Kreis Ahrweiler

Fragen zur Wahl: Thema Gesundheit

Wie steht es um die ärztliche Versorgung im Kreis Ahrweiler? Folgt man der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, droht dem Ahrkreis eine dramatische Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung.

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Das geht aus dem von der KV herausgegebenen Kreisatlas zur vertragsärztlichen Versorgung hervor. Demnach müssen noch in diesem Jahrzehnt mehr als die Hälfte aller Hausarztpraxen nachbesetzt werden. Von 82 Hausarztpraxen sind 42 betroffen, das entspricht einem Anteil von 51 Prozent. Bei ihrer Prognose geht die KV davon aus, dass Hausärzte mit 62 aus dem Berufsleben ausscheiden. Das entspricht dem durchschnittlichen Ausscheidealter von Hausärzten in Rheinland-Pfalz. Die Realität sieht oft ganz anders aus, weiß auch die KV. Wir haben die Direktkandidaten im Wahlkreis 14 gefragt: Wie sicher, wie gut ist die ärztliche Versorgung auf dem Land, und worauf muss die Landespolitik in den kommenden fünf Jahren besonderen Wert legen?

Die Positionen der Kandidaten aus Wahlkreis 14:

Jörn Kampmann (SPD): Die ärztliche Versorgung im Kreis Ahrweiler ist gut. Gerade auf dem Land besteht aber die Herausforderung, auch künftig ausreichende ärztliche und pflegerische Versorgung wohnortnah vorzuhalten. Bund, Land und Gemeinden müssen gemeinsam dafür sorgen, dass sich Ärzte wieder vermehrt im ländlichen Raum ansiedeln. Dafür müssen die örtliche Infrastruktur, die Verdienstmöglichkeiten, aber auch die Arbeitsbedingungen stimmen. Die SPD in Rheinland-Pfalz wird die Einrichtung von Gesundheitszentren fördern und die Eröffnung von Zweig- und Filialpraxen unterstützen. Die Arbeit als Arzt im ländlichen Raum kann so besser an die Lebensplanung junger Mediziner angepasst werden. Durch die Gemeindeschwester plus und den persönlichen Pflegemanager wollen wir zudem die Pflegestützpunkte aufwerten.

Horst Gies (CDU): Nach einer Anfrage, die wir 2015 im Landtag gestellt haben, gibt es momentan noch eine akzeptable Versorgung im ländlichen Raum. Das gilt auch für unseren Kreis. Allerdings wird es immer schwieriger, diese Versorgung zu gewährleisten, wenn die Einwohnerzahlen im ländlichen Bereich weiter sinken, mehr Ärzte dort aus Altersgründen ihre Praxis aufgeben und immer weniger junge Ärzte bereit sind, Praxen auf dem Land zu eröffnen. Als Landes-CDU wollen wir die Ausbildungsplätze in Humanmedizin erhöhen und Medizinstudenten finanziell unterstützen, wenn sie sich verpflichten, außerhalb bestimmter Städte im ländlichen Raum zu arbeiten.

Wolfgang Schlagwein (Bündnis 90/Die Grünen): Wir wollen das Zukunftsprogramm „Gesundheit und Pflege 2020“ und den Masterplan zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung weiterentwickeln. Die Honorarverteilung muss in die Niederlassungssteuerung einbezogen werden. Mit der Professur für Allgemeinmedizin haben wir das Ausbildungsangebot in RLP für den hausärztlichen Nachwuchs erweitert. Auch der Ausbau der Verbundweiterbildungen zum Facharzt für Allgemeinmedizin soll helfen, mehr Hausärzte ausbilden zu können. Regionale Versorgungszentren, unter anderem mit Zweigpraxen, das Modell Gemeindepflege, spezielle Transportdienste für Patienten, mobile Praxisteams und telemedizinische Angebote sind wichtige Elemente einer Versorgungssicherung im ländlichen Raum. Nicht zuletzt brauchen wir einen substanziellen Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung.

Wolfgang Huste (Die Linke): Gesundheit ist keine Ware und kein Betätigungsfeld für Gewinninteressen, sondern gehört zu den Pflichtaufgaben des Staates. Dem drohenden Ärzte- und Fachärztemangel, besonders im ländlichen Bereich, muss durch den Aufbau medizinischer Versorgungszentren und die notwendigen Transportmöglichkeiten entgegengewirkt werden. Die Mehrheit der gesetzlich Versicherten darf nicht zugunsten gewinnbringender Privatpatienten schlechter behandelt werden. Die Krankenhausfinanzierung seitens des Landes ist deutlich zu erhöhen und bedarfsgerecht auszubauen. In einigen Kreisen ist die notärztliche Versorgung nur noch mit dem Hubschrauber aus der nächsten Stadt möglich. Huste:. Das Konkurrenzverhalten sogenannter freier Träger im Rettungs- und Krankentransportwesen beeinträchtigt in unverantwortlicher Art und Weise die schnelle und effektive Versorgung von Kranken und Unfallopfern.

David Jacobs (FDP): Die ärztliche Versorgung auf dem Land ist katastrophal. Anstatt Geld in Prestigeobjekten zu verbrennen, hätte man lieber in den Ausbau der ärztlichen Versorgung investieren sollen. In einigen Kommunen können beispielsweise 60 Prozent der Notarztschichten nicht besetzt werden. Sollten in dieser Zeit Unfälle beziehungsweise Notfälle passieren, müssen die Menschen bis zu 40 Minuten oder länger auf einen Notarzt warten. Dieser Umstand ist nicht hinnehmbar! Das Land ist hier in der Pflicht, die Kommunen bei der ärztlichen Versorgung zu unterstützen.

Klara-Luisa Nett (ÖDP): Eine dezentrale ärztliche Versorgung ist eine Grundlage, um das Leben im ländlichen Raum attraktiv zu erhalten. Dies bedeutet, dass Landkrankenhäuser unterstützt werden müssen und die Notarztversorgung flächendeckend gewährleistet sein muss.