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Kreis Bad Kreuznach

CDU-Kreisvorstände Bad Kreuznach und Birkenfeld votieren einhellig: Lezius muss weichen – Julia Klöckner tritt an

Von Stefan Munzlinger
27. August: Parteitag der Bad Kreuznacher Kreis-CDU. Antje Lezius (rechts) und Julia Klöckner treffen aufeinander. Da war das Rennen schon gelaufen und Klöckner für die Bundestagskandidatur ausersehen. Die Momentaufnahme spricht Bände. Die Unterlegen blickt unter sich, die „Siegerin“ scheint sie aufzumuntern.  Foto: Stefan Munzlinger (Archiv)
27. August: Parteitag der Bad Kreuznacher Kreis-CDU. Antje Lezius (rechts) und Julia Klöckner treffen aufeinander. Da war das Rennen schon gelaufen und Klöckner für die Bundestagskandidatur ausersehen. Die Momentaufnahme spricht Bände. Die Unterlegen blickt unter sich, die „Siegerin“ scheint sie aufzumuntern. Foto: Stefan Munzlinger (Archiv)

Das Signal ist klar: Ich will in der Bundespolitik bleiben. Julia Klöckner (47) tritt im September 2021 für die CDU in Wahlkreis 201 Bad Kreuznach/Birkenfeld an, bewirbt sich nach mandatslosen Jahren als Ministerin erneut und damit zum vierten Mal um einen Bundestagssitz.

Lesezeit: 3 Minuten
Gerne im Bundestag geblieben wäre Antje Lezius (60), zweifache Direktmandat-Gewinnerin 2013 und 2017. Doch die Industriekauffrau, Betriebswirtin und Coachin, gebürtige Kuselerin mit Wohnsitzen in Idar-Oberstein und Bad Kreuznach, muss weichen. So die einhellige Order der beiden CDU-Kreisvorstände, die sich am Freitagmorgen in einer gemeinsamen Pressemitteilung für Kandidatin Klöckner aussprachen. „Wir können ...
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Kommentar: CDU frohlockt: Naheland bald wieder Klöckner-Country

In der Bundespolitik hat Julia Klöckner schon einige Federn lassen müssen, drum: „In die Heimat iss dett immer noch am schönsten“, könnte man berlinern. Und feststellen, dass das Naheland nach wie vor „Klöckner-Country“ ist – zumindest für die CDU und ihre Sympathisanten. „Julia“ bleibt eine Marke, mit der sich (lokal) gewinnen lässt, frohlocken die Schwarzen.

Fremdelnd dagegen ihr Umgang mit dem einstigen Nobody Antje Lezius, die kein Amt inne hatte, bei der Bundestagswahl 2013 antrat und plötzlich „MdB“ war. Zu blass, zu selten vor Ort, wurde ihr vorgeworfen. „Ich war auf fast jedem Fest, jeder Kerb im Wahlkreis“, hält sie gegen, „stelle das halt nicht sofort auf Facebook.“ Außerdem: Sie sei es gewesen, die unter anderem 20 Millionen für die Umgehung Hochstettens in Berlin rausgeholt habe...

Für die Kreis-CDU mit ihren 1300 Mitgliedern (Birkenfeld: 700) ist die Welt jetzt wieder in Ordnung. Ihr Wahlprogramm für 2021: Julia hilft uns hier und in Berlin. Soll doch der rote Joe im Weingarten versauern.

Antje Lezius geht „neue berufliche Wege“: Julia Klöckner tritt für die Nahe-CDU bei der Bundestagswahl im September 2021 an

Kreis Bad Kreuznach. Freitagmorgen, 8.56 Uhr: Pressemeldung der beiden CDU-Kreisvorstände Bad Kreuznach und Birkenfeld: Julia Klöckner tritt für die Nahe-CDU bei der Bundestagswahl 2021 an.

In der Mitteilung heißt es weiter: „Antje Lezius verfolgt beruflich neue Pläne und schlägt Julia Klöckner als Kandidatin für den Deutschen Bundestag vor.“ Beide Kreisvorstände sprächen sich für die Kandidatur der heimischen Bundesministerin aus, so Kreisvorsitzende Michael Cyfka (KH) und Christian Wilhelm (BIR).

