderen Krankenhäusern im Umland binden den Unterzeichnern zufolge Fahrzeuge und Rettungskräfte und verhinderten somit im Ernstfall die dringende Versorgung anderer Notfälle.

Der Arzt Dr. Hans Jaeger weist ausdrücklich auf die wichtige Diagnostik beim Verdacht auf Herzinfarkt hin. Ohne den in der Paracelsus-Klinik vorgehaltenen Herzkatheter würden betroffen Patienten unverantwortbar gefährdet.

Welche Rolle das von der Schließung bedrohte Krankenhaus spielt, wollen die Verfasser des Offenen Briefs auch anhand einer konkreten Zahl deutlich machen. Im vergangenen Jahr sei die Paracelsus-Klinik in Bad Ems 3600 Mal vom Rettungsdienst angefahren worden. Dabei habe es sich nicht nur um Notfälle gehandelt, sondern auch um Routinehilfen wie zum Beispiel der Wechsel von Dauerkathetern bei Bewohnern der Seniorenheime.