Wir alle erleben die Corona-Krise auf unsere Weise. Jeder stellt sich auf andere Gegebenheiten ein, im Beruf, in der Schule, im Haushalt, beim Einkaufen und vor allem in der Freizeit.
Ob Unternehmer und Selbstständige sich überhaupt viele Gedanken über Freizeitaktivitäten machen können, wenn sie um ihre Existenz und die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter bangen müssen, sei dahingestellt. Busunternehmer Timo Bohr hat die Krise mit voller Breitseite getroffen. Die Tourismusbranche liegt am Boden, seine Busse bleiben im Stall. Allein 65 seiner Fahrzeuge hat er abgemeldet, mehr als 200 Mitarbeiter machen Kurzarbeit. Fünf Busse hat er schon umfunktioniert – als mobile Fieberambulanzen, die in ganz Deutschland in Alten- und Pflegeheimen im Einsatz sind. Nur 35 Fahrzeuge bedienen noch den ÖPNV in der Region. Angesichts einer solchen Misere macht man sich Gedanken. Er habe gar keine andere Wahl, als alternative Ideen zu entwickeln, sagt Bohr und ergänzt: „Wer jetzt den Kopf in den Sand steckt, hat verloren. Jede Krise bietet auch Chancen.“
Jetzt wissen wir, woher das Wort „Unternehmer“ kommt. Das sind Leute, die etwas unternehmen. In diesem Fall machte sich Timo Bohr gemeinsam mit seinem Bruder Mirco Sorgen über den Unterrichtsausfall, der besonders die jüngsten Schüler trifft. „Egal wie gut digitaler Unterricht läuft, Grundschüler sind auf die Ansprache einer Lehrkraft angewiesen“, ist Bohr überzeugt – und hat etwas unternommen, um dem unbefriedigenden Dauerzustand ausfallenden Unterrichts etwas entgegenzusetzen.
Es ist gut, dass er die ersten Reaktionen auf seine Idee ignoriert hat. „Bohr, hör auf mit der Spinnerei“, bekam er aus den Reihen der Politik zu hören. Die wurde aber plötzlich wieder hellhörig, als der Landeselternverband sich einschaltete. Das mobile Klassenzimmer liegt jetzt bei der ADD, die entscheiden muss, ob es zum Einsatz kommt. Es wäre nicht die erste unkonventionelle Lösung, die aus einer Not geboren wurde und sinnvoll erscheint.