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Koblenz

Netzwerk für Studierende an der Uni Koblenz: Jungen Forschern eine Plattform und einen Ansporn bieten

Von Ylva Bersch
Sie sind die Gründungsmitglieder von „Junges Forschen“ (von links): Jeanine Krath, Linda Schürmann, Alicia Sommerfeld und Aline Sohny.  Foto: Ylva Bersch
Sie sind die Gründungsmitglieder von „Junges Forschen“ (von links): Jeanine Krath, Linda Schürmann, Alicia Sommerfeld und Aline Sohny. Foto: Ylva Bersch

Koblenz ist Universitätsstadt – und doch wissen die meisten Koblenzer recht wenig über ihre Uni. Nachrichten über sie gab es in jüngerer Vergangenheit meist wegen politischer Themen. Allerdings passiert dort viel mehr. Unter anderem auch dank „Junges Forschen“, einer Initiative, die jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit gibt in die Welt des wissenschaftlichen Arbeitens einzutreten.

Lesezeit: 3 Minuten
Seit gut drei Jahren treffen sich die Gründungsmitglieder des Netzwerks „Junges Forschen“. Lange war nicht klar, wohin die Reise gehen sollte – Workshop-Veranstaltungen oder doch digitale Diskussionsplattform? Den Anstoß dazu gab Prof. Dr. Harald von Korflesch, damaliger Vizepräsident der Universität Koblenz, im Februar 2017. Zum Abschluss eines Semesters gibt es ...
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Forschungsbeispiel 1: Motiviert im digitalen Unterricht

Digitales Lernen ist für die aktuelle Schülergeneration in Zeiten der Corona-Pandemie längst zur Gewohnheit geworden. Doch wie hält man dabei die Motivation aufrecht? Für seine Bachelorarbeit hat Lehramtsstudent Tobias Hoffmann das Thema „Digitale Medien und Motivation – selbstbestimmtes Lernen im digitalen Unterricht“ untersucht. Die Ergebnisse wurden in Auszügen auch in der Festzeitschrift der Initiative „Junges Forschen“ vorgestellt.

Affin für das Thema war Hoffmann bereits vor der Arbeit. Während seines Lehramtsstudiums an der Universität Koblenz er ein Seminar zu Motivationspsychologie im Schulkontext. „Dadurch konnte ich bereits grundlegendes theoretisches und praktisches Wissen in diesem Bereich sammeln.“ Seine Bachelorarbeit hat er dann in der Zeit des ersten Lockdowns geschrieben. Hoffmann: „Damals waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Unterricht noch nicht ausreichend erforscht.“ Das wollte er ändern. Die grundlegenden Auswirkungen des digitalen Unterrichts auf die Motivation der Schüler wollte er untersuchen.

„Für mich als Lehramtsstudent ist es sehr interessant, sich mit der Motivation der Schülerinnen und Schüler zu beschäftigen, da sich die Stärke und Art der Motivation auf die schulische Leistung auswirkt.“ Seine Fragestellungen: Wie verhält sich die Motivation beim digitalen Unterricht über Microsoft Teams? Nehmen die Schüler selbstbestimmt und eigenmotiviert daran teil? Und welche Faktoren beeinflussen die Motivation?

Damit ging Hoffmann in seine Studien. Er stellt Kontakt zu den Schülern über Lehrer der Schule her. Via Online-Fragebogen in verständlicher Sprache und übersichtlicher Aufteilung befragte er Schüler der Klassenstufen 7 bis 10 einer Realschule Plus in Kirchheimbolanden befragt.

Während man derzeit häufig vom großen Leid der Schüler liest, kam die Studie aber hinsichtlich der Lernmotivation zu positiveren Ergebnissen. „Die Studie hat gezeigt, dass die Schülerinnen und Schüler auch während des digitalen Unterrichts selbstbestimmt und intrinsisch motiviert lernen können“, berichtet der 25-Jährige. Erfreulich, wie er findet.

