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Simmern

Leute müssen zeigen, an was sie hängen: Kulturschaffende aus Simmern diskutieren über zaghafte Öffnungen und die Rückkehr von Veranstaltungen

Von Thomas Torkler
Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino
Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino Foto: Thomas Torkler

Auch wenn die Delta-Variante des Coronavirus mittlerweile wie ein Damoklesschwert über der Rückkehr ins „normale“ Leben nach der Pandemie schwebt, eine gewisse Aufbruchstimmung ist nach den gesunkenen Inzidenzzahlen in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens deutlich spürbar. Besonders gelitten unter dem langen Lockdown hat die Kultur.

Lesezeit: 4 Minuten
Doch die ersten Gehversuche sind bereits wieder gemacht. Das Hunsrück-Museum feierte bereits Wiedereröffnung und gleichzeitig 100. Geburtstag, das Gasthaus „Galerie“ am Fruchtmarkt von Enzo Magistro und Ada Musmarra öffnete am Montag. Kantor Joachim Schreiber hat bereits wieder die ersten Chorproben absolviert, die Buchhandlung Schatzinsel hat mittlerweile wieder ihr Ladengeschäft normal ...
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Wann machen die Kinos im Kreis wieder auf?

Das Pro-Winzkino geht zum 1. Juli wieder an den Start. Gezeigt werden der Animationsfilm „Ainbo – Hüterin des Amazonas“ (16 Uhr) sowie „Ich bin Dein Mensch“ (20 Uhr), in dem eine Wissenschaftlerin für drei Wochen mit einem humanoiden Roboter namens Tom zusammenlebt. Besucher müssen entweder geimpft, genesen oder getestet sein (jeweils mit Nachweis). Damit der Mindestabstand im Kinosaal gewahrt bleibt, bleiben zwischen Gruppen immer Plätze frei. Wer zusammen bucht, kann als Gruppe nebeneinandersitzen.

Im Bopparder Cinema will man noch abwarten. Auf der Internetseite des Lichtspielhauses heißt es, für eine Wiedereröffnung müssten ausreichend neue Kinofilme zur Verfügung stehen. Die Kinoverbände hätten sich mit der Filmwirtschaft auf ein ausreichendes Filmangebot ab dem 1. Juli geeinigt. „Allerdings werden kleine Kinos – wie das Cinema – in der Regel nicht zum Filmstart beliefert, das heißt voraussichtlich erst zu einem späteren Termin. Angesichts der unklaren Faktoren, möchte das Cinema-Team noch keinen Wiedereröffnungstermin festlegen, hofft aber noch vor den Sommerferien wieder Vorstellungen anbieten zu können.“

Ein neuer Film, der seine Premiere wegen der Pandemie immer wieder verschoben hat, ist der neue James Bond. Im Pro-Winzkino soll er am 30. September laufen. Da haben die Simmerner ihre Heimat Europa Filmfestspiele schon hinter sich.

Weniger Egoismus würde uns gut zu Gesicht stehen: Thomas Torkler zur zaghaften Rückkehr des kulturellen Lebens

Weniger Egoismus würde uns gut zu Gesicht stehen

Wie die „Made im Speck“? Übertreibt er da nicht ein wenig, der gute Fritz Schellack? Keineswegs. Der Leiter des Hunsrück-Museums bringt auf den Punkt, was unserer Wohlstandsgesellschaft das Leben zusätzlich schwer gemacht hat während der langen Lockdown-Phase.

Das ständige Fragen, wann denn wieder wo eine Öffnung erfolgt, warum wer geimpft ist und warum jemand anderes noch nicht einmal einen Termin hat, warum die Politik sich erdreistet, Ausgangssperren zu verhängen und unser ach so selbstständiges Leben mal kurz durcheinanderwirbelt – all das sind die Themen, die die Nachrichten bestimmten, und – ja – die auch unsere Zeitung rauf und runter genudelt hat.

Ohne damit auch nur ein bisschen Fortschritt zu erzielen. Die Pandemie hat uns alle fest im Griff. Das Wort „gehabt“ am Ende dieses Satzes ist wohl noch nicht angebracht, denn zu groß ist nach wie vor die Präsenz von Corona, Stichwort Delta-Variante.

Aber was wir alle beherzigen können, ist die Forderung von Fritz Schellack nach mehr Gelassenheit. „Ruhe bewahren“ empfiehlt der Museumsleiter und liefert auch die Erklärung, wie er das mit der Made im Speck gemeint hat: „Ich hätte mir mehr Bescheidenheit gewünscht. Einige kapieren einfach nix, und die brauchen dann die Keule.“

Will heißen: Weniger Egoismus, mehr Rücksichtnahme, mehr Verständnis für andere Menschen und mehr Besonnenheit würden uns allen ohnehin gut zu Gesicht stehen – auch ohne Pandemie, aber dann ganz besonders. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob mehr Besonnenheit und Rücksichtnahme uns die eine oder andere empfindliche Einschränkung erspart hätte. Falsch wäre deren Anwendung allerdings sicher nicht. Beim zarten Neustart ins kulturelle Leben stünden sie uns jedenfalls gut zu Gesicht. Fehl am Platz ist auf jeden Fall die Made.

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