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Mittelrhein

Bröhr zur Brücke: St. Goar bleibt Standort

Von Volker Boch
Es bleibt bei dem in Beschlüssen der beiden beteiligten Landkreise und dem Landtag verankerten Standort der Mittelrheinbrücke bei St. Goar. Landrat Marlon Bröhr setzt darauf, dass das Raumordnungsverfahren zügig vorangetrieben wird.
Es bleibt bei dem in Beschlüssen der beiden beteiligten Landkreise und dem Landtag verankerten Standort der Mittelrheinbrücke bei St. Goar. Landrat Marlon Bröhr setzt darauf, dass das Raumordnungsverfahren zügig vorangetrieben wird. Foto: Thomas Torkler

Landrat Marlon Bröhr stellt den seit Jahren angedachten Standort der Mittelrheinbrücke bei St. Goar nicht in Frage. Im Gespräch mit unserer Zeitung bekräftigte er, dass er kein Stoppsignal für die zügige Planung der Brücke aussendet und dies auch nicht sein Ansinnen war, als er dazu aufgefordert hatte, dass das für die Raumordnungsplanung zuständige Innenministerium den Bereich Bingen mit ins Auge fasst.

Lesezeit: 3 Minuten
Im Redaktionsgespräch zeigte sich Bröhr überrascht von der Dynamik, die das Thema in den vergangenen Tagen bekommen hat. Am Donnerstag hatten wir darüber berichtet, dass Bröhr in einem Schreiben an das Land – konkret an das Wirtschaftsministerium – gefordert hat, den Planungsraum für die Brücke auf den Raum südlich von ...
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Lewentz: Brücke bei St. Goar hat erste Priorität

Mittelrhein. Bernd Zorn aus Auel ist als Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) Pro Brücke zwar dafür bekannt, stets ruhig und gelassen für den Bau der Mittelrheinbrücke zwischen St. Goarshausen-Wellmich und St. Goar-Fellen zu plädieren.

Nach dem jüngst bekannt gewordenen Vorstoß des Rhein-Hunsrück-Landrates Marlon Bröhr (CDU), auch südlichere Standorte in Betracht zu ziehen, fährt es aber aus ihm heraus: „Das tut weh! Da möchte man schreien!“

So wie Bernd Zorn schien es vielen Menschen rechts und links des Mittelrheins zu gehen. Denn die Gaststätte „Zum Rosengarten“ in der Loreleygemeinde Bornich, in die die BI zum Infoabend mit Innenminister Roger Lewentz (SPD) eingeladen hatte, war prall gefüllt. Und für Bröhrs Vorstoß hatte niemand im Saal etwas übrig. Vielmehr lautete die Frage: Läutet damit das Todesglöcklein für die lang ersehnte Brücke?

Hintergrund ist das Raumordnungsverfahren, das derzeit auf den Weg gebracht wird, um eine rechtssichere Basis für die Brückenplanung zu schaffen. Dafür müssen etliche Daten und Erhebungen auf den aktuellen Stand gebracht werden. Dazu zählen unter anderem eine Verkehrsuntersuchung, die Visualisierung inklusive Abstimmung mit der Unesco sowie eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung. Für Teilbereiche ist die Landesplanung im Innenministerium zuständig. Als die Antragskommission mit allen beteiligten Behörden im Herbst 2018 dazu tagte, brachten Mitarbeiter der Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück den Vorstoß Bröhrs zur Sprache. Schnell wurde ihnen nach Informationen unserer Zeitung klar gemacht, dass sie sich damit aufgrund der geltenden Beschlusslage schlichtweg im falschen Film befänden. Daraufhin schrieb Bröhr ans Ministerium (wir berichteten).

Roger Lewentz stellte in Bornich erneut klar, dass für die Landesregierung die Mittelrheinbrücke am beschlossenen Standort Priorität habe, so wie es im Koalitionsvertrag festgeschrieben sei. Eine derzeit ebenfalls angedachte Brücke bei Bingen oder Ingelheim, für die eine Machbarkeitsstudie erstellt wird, sei völlig unabhängig davon und im Zeitablauf nachrangig zu sehen. „Wir brauchen unsere Brücke aufgrund der Strukturschwäche genau hier.“

Wie ernst es der Landesregierung mit der Mittelrheinbrücke sei, verdeutliche der zugesagte Zuschuss von 80 Prozent für den Bau sowie die Zusage, die Unterhaltskosten ebenfalls zu fördern. Auch die Kosten für das Raumordnungsverfahren, bei dem noch nicht festgelegt wurde, ob die beiden Landkreise oder das Land die Trägerschaft übernehmen müssen, werde vom Land voll finanziert.