Nein, sie hege keinen Groll, den Bundestagswahlkreis Bad Kreuznach / Birkenfeld abgeben zu müssen. Auch eine Kampfkandidatur bei der CDU-Delegiertenkonferenz am 12. November in Kirn gegen Julia Klöckner sei keine Option für sie gewesen, sagte Antje Lezius auf Anfrage des „Oeffentlichen“ am Freitag. Über ihre künftige berufliche Tätigkeit wollte sie sich noch nicht weiter äußern. Vielleicht werde es ja im Themenfeld Arbeit der Zukunft / Qualifizierung / Fachkräftegewinnung eine Brückenfunktion zwischen Politik und Wirtschaft. In trocknen Tüchern sei aber noch nichts, schon gar kein Vertrag unterzeichnet, betonte sie und widersprach auch Gerüchten, ihr sei ein Posten als Staatssekretärin – eine Art Kompensation für die Abgabe ihres Bundestagsmandats – angeboten worden.

Zurück zur PM der Kreisverbände: Bundestagsabgeordnete Antje Lezius habe angekündigt, ihre Erfahrungen, die sie in zwei Legislaturperioden im Bundestag gesammelt habe, nutzen und in ein neues berufliches Feld einbringen zu wollen. Sie werde deshalb nicht mehr kandidieren und schlage Julia Klöckner als ihre Nachfolgerin in Wahlkreis 201 vor. In einem gemeinsamen Brief der beiden CDU-Politikerinnen kündigt das Antje Lezius an, und Julia Klöckner erklärt sich bereit, als Kandidatin zur Verfügung zu stehen, „wenn die beiden Kreisvorstände das wünschen“.

In den jeweiligen Vorstandssitzungen der CDU im Kreis Bad Kreuznach unter Vorsitz von Michael Cyfka und der CDU im Kreis Birkenfeld unter Vorsitz von Christian Wilhelm dankten die beiden Vorstände Antje Lezius für ihre Arbeit und ihr Engagement und begrüßten die Bereitschaft Julia Klöckners, für den Wahlkreis anzutreten. Beide Kreisvorstände nominierten die Bundesministerin und CDU-Landesvorsitzende für die anstehenden Kreisparteitage.

Cyfka und Wilhelm erklären: „Wir Christdemokraten im Bundestagswahlkreis können froh und glücklich sein, engagierte CDU-Mitglieder zu haben, die Verantwortung übernehmen, sich zu unserer Heimat bekennen und für die Belange der Bürger unserer Region kämpfen. Danke an Antje Lezius für ihre Arbeit als Bundestagsabgeordnete in zwei Legislaturperioden, zweimal hat sie den Wahlkreis gewonnen und ist damit damals in die Fußstapfen von Julia Klöckner gestiegen, die ebenfalls zweimal den Wahlkreis vor ihr direkt gewonnen hat und sich dann als Fraktionsvorsitzende der CDU im rheinland-pfälzischen Landtag in die Pflicht nehmen ließ. Wir sind dankbar, dass sich die heutige Bundesministerin bereit erklärt hat, als Bundestagskandidatin für unsere Region im kommenden Jahr zur Verfügung zu stehen. Sie ist tief verwurzelt mit unserer Heimat und den Menschen hier, hat viel durch ihren Einsatz erreicht, wovon unsere Kreise profitieren. Sei es Fördergelder, Kontakte oder Standortentscheidungen des Bundes. Dass Antje Lezius und Julia Klöckner einvernehmlich uns ihrer beider abgestimmte Entscheidung mitteilen, ist sehr souverän und zeigt deren beider integrierende Fähigkeiten. Wir sind beiden Politikerinnen dankbar für ihren Einsatz. Beide Kreisvorstände nominieren Julia Klöckner als Bundestagskandidatin für die Wahl auf unseren Kreisparteitagen.“

Damit bewirbt sich Julia Klöckner, 1972 in Bad Kreuznach geboren und in Guldental aufgewachsen, nach 2002, 2005 und 2009 zum vierten Mal um ein Bundestagsmandat; anfangs zog sie noch über die Landesliste ein, danach holte sie zweimal das Direktmandat. 2009 wurde sie zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ernannt. Am 15. Februar 2011 legte sie dieses Amt aufgrund des Wechsels als Oppositionsführerin im rheinland-pfälzischen Landtag nieder. Am 25. Februar 2018 gab die CDU Klöckners Berufung zur Landwirtschaftsministerin bekannt. Am 14. März 2018 wurde sie von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannt und vereidigt. Klöckner gehört auch dem Kreis Bad Kreuznach an.

