Schwere Unfälle, Lärm und rücksichtslose Motorradfahrer – das traditionelle „Anlassen“ auf dem Nürburgring ist für viele Menschen auch Anlass für Protest. Die Menschen in Kesseling gingen am Sonntagmorgen auf die Straße. Denn die Route über Kesseling gilt für viele Motorradfahrer als besonders schön, weil kurvenreich.
Dabei fahren sie oft viel zu schnell und in großen Pulks durch die kleinen Ortschaften der Gemeinde. „Wir fordern mindestens eine flächendeckende Tempo-30-Zone, am besten sogar ein Durchfahrtsverbot für Motorräder an den Wochenenden“, betonte Guido Schmitz, Bürgermeister von Kesseling. Zu seinem Leidwesen wird die Kesselinger Strecke im Internet sogar als besonders reizvoll beschrieben. Von den Behörden fühlen sich die Kesselinger mit ihren Sorgen im Stich gelassen, weshalb sie jetzt mit einer Demonstration auf ihre Lage aufmerksam machen wollten. „Punktuelle Geschwindigkeitsbegrenzungen bringen nichts“, weiß Schmitz. „Da wird abgebremst und wieder beschleunigt, hinter den Kurven und an den Bergen wird Gas gegeben, und nicht selten sind die Motorradfahrer dann so schnell, dass sie auf den Straßen nicht nur sich, sondern auch andere gefährden. Hier muss gehandelt werden.“
Dass Motorradfahrer auf ihren Anfahrtswegen für den Ausnahmezustand sorgen, war auch in Sinzig zu erleben. Dort traf sich am Samstag eine Gruppe von rund 200 bis 300 Motorradfans entlang der L 86 und campierte dort auf einem Ackergelände. Sie sollen dort erhebliche Gefahrensituationen für den fließenden Straßenverkehr provoziert haben, indem sie sich nicht an die Verkehrsregeln gehalten haben. Da sie auch nicht auf Anweisungen der alarmierten Polizeibeamten reagierten, löste das Ordnungsamt der Stadt Sinzig die Veranstaltung mit Amtshilfe der Polizei auf. Die L 86 war deshalb kurzzeitig voll gesperrt.