Das jüngste Schreiben Bröhrs bezeichnet Lewentz als einen weiteren Versuch, den Fortschritt des Raumordnungsverfahrens zu verhindern. Während im Kreistag Rhein-Lahn-Kreis bereits im Januar 2017 der Beschluss zum Anstoß des Planverfahrens gefallen war, zog der Kreistag Rhein-Hunsrück nach einigen Verzögerungen einschließlich einer Klage beim Verwaltungsgericht erst mehr als zwei Jahre später nach. In diesem Zusammenhang stellte Lewentz in Bornich klar, dass das Land ein solches Projekt nicht ohne Einvernehmen der beiden betroffenen Kreise planen, geschweige denn realisieren könnte: „Wenn nun von der Spitze einer dieser Gebietskörperschaften ein neuer Punkt gesetzt wurde, müssen wir davon ausgehen, dass dies dem Kreistag Rhein-Hunsrück zur Entscheidung vorgelegt wird“, erläutert Lewentz die Bedeutung des Schreibens von Bröhr. Erst daraus ergebe sich die demokratische Legitimation.

Also hat doch noch kein Todesglöcklein für die Brücke geläutet. Denn eine Mehrheit für Bröhrs Vorstoß schien es nach Umfragen unserer Zeitung auch linksrheinisch nicht zu geben. Dass es nicht so weit kommt, dafür will auch die BI Pro Brücke sorgen. Eine Einladung an Landrat Marlon Bröhr für einen weiteren Infoabend ist laut Bernd Zorn bereits abgeschickt worden.

Von unserem Redakteur Andreas Jöckel

Kommentar: Eine besondere Aufmerksamkeit ist ihm gewiss

Thomas Torkler zu Landrat Bröhr und Brücke

Überrascht war er also unser Landrat. Darüber, welche Dynamik sein Vorstoß zum Raumordnungsverfahren für die Mittelrheinbrücke innerhalb kürzester Zeit entwickelt hat. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen, und wahrscheinlich weiß er es auch besser. Nämlich dass mittlerweile alle Dinge, bei denen er, Marlon Bröhr, zu irgendeinem Thema argumentiert, Stellung bezieht, Entscheidungen trifft, agiert und reagiert, besonders bewertet werden – vom politischen Gegner, wie von Parteifreunden. Als Letztere sich nun geschlossen zum Brückenstandort bei St. Goar bekannt haben, beeilte sich Bröhr, klarzustellen, dass es ihm gar nicht darum ging, den bisherigen Brückenstandort in Frage zu stellen, das musste Bröhr sogar seinen Parteifreunden erklären. Seine Gegner werden sicher von „Zurückrudern“ sprechen.

Dass Bröhrs Schritte besonders beobachtet werden, ist nicht verwunderlich. Nach dem Schlagabtausch über die Finanzierung der Mittelrheinbrücke, nach der gerichtlichen Auseinandersetzung über die Frage, ob er das Thema Brücke von der Tagesordnung des Kreistages nehmen durfte, sowie nach Kirchenasyl und einer Anzeige gegen Lehrer wird eben jeder seiner Schritte mit Argusaugen beobachtet. Themen nehmen plötzlich rasante Fahrt auf, bei denen man es gar nicht erwartet. Damit muss Marlon Bröhr leben.

Das kann er auch. Vor allem beim Thema Mittelrheinbrücke hat er nach eigener Aussage überhaupt nichts mehr zu verlieren, denn mehr als ein „Brückenverhinderer“ könne er für einige nicht mehr werden. Wobei er beteuert, dass er die Brücke will – in St. Goar. Er, bzw. der Landkreis, dem er vorsteht, soll sie nur nicht bezahlen müssen. Bis die Frage der Trägerschaft irgendwann entschieden wird, kann noch viel passieren. Einer Sache kann sich Bröhr aber schon jetzt sicher sein: Besondere Aufmerksamkeit ist ihm gewiss. Für einen, der möglicherweise noch politische Ambitionen hegt, was Bröhr immer nachgesagt wird, keine schlechte Sache.

CDU im Rhein-Lahn-Kreis will an Standort festhalten

Mit Überraschung hat auch Matthias Lammert (MdL), Kreisvorsitzender der CDU Rhein-Lahn, am Donnerstag die Aussagen von Landrat Marlon Bröhr zur Kenntnis genommen.

„Aus meiner Sicht ist es absolut unverständlich, warum der Landrat aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis eine Verlagerung der Brücke nach Bingen ins Spiel bringt. Die Brücke zwischen St. Goarshausen und St. Goar ist für die Anbindung des Rhein-Lahn-Kreises an die linksrheinische Verkehrs- und Unternehmensinfrastruktur ein sehr guter Standort und steht in unseren Reihen nicht zur Diskussion“, meint Lammert. Schnelle Verkehrswege seien die Lebensadern des ländlichen Raums. Die CDU Rhein-Lahn wolle flächendeckend gleiche Chancen und Lebensverhältnisse für alle Menschen im Kreis. Dazu sei die Mittelrheinbrücke am richtigen Standort nötig. Familien, Berufstätige und Betriebe dürften nicht von einer zukunftsfähigen Entwicklung abgehängt und gegenüber anderen Regionen benachteiligt werden. Dennis Maxeiner, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes Loreley, erklärt ebenfalls: „Viel zu lange wurde über das Thema gestritten, und jetzt kommt die Idee von Marlon Bröhr mit einer Alternativbetrachtung. Die Mittelrheinbrücke muss zwischen St. Goar und St. Goarshausen gebaut werden.“

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