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Rhein-Hunsrück

Bröhr will Bleser-Nachfolge in Berlin antreten – Heimischer Kreisverband steht hinter ihm

Von  Thomas Torkler
Marlon Bröhr hart am Wind mit Kurs Berlin. Mit der Nominierung durch den heimischen CDU-Kreisverband hat er die erste Klippe umschifft.
Marlon Bröhr hart am Wind mit Kurs Berlin. Mit der Nominierung durch den heimischen CDU-Kreisverband hat er die erste Klippe umschifft. Foto: privat

Die Katze ist aus dem Sack. Landrat Marlon Bröhr zieht es nach Berlin. Was die Spatzen seit Wochen und Monaten im Rhein-Hunsrück-Kreis von den Dächern pfiffen, ist nun offiziell – allerdings mit der Einschränkung, dass zwei weitere CDU-Kreisverbände ebenso entscheiden müssen, wie am Dienstagabend der Kreisvorstand der CDU Rhein-Hunsrück, der den amtierenden Landrat Marlon Bröhr mit „sehr eindeutiger Mehrheit“, wie es Vorsitzender Tobias Vogt formulierte, zum Kandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis 200 bestimmte.

Lesezeit: 2 Minuten
Bis Bröhr offiziell als Bewerber für die Nachfolge von Peter Bleser, der seit 1990 die Region im Bundestag vertritt, feststeht, haben die ebenso zum Wahlkreis 200 gehörenden CDU-Kreisverbände Cochem-Zell und Bernkastel-Wittlich noch ein Wörtchen mitzureden. Eine Delegiertenversammlung im November entscheidet dann final. Der CDU-Kreisvorstand Rhein-Hunsrück tagte im Landhaus Elbert in Rheinböllen, ...
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Kommentar: Die Landes-CDU verliert ein politisches Talent

Überraschend ist die Nachricht, dass es Marlon Bröhr auf die bundespolitische Bühne zieht, nicht. Der 46-Jährige ist ein politisches Naturtalent – das hat er früh bewiesen. Weil die CDU ihn, den Zahnarzt aus Mönchengladbach, 2006 bei der Wahl des Bürgermeisters in der Verbandsgemeinde Kastellaun nicht aufstellen wollte, trat er als parteiloser Einzelkandidat an – und gewann die Urwahl haushoch gegen den CDU-Kandidaten.

Birgit Pielen zur Entscheidung von Marlon Bröhr

Seit Mai 2015 ist Bröhr Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, gewählt mit 68,8 Prozent Zustimmung. Sein nächstes Ziel war die Staatskanzlei in Mainz – Bröhr wäre gern Spitzenkandidat der CDU im Landtagswahlkampf geworden. Doch die Partei machte dem ehrgeizigen Politaufsteiger einen Strich durch die Rechnung. Die Landes-CDU einigte sich im Vorstand schon im Sommer 2019 auf den Spitzenkandidaten. Und der heißt seitdem Christian Baldauf.

Bröhr rebellierte erneut, schimpfte über Altherrenentscheidungen und verkrustete Parteistrukturen – scheiterte aber mit seiner Kampfkandidatur im November 2019. Während Baldauf satte 80 Prozent Zustimmung erhielt, musste sich Bröhr mit knapp 20 Prozent der Delegiertenstimmen zufriedengeben. Innerhalb einer Partei ohne große Netzwerke Karriere machen zu wollen, funktioniert nicht. Seine One-Man-Show scheiterte. Offensichtlich hat Bröhr aus dieser Niederlage gelernt und seine bundespolitischen Ambitionen früh vorbereitet. Heißt: Er hat die Christdemokraten im Wahlkreis 200 nicht überrumpelt, sondern sich diskret den notwendigen Rückhalt in den drei Kreisverbänden Rhein-Hunsrück, Cochem-Zell und Bernkastel-Wittlich geholt. Deshalb gibt es auch keinen offenen Widerstand gegen seine Ambitionen.

Bröhr ist ein Querdenker, das mag nicht immer einfach für eine Partei sein. Aber Bröhr kann Wahlen gewinnen. Und das ist ein unschlagbar gutes Argument. Für die Landes-CDU ist der Schritt bedauerlich, weil die Partei damit ein großes politisches Talent verliert.

E-Mail an die Autorin

Thomas Torkler zu Bröhrs Kandidatur

Wenn Worte für Schauer auf dem Rücken sorgen

Eigentlich wollte er ja mal Ministerpräsident werden, jetzt läuft ihm beim Wort „Bundestag“ ein Schauer über den Rücken. Natürlich sitzt in Berlin das höhere Gremium als in Mainz, aber nachdem Christian Baldauf seine Anhänger erfolgreich um sich geschart hat und es in Sachen Spitzenkandidatur im Land für Bröhr nichts mehr zu holen gab, konzentrierte dieser sich auf die zweite große Wahl im nächsten Jahr. Dass die heimische CDU nahezu geschlossen hinter ihm steht, wissen wir. Nicht nur einmal hatte Bröhr seine Parteifreunde bei wichtigen Entscheidungen im Kreistag an die Kandare genommen. Und Bröhr wäre nicht Bröhr, hätte er nicht im Vorfeld sorgfältig sondiert, ob aus den Nachbar-Kreisverbänden Gegenwind zu erwarten wäre. Der politische Anstand verlangt jedoch die Einhaltung des Prozedere, daher hielt sich Bröhr bislang vornehm zurück, was die Bekanntgabe seiner Berlin-Pläne anging.

Wie klar diese jedoch die ganze Zeit schon gewesen sein müssen, beweisen die Spekulationen hinter den Kulissen, wer denn im Falle von Bröhrs Kandidatur und einer erfolgreichen Bundestagswahl Landrat im Rhein-Hunsrück-Kreis werden könnte. Dass der Nachfolger mit Vornamen Christian heißen könnte, wird gemunkelt. Es gibt einen, der ist Fraktionsvorsitzender im Verbandsgemeinderat, und einer ist Bürgermeister. Hinter vorgehaltener Hand macht noch ein potenzieller Interessent die Runde, dessen Vorname mit „A“ anfängt. Oder wechseln wir mal das Geschlecht, auch wenn wir bei der CDU sind. Vielleicht verblüfft uns die Union ja und bestätigt doch noch Kerstin Arend-Langenbachs Ansicht, wonach die CDU keine Frauenquote braucht. Die Aussage der Werlauerin war ja prompt widerlegt worden, als diese B-Kandidatin von Landtagskandidat Tobias Vogt werden wollte und gegen einen Mann verlor. Und außerdem ist die aktuelle Vertreterin des Landrats eine Frau. Egal ob Männlein oder Weiblein, das Wort „Landrat“ verursacht bestimmt genauso Schauer auf manchem Rücken.

Wahlkreis 200

Der Wahlkreis 200 „Mosel/Rhein-Hunsrück“ umfasst die gesamten Kreise Rhein-Hunsrück und Cochem-Zell sowie die Einheitsgemeinde Morbach und die Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues, Thalfang und Traben-Trarbach im Kreis Bernkastel-Wittlich.

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