Antje Lezius, 1960 in Kusel geboren und in Idar-Oberstein und Bad Kreuznach wohnend, gehörte dem Bundestag zweimal an, holte 2013 und 2017 das Direktmandat. Im Bundestag ist sie seit 2013 Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. In der 18. Legislaturperiode war sie Mitglied in den Gruppen Kommission „Arbeit der Zukunft – Zukunft der Arbeit“ der CDU, Koalitionsarbeitsgruppe „Demografischer Wandel“ der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD. Seit der 19. Wahlperiode (seit 2017) ist sie darüber hinaus Mitglied und neuerdings Vorsitzende in der Enquete-Kommission Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt im Arbeitskreis Zukunft der Arbeit sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Gesundheit. Daneben gehört sie folgenden Gruppen an: Parlamentskreis Mittelstand, Wirtschaftsrat der CDU e.V., Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, sowie der Frauen-Union. Sie ist zudem Mitglied in der Deutsch-Brasilianischen, in der Deutsch-Chinesischen sowie in der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe. Auch Antje Lezius hat einen Sitz im Kreistag Birkenfeld.

In einem gemeinsamen Schreiben vom 22. September an die beiden CDU-Kreisvorstände schreiben Julia Klöckner und Antje Lezius:

“Wir möchten Euch gemeinsam mitteilen, dass wir mit Blick auf den Bundestagswahlkreis Bad Kreuznach/Birkenfeld und mit Blick auf unsere Christdemokratische Partei ein gemeinsames Interesse haben: den Zusammenhalt sowie einvernehmlich getragene Entscheidungen.

Deshalb haben wir beide vertrauensvoll in einem Gespräch die Lage erörtert und sind beide zu einer abgestimmten Entscheidung gekommen, die wir Euch gerne mitteilen möchten:

Ich, Antje Lezius, habe mich entschieden, nach zwei erfolgreichen Legislaturperioden im Deutschen Bundestag, noch einmal einen neuen Weg einzuschlagen. Ich möchte mein Wissen, meine Erfahrung aus meiner politischen Tätigkeit im Feld der Arbeits- und Sozialpolitik weiterentwickeln und neue Aufgaben übernehmen. Mein Entschluss steht fest, daher nicht mehr für den kommenden Deutschen Bundestag zu kandidieren. Ich freue mich auf neue Aufgaben, über die ich zu gegebener Zeit informieren werde. Mit voller Kraft, ganzem Einsatz und Leidenschaft übe ich mein Bundestagsmandat bis zum Ende der Legislaturperiode aus. Mich für unsere Region einsetzen zu dürfen, erfüllt mich jeden Tag mit Freude und Demut.

Ich, Julia Klöckner, danke Antje Lezius für ihren gewinnbringenden Einsatz für unsere Region und unser Land in den vergangenen Jahren. Ihr Einsatz ist beispielhaft und verdient unser aller Anerkennung. Ich wünsche ihr für ihre berufliche Zukunft alles Gute und werde sie in der laufenden Legislaturperiode in ihrer politischen Arbeit nach Kräften unterstützen. Auch freut es mich, dass Antje Lezius mich als Kandidatin den beiden Kreisvorständen für den kommenden Bundestagswahlkampf vorschlägt. Das ist besonders schön, da ich Antje einst als Bundestagskandidatin und als meine Nachfolgerin vorgeschlagen hatte.

Vor diesem Hintergrund möchte ich Euch gerne mitteilen, dass ich als Bundestagskandidat in der CDU zur Verfügung stehe, wenn das der Wunsch der beiden Kreisvorstände ist. Ihr wisst, unserer Region ist meine Heimat, ich bin hier fest verwurzelt und stelle mich gerne in den Dienst der Bevölkerung unserer beiden Kreise. Mit Freude und Herzblut werde ich mich dafür einsetzen. Es freut uns, dass sich unsere jeweiligen Zukunftspläne zusammenfügen. Damit können wir unsere Kraft in den Dienst der Sache stellen. Denn wir haben ein gemeinsames Interesse: gute Politik für unsere Bürger zu machen, gerade in herausfordernden Zeiten. Zusammenhalt und gemeinsam getragene Entscheidungen unterstützen uns auf diesem Weg." mz

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