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Hachenburg

Kaum Nachfrage nach Tickets im Westerwald: Publikum meidet wegen Pandemie weiter die Kultur

Von Nadja Hoffmann-Heidrich

Man stelle sich vor: Fast ein halbes Jahr lang steht das gesellschaftliche und kulturelle Leben still. Dann finden wieder Veranstaltungen statt, aber kaum jemand will hingehen. Künstler, Veranstaltungstechniker und Organisatoren allerorten werden damit nach dem Lockdown zum zweiten Mal getroffen. Das gilt auch für die Hachenburger Kulturzeit, deren Leiterin, Kulturreferentin Beate Macht, daher am Dienstag kurzfristig zu einem dringlichen Pressegespräch eingeladen hatte, um auf diese schwierige Situation aufmerksam zu machen und um wieder mehr Besucher zu Terminen zu locken. „Ich mache den Job jetzt seit 21 Jahren. Bisher waren wir mit unseren Veranstaltungen immer erfolgsverwöhnt. Aber eine solche Situation wie jetzt habe ich noch nie erlebt“, sagt die Kulturreferentin besorgt.

Lesezeit: 3 Minuten
Selbst persönliche Anschreiben an Stammgäste, auch aus dem AK-Land, haben nichts daran geändert, dass für die erste Indoorveranstaltung am kommenden Freitag, 4. September, um 20 Uhr mit der Musikkabarettistin Katie Freudenschuss bis Stand Dienstagvormittag erst 19 Karten verkauft wurden. Es gibt also noch Tickets an der Abendkasse. Platz wäre für ...
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„Desaster“: Auch Kulturbüro fehlen Besucher

Altenkirchen. „Es ist ein Desaster, eine Katastrophe“: Um deutliche Worte ist Helmut Nöllgen, Vorsitzender des Kulturbüros Haus Felsenkeller, nicht verlegen, wenn es um die Folgen der Corona-Pandemie für den Trägerverein geht, der die Altenkirchener Stadthalle mit hochkarätigen Kulturveranstaltungen bespielt und alle zwei Jahre prominente Künstler ins Spiegelzelt lockt. Nach der Absage des mehrwöchigen Festivals hat er mit seinem Team aus dem Stand ein Ersatzprogramm auf die Beine gestellt. Für die „Kultur unterm Sternenzelt“ hat es zwar viel Lob gegeben, finanziell war das Trostpflaster jedoch ein teurer Flop, weil sich die Tickets nicht so gut verkauften wie erhofft. Besonders am letzten der drei Abende blieben die Zuschauerreihen vor der Bühne sehr licht. Ein Minus von 10.000 Euro, so schätzt Nöllgen, steht unterm Strich zu Buche.

Das verschärft die ohnehin angespannte finanzielle Situation des Kulturbüros noch weiter. Denn auch die Veranstaltungen in der Stadthalle sind derzeit bei Weitem nicht kostendeckend. „Wir haben die gleichen Kosten, können aber nur viel weniger Besucher in die Halle lassen“, erklärt Nöllgen. Und das vor dem Hintergrund wieder steigender Infektionszahlen. Ob daher auch künftig noch bis zu 150 Besucher in Innenräumen zugelassen sind, kann niemand voraussehen. Diese Unplanbarkeit wirkt sich bereits auf den Spielplan aus. Der Auftritt von Kabarettist Herbert Knebel mit seinem Affentheater, gebucht als das wohl prominenteste Zugpferd der bevorstehenden Winterspielzeit, wurde gerade erneut verschoben – auf den Dezember 2021. Zwar wird für einen verschobenen Auftritt erst einmal keine Gage fällig. „Aber die Unsicherheit macht alles sehr schwierig“, klagt Helmut Nöllgen. Und schwierig ist die Situation ohnehin für den Felsenkeller als freien Kulturträger, der nicht – wie Nöllgen im Vergleich zur Hachenburger Kulturzeit feststellt – eine Kommune zur finanziellen Absicherung im Rücken hat. „Wir müssen mehr als 50 Prozent unserer Kosten selbst erwirtschaften“, erklärt der Wahl-Westerwälder.

Wie die Bilanz für das Pandemie-Jahr 2020 tatsächlich aussieht, zeige sich zwar erst im kommenden Jahr, aber die Lage sei ganz sicher existenziell. „Viele haben schon aufgegeben“, weiß Nöllgen aus Gesprächen mit Mitstreitern aus der freien Kulturszene. Das aber kommt für das Urgestein der Altenkirchener Kulturlandschaft so schnell nicht infrage. Michael Fenstermacher

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