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Neuwied

Woodstock-Legende in Neuwied: Leo Lyons rockt und rackert mit 75 wie ein Junger

Von Michael Stoll
Leo Lyons (links) ließ mit seiner Band Hundred Seventy Split die Wände des Food-Hotels wackeln – präsentiert von den Bluesfreunden. Foto: Dennis Schreiber
Leo Lyons (links) ließ mit seiner Band Hundred Seventy Split die Wände des Food-Hotels wackeln – präsentiert von den Bluesfreunden. Foto: Dennis Schreiber

Echt jetzt: So klang Rockmusik in den 60ern? Statt Computer und Autotune so richtig handgemacht ... Was das Trio Hundred Seventy Split den rund 150 Zuhörern im Neuwieder Food Hotel servierte, war deftiger Bluesrock mit einer Legende am Bass: Leo Lyons, längst im Rentenalter, spielte in einer starken zweiten Konzerthälfte jenes Programm, mit dem sich seine Ex-Band Ten Years After vor 50 Jahren beim Woodstock-Festival vor einer halben Million Hippies ins Pantheon der Popmusik rockte.

Lesezeit: 2 Minuten
Halblanges Flatterhaar, den Schnäuzer und ein Dauergrinsen im Gesicht: Leo Lyons hat optisch, aber auch musikalisch seinen Style kultiviert und wuselt wie aufgezogen auf der Bühne. Nur mal so nebenbei: Der Mann wird im nächsten Monat 76, was einmal mehr beweist, dass der Rock ’n’ Roll nicht totzukriegen ist. Gerade dann, wenn ...
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Leo Lyons im Interview: Das deutsche Publikum ist enthusiastisch

Der Auftritt in Woodstock machte die britische Bluesrock-Band Ten Years After (TYA) weltberühmt. TYA-Gründungsmitglied und Woodstock-Veteran Leo Lyons stand nun auf der Bühne des Food-Hotels – mit seiner aktuellen Band Hundred Seventy Split (HSS). Vor dem Auftritt in der Deichstadt beantwortete der agile Bassist die Fragen der Rhein-Zeitung.

Sind Fragen nach dem Woodstock-Festival auf die Dauer nicht ermüdend?

Das Festival in Woodstock war ein entscheidender Moment in der Geschichte, der das Musikbusiness grundlegend änderte. Von daher ist es verständlich, dass die Leute beständig Fragen zu Woodstock stellen. Der Auftritt dort war einer der Höhepunkte meiner Karriere, ich bin glücklich, dass ich dabei war und freue mich, Fragen nach meinen dortigen Erfahrungen zu beantworten.

Wie haben Sie auf die technischen Probleme reagiert, die nach dem Gewitter beim Woodstock-Auftritt auftauchten?

Als wir die Bühne betraten, war der Boden klatschnass. Wegen der vielen elektrischen Kabel, die über die Bühne liefen, wussten wir, dass wir uns nicht am sichersten Ort der Welt befanden. Es herrschte eine unheimlich hohe Luftfeuchtigkeit, wir Musiker und das Publikum dampften regelrecht. Dadurch gab es natürlich Probleme mit dem Stimmen der Instrumente, weshalb wir die Show mehrmals unterbrechen mussten. Als dann noch eine Saite an Alvins Lee Gitarre riss, sprang Ric Lee mit einem Schlagzeugsolo ein, um uns Zeit zu geben. Trotz allem war die Reaktion des Publikums fantastisch. Daran werde ich mich mein Leben lang erinnern.

Haben Sie mittlerweile den Bass verkauft, auf dem Sie in Woodstock spielten?

Mein Fender-Jazz-Bass aus dem Jahr 1962 steht tatsächlich zum Verkauf, aber ich habe keine Eile, ihn loszuwerden. Ich spiele ihn wirklich gern, aber er ist zu wertvoll, um ihn mit auf Tour zu nehmen. Für einen Musiker ist es frustrierend, ein Instrument zu besitzen, das er nicht benutzt. Ich habe viele andere Bässe, darunter auch ein „Signature Model“ meines originalen Woodstock-Basses. Er sieht genauso aus, spielt sich genauso und klingt genauso.

Nicht allzu viel ist bekannt über die Zeit, die Sie ab Ende der 90er-Jahre in Nashville verbrachten. Welche Erfahrungen haben Sie im Herzen der Country-Music gemacht?

Ich hatte immer ein Faible für Country-Music, und nachdem ich meine Kompositionen auf den Markt geworfen hatte, erhielt ich eine feste Anstellung als Songwriter bei Hayes Street Music. Ich habe 15 Jahre lang in Nashville gelebt. Das war eine sehr prägende Periode in meinem Leben. Um mein Salär aufzubessern, habe ich zusätzlich als Produzent und Toningenieur gearbeitet. Ich habe zwar nie einen großen Country-Hit geschrieben, aber ich habe eine Menge über das Songwriting in der besten aller Umgebungen gelernt. Und Songs von Hank Williams, Willie Nelson oder Kris Kristofferson sind und bleiben famos.

Ten Years After waren in Deutschland sehr beliebt. Wie reagiert das Publikum auf Ihre neue Band Hundred Seventy Split?

TYA waren auf der ganzen Welt populär, aber in der Tat gab es in Deutschland nach den USA das stärkste Publikum. Hier stehen zahlreiche große Hallen, was uns das Touren erleichterte. Auch heute noch besitzt Deutschland das enthusiastischste Publikum für die Musik, die ich spiele. Um mit HSS bekannt zu werden, hat es fast acht Jahre gebraucht, und ich glaube, dass manche HSS-Fans gar nicht wissen, dass ich Gründungsmitglied von Ten Years After war. Wir spielen jedenfalls gern hier in Deutschland, und die Fans lieben unsere neuen Songs genauso wie das TYA-Material.

Das Gespräch führte Frank Blum

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