Digitales Lernen ist für die aktuelle Schülergeneration in Zeiten der Corona-Pandemie längst zur Gewohnheit geworden. Doch wie hält man dabei die Motivation aufrecht? Für seine Bachelorarbeit hat Lehramtsstudent Tobias Hoffmann das Thema „Digitale Medien und Motivation – selbstbestimmtes Lernen im digitalen Unterricht“ untersucht. Die Ergebnisse wurden in Auszügen auch in der Festzeitschrift der Initiative „Junges Forschen“ vorgestellt.
Affin für das Thema war Hoffmann bereits vor der Arbeit. Während seines Lehramtsstudiums an der Universität Koblenz er ein Seminar zu Motivationspsychologie im Schulkontext. „Dadurch konnte ich bereits grundlegendes theoretisches und praktisches Wissen in diesem Bereich sammeln.“ Seine Bachelorarbeit hat er dann in der Zeit des ersten Lockdowns geschrieben. Hoffmann: „Damals waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Unterricht noch nicht ausreichend erforscht.“ Das wollte er ändern. Die grundlegenden Auswirkungen des digitalen Unterrichts auf die Motivation der Schüler wollte er untersuchen.
„Für mich als Lehramtsstudent ist es sehr interessant, sich mit der Motivation der Schülerinnen und Schüler zu beschäftigen, da sich die Stärke und Art der Motivation auf die schulische Leistung auswirkt.“ Seine Fragestellungen: Wie verhält sich die Motivation beim digitalen Unterricht über Microsoft Teams? Nehmen die Schüler selbstbestimmt und eigenmotiviert daran teil? Und welche Faktoren beeinflussen die Motivation?
Damit ging Hoffmann in seine Studien. Er stellt Kontakt zu den Schülern über Lehrer der Schule her. Via Online-Fragebogen in verständlicher Sprache und übersichtlicher Aufteilung befragte er Schüler der Klassenstufen 7 bis 10 einer Realschule Plus in Kirchheimbolanden befragt.
Während man derzeit häufig vom großen Leid der Schüler liest, kam die Studie aber hinsichtlich der Lernmotivation zu positiveren Ergebnissen. „Die Studie hat gezeigt, dass die Schülerinnen und Schüler auch während des digitalen Unterrichts selbstbestimmt und intrinsisch motiviert lernen können“, berichtet der 25-Jährige. Erfreulich, wie er findet.
Dabei habe das Gerät, auf dem die Schüler am Unterricht teilnehmen, keinen Einfluss auf die Motivation: Egal ob Laptop, Tablet oder sogar Handy – wesentlich seien die Art des Unterrichts und der Lehrer. „Gerade beim digitalen Unterricht ist es sehr wichtig, dass die Lehrperson einen strukturierten Unterricht hält, indem sie klare Vorgaben und Erwartungen nennt und geeignete Unterstützung bei den Aufgaben bereitstellt.“ Und auch die soziale Komponente fehlte den Schülern nicht. Für Hoffmann ein überraschendes Ergebnis. Sie fühlten sich sozial eingebunden und freuten sich, die Mitschüler via Videokonferenz wiedersehen zu können. Aspekte, die die Motivation positiv beeinflusst haben, ist Tobias Hoffmann überzeugt.
Erfahrungen mit digitaler Lehre machte Hoffmann wie so viele aus erster Hand: „An der Universität findet die Lehre überwiegend digital statt. Das erfordert eine Menge Selbstdisziplin.“ Die andere Seite lernte er im Rahmen eines Praktikums kennen. „In meinem Praktikum an einer anderen Schule wurde ebenfalls Microsoft Teams verwendet. Dort bekam ich die Gelegenheit, selbst einen digitalen Unterricht zu halten.“
Fielen letztlich die Rückmeldungen zum digitalen Lernen insgesamt doch recht positiv aus, ist für Tobias Hoffmann dennoch klar: „Die Corona-bedingten Schulschließungen haben gezeigt, wie wichtig der persönliche Kontakt in der Schule ist.“ Grundsätzlich sei es möglich, auch online einen motivierenden Unterricht zu halten, der fachliches Wissen vermittelt. „Jedoch wollen und brauchen die Schülerinnen und Schüler den persönlichen Kontakt zueinander.“ Dass digitale Lernplattformen aber auch nach der Corona-Zeit weiter genutzt werden, beispielsweise zur Bereitstellung von Arbeitsblättern und anderen Informationen, kann sich der 25-Jährige jedoch gut vorstellen.
Inwiefern digitaler Unterricht über Microsoft Teams, Big Blue Button oder Zoom seine eigene berufliche Zukunft beeinflusst, ist noch relativ schwer abzuschätzen. „Natürlich hoffe ich, dass ich nächstes Jahr im Referendariat regulären Unterricht halten kann. Und wenn dann kein regulärer Unterricht möglich ist, muss man sich eben an die Situation anpassen und das Beste draus machen.“
Ylva Bersch
Die kompletten Texte zu den hier vorgestellten und allen anderen Arbeiten finden Interessierte unter www.junges-forschen.de