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Mittelrhein

Kein neues Bettenhaus für die Loreley-Klinik: Rückzieher bei Millionenprojekt in Oberwesel

Von Denise Bergfeld
Das Bettenhaus (links) der Loreley-Klinik in Oberwesel sollte im Zuge der Fusion für 32 Millionen Euro abgerissen und neu gebaut werden. Fotos: Suzanne Breitbach
Das Bettenhaus (links) der Loreley-Klinik in Oberwesel sollte im Zuge der Fusion für 32 Millionen Euro abgerissen und neu gebaut werden. Fotos: Suzanne Breitbach Foto: Suzanne Breitbach

Der im Zuge der Klinikfusion für 32 Millionen Euro geplante Neubau des Bettenhauses in Oberwesel steht vor dem Aus. In einem Schreiben der Geschäftsführung an die Belegschaft der Loreley-Kliniken heißt es, die Neubaupläne seien „keine zukunftsfähige Lösung mehr“ und „mittel- und langfristig nicht finanzierbar“.

Lesezeit: 4 Minuten
Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt die Geschäftsführerin der Krankenhaus GmbH St. Goar-Oberwesel, Marion Christian: „Wir hatten, auch aufgrund der Veränderungen bei der Vorgabe zur Notfallversorgung, eine externe Beratungsgesellschaft beauftragt, das Ganze zu prüfen“. Die Geschäftsführung sei aber trotz hoher Tariflohnsteigerungen und gestiegener MDK-Prüfungen davon ausgegangen, dass der geplante Neubau beschieden ...
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Hohe Kosten mit Notaufnahme, hohe Abschläge ohne: Politische Vorgaben machen kleinen Kliniken zu schaffen

Mittelrhein. Die Loreley-Kliniken schreiben schwarze Zahlen, doch die Rahmenbedingungen für die Zukunft wecken Besorgnis. Mit Blick auf die Situation findet VG-Bürgermeister Thomas Bungert klare Worte: „In den Sonntagsreden wird dargestellt, wir brauchen die kleinhäusige Versorgung im ländlichen Bereich. Alle Maßnahmen sind aber darauf zentriert, dass 50 Prozent der Krankenhäuser zumachen müssen. Und dann sind die vor Ort schuld, die nicht in der Lage sind, das ordentlich zu regeln.“

Die Bundespolitik äußert sich nicht offen dazu, welche Standorte in Zukunft noch Bestand haben sollen. „Das hat seine Ursache darin, dass die Politik keine klassische Krankenhausplanung macht, denn die müsste ja sagen: Wir wollen am Standort A ein Krankenhaus haben, am Standort B aber nicht mehr“, sagt Heribert Frieling, Sprecher der Marienhaus-Gruppe. Die Politik hole sich am Standort B aber nicht den Ärger ab, sondern drehe lieber an Stellschrauben, und am Ende bereinige sich der Markt von selbst.

Auch die Loreley-Kliniken haben mit diversen Vorgaben zu kämpfen. Da sind zum einen die neuen Vorgaben für die Notfallversorgung. „Aktuell bieten wir die Notfallversorgung an. Auch die Innere läuft weiter“, betont Klinik-Geschäftsführerin Marion Christian. Aber wie lange noch? Diese Entscheidung steht laut Christian noch aus. Klar sei aber: „Die Vorhaltungen, die mittlerweile für die Notfallversorgung da sein müssen, können wir auf Dauer nicht sicherstellen.“

Hinzu komme, dass die beiden Standorte Oberwesel und St. Goar getrennt bewertet werden. Krankenhäuser, die die Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses für die Basisnotfallversorgung nicht erfüllen, müssen neuerdings aber einen Abschlag von 60 Euro je vollstationärem Behandlungsfall hinnehmen. Auch für St. Goar heißt das: Für jeden Patienten gehen 60 Euro ab. Mit einer Umwandlung in eine orthopädische Fachklinik entfällt in Oberwesel außerdem der Zuschlag über 153.000 Euro im Jahr für die Basisnotfallversorgung, im Gegenzug werden auch dort 60 Euro Abschlag pro Patient fällig.

„Wenn man das hochrechnet, ist man ganz schnell bei einer Differenz von 400.000 bis 600.000 Euro im Jahr. Das müssen Sie als kleines Haus zusätzlich finanzieren“, sagt Marion Christian. Auch die Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) seien in jüngster Zeit stark gestiegen: „Wir haben jede Woche einen Tag, an dem der MDK im Haus ist und Fälle prüft. Dabei geht es um Hunderttausende Euro. Auf der einen Seite sagt jeder, es soll nicht so viel Wirbelsäule operiert werden, gleichzeitig wird aber die Behandlung immer wieder hinterfragt und es werden Tage abgezogen. Das Schlimme ist ja: Sie haben die Leistung erbracht und bekommen es im Nachhinein abgezogen“, sagt die Geschäftsführerin. Und wenn die Pflege aus dem Fallpauschalensystem ausgegliedert wird, würden weitere Personalkostensteigerungen auf die Kliniken zukommen.

Ein weiterer Punkt, der den Kliniken zu schaffen macht: Investitionen sind laut Krankenhausfinanzierungsgesetz vom Land zu tragen. Dieser Verpflichtung kommen die Bundesländer nach einer Analyse des GKV-Spitzenverbands, des Verbands der Privaten Krankenversicherung und der Deutschen Krankenhausgesellschaft nur unzureichend nach. Denise Bergfeld

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