Sinzig

Kein Gehör in Mainz: Sinzigs Bürgermeister ärgert sich über Landesregierung

Von Christian Koniecki
In diesen Tagen muss auch schon einmal ein Mäuerchen als Amtszimmer des Bürgermeisters herhalten: Andreas Geron muss improvisieren.
In diesen Tagen muss auch schon einmal ein Mäuerchen als Amtszimmer des Bürgermeisters herhalten: Andreas Geron muss improvisieren. Foto: Christian Koniecki

Bürgermeister Andreas Geron aus Sinzig hat sich geärgert. Am vergangenen Donnerstag war er zu einer Ausschusssitzung des Landtags nach Mainz gefahren. „Thema der Sitzung: Die aktuelle Hochwasserkatastrophe in unserer Region“, erläutert der Bürgermeister im Gespräch mit der Rhein-Zeitung. „Da fand ich es angemessen und wichtig, dass auch ein Vertreter aus der Region teilnimmt und die Lage hier im Ahrtal schildert“, erläutert Geron seinen Vorstoß. Die Fahrt nach Mainz hätte sich Geron aber sparen können.

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„Die Sitzung dauerte ungefähr vier Stunden. Aber der Vorsitzende des Ausschusses, Dirk Herber von der CDU, lehnte einen Antrag ab, mich für fünf Minuten sprechen zu lassen und aus der Region zu berichten. „Das ist nicht möglich“, war seine knappe Begründung“, berichtet Geron. „Im ersten Moment war ich schon ziemlich entsetzt und enttäuscht über diese Reaktion. Gerade in den vergangenen Tagen haben wir hier im Flutgebiet angepackt, wo es notwendig war. Uns war klar: Wir brauchen jetzt kurze Wege und keine langatmige Bürokratie.“

Doch nachdem die erste Wut verraucht ist, will Geron jetzt nach vorn schauen. So hat er bei seinem Besuch in der Landeshauptstadt darauf hingewiesen, dass der Ahrkreis nun neben der finanziellen Förderung aus seiner Sicht auch massive personelle Unterstützung benötigt. „Ich habe vorgeschlagen, dass uns das Land zwei Ingenieure für mindestens fünf Jahre zur Verfügung stellt, den noch schwerer gezeichneten Nachbarkommunen deutlich mehr. Und jeweils ein Ministerialbeamter sollte in jeweils eine der Kommunen abgeordnet werden. Dann sind die Wege kurz, und es kann Hand in Hand mit dem Land im Rathaus der Aufbau einvernehmlich vorangetrieben werden“, so Gerons Idee für eine wirksame Landeshilfe.

An dem auch in Sinzig noch laufenden Hilfseinsatz hat Geron wenig auszusetzen. „Natürlich gibt es bei einem Katastropheneinsatz dieses Ausmaßes immer mal wieder Pannen und Probleme. Aber im Großen und Ganzen ist der Hilfseinsatz von Feuerwehren, THW und Rotem Kreuz bei uns höchst professionell und effizient abgelaufen“, sagt Sinzigs Stadtchef. Als Außenstehender schwer nachvollziehbar ist aber aus seiner Sicht die Organisation bei einigen der professionellen Helfer. „Wenn da ein Trupp von Helfern etwa aus Ulm zwei Tage hier ist, und dann – kaum hat man ein wenig Ortskenntnis – schon wieder durch einen neuen Trupp aus Erfurt abgelöst wird, dann ist das schwer zu verstehen. Wenn diese Ablösung dann auch noch in der Mittagszeit geschieht und so durch Abbauen, Übergabe und Aufbauen mitten an einem Einsatztag schnell einmal wieder fünf Stunden vergeudet werden, ist das erst recht schwer nachzuvollziehen“, so Geron weiter. „Ich würde mir etwas mehr Kontinuität bei den Einsatzteams wünschen.

Sehr zufrieden ist Geron mit der Zusammenarbeit der Nachbarkommunen: „Egal ob Remagen, Linz, Andernach oder auch Bonn oder Koblenz: Der kurze Draht zwischen den Kommunen funktioniert ausgezeichnet. Die Kollegen leisten schnelle und unbürokratische Hilfe.“

Einen Tipp an seine von der Flut betroffenen Bürger hat Geron auch noch: „Wenn jemand aktuell Hilfe von den Einsatzkräften benötigt, dann kann man sich jederzeit auch an den Einsatzorten an einen der Profihelfer wenden. Dort gibt es immer Ansprechpartner, die einen Bagger auch schnell einmal zu einem Privathaus umdirigieren können, wenn dort Maschinenkraft benötigt wird.“ Auch könnten Hochwasseropfer jederzeit zu der Einsatzzentrale auf dem Hof der Regenbogenschule kommen, wo es zu essen gibt, Toiletten oder die Möglichkeit zu duschen.

Aktuelle Schwerpunkte bei den Aufräumarbeiten gibt es in Sinzig auch noch: „Vor Bad Bodendorf am Südufer der Ahr hat sich eine große Schwemmfläche gebildet, die noch auf gefährliche Schadstoffe untersucht werden muss“, erklärt Geron. „Und dann gilt es natürlich weiterhin mit Hochdruck, die Strom- und Trinkwasserversorgung in allen Straßenzügen wieder herzustellen, den Schlamm zu entsorgen und natürlich möglichst schnell die Kläranlage wenigstens wieder so weit hinzubekommen, dass ein Notbetrieb gefahren werden kann und nicht alle Abwässer ungeklärt in den Rhein fließen“, sagt Andreas Geron.