Dabei habe das Gerät, auf dem die Schüler am Unterricht teilnehmen, keinen Einfluss auf die Motivation: Egal ob Laptop, Tablet oder sogar Handy – wesentlich seien die Art des Unterrichts und der Lehrer. „Gerade beim digitalen Unterricht ist es sehr wichtig, dass die Lehrperson einen strukturierten Unterricht hält, indem sie klare Vorgaben und Erwartungen nennt und geeignete Unterstützung bei den Aufgaben bereitstellt.“ Und auch die soziale Komponente fehlte den Schülern nicht. Für Hoffmann ein überraschendes Ergebnis. Sie fühlten sich sozial eingebunden und freuten sich, die Mitschüler via Videokonferenz wiedersehen zu können. Aspekte, die die Motivation positiv beeinflusst haben, ist Tobias Hoffmann überzeugt.

Erfahrungen mit digitaler Lehre machte Hoffmann wie so viele aus erster Hand: „An der Universität findet die Lehre überwiegend digital statt. Das erfordert eine Menge Selbstdisziplin.“ Die andere Seite lernte er im Rahmen eines Praktikums kennen. „In meinem Praktikum an einer anderen Schule wurde ebenfalls Microsoft Teams verwendet. Dort bekam ich die Gelegenheit, selbst einen digitalen Unterricht zu halten.“

Fielen letztlich die Rückmeldungen zum digitalen Lernen insgesamt doch recht positiv aus, ist für Tobias Hoffmann dennoch klar: „Die Corona-bedingten Schulschließungen haben gezeigt, wie wichtig der persönliche Kontakt in der Schule ist.“ Grundsätzlich sei es möglich, auch online einen motivierenden Unterricht zu halten, der fachliches Wissen vermittelt. „Jedoch wollen und brauchen die Schülerinnen und Schüler den persönlichen Kontakt zueinander.“ Dass digitale Lernplattformen aber auch nach der Corona-Zeit weiter genutzt werden, beispielsweise zur Bereitstellung von Arbeitsblättern und anderen Informationen, kann sich der 25-Jährige jedoch gut vorstellen.

Inwiefern digitaler Unterricht über Microsoft Teams, Big Blue Button oder Zoom seine eigene berufliche Zukunft beeinflusst, ist noch relativ schwer abzuschätzen. „Natürlich hoffe ich, dass ich nächstes Jahr im Referendariat regulären Unterricht halten kann. Und wenn dann kein regulärer Unterricht möglich ist, muss man sich eben an die Situation anpassen und das Beste draus machen.“

Ylva Bersch

Die kompletten Texte zu den hier vorgestellten und allen anderen Arbeiten finden Interessierte unter www.junges-forschen.de

Forschungsbeispiel 2: Viele offene Fragen rund um das Templerhaus

Es steht etwas versteckt und ist selbst bei den Boppardern eher unbekannt – und doch ist es das älteste Haus der Stadt: das Templerhaus. Das Gebäude und seine Geschichte hat Kent Michaelis, Student der Kunstgeschichte an der Uni Koblenz, zum Gegenstand seiner Bachelorarbeit gemacht. Auch diese fand einen Platz in der Festzeitschrift der Initiative „Junges Forschen“.

„Als ich vor der Themenwahl meiner Bachelorarbeit stand, war für mich klar, dass ich gerne einen Gegenstand aus der Architekturgeschichte untersuchen möchte.“ Die Themen seines Studiengangs sowie Architektur und Denkmalpflege interessieren ihn seit seiner Jugend und begleiteten ihn nicht nur in seiner Heimat, sondern auch auf Reisen. „Ich bin im Welterbe Oberes Mittelrheintal aufgewachsen und hatte auch auf Reisen und Ausflügen zahlreiche Berührungspunkte mit Zeugnissen der Vergangenheit und baulichem Erbe“, erklärt der 26-Jährige.

Und warum das Templerhaus in Boppard als Forschungsgegenstand? Was ist das Besondere an dem spätstaufischen Baudenkmal? Insbesondere die vielen offenen Fragen interessierten Michaelis. „Gerade Kulturdenkmäler in kleineren Städten und ländlicheren Gebieten habe ich bei der Themenwahl ins Auge gefasst, denn dort trifft man besonders häufig auf noch wenig berücksichtigte und unzureichend erforschte Gebäude.“ Glücklicherweise befand sich genau ein solches Gebäude in seiner Heimatstadt Boppard. „Das Templerhaus hat mich aus vielen Gründen sehr neugierig gemacht: zum einen wegen des vielversprechenden, aber umstrittenen Namens. Zum anderen ist es das älteste Haus der Stadt.“

Wohnturm aus der Stauferzeit

Die in Teilen original erhaltene hochmittelalterliche Bausubstanz macht das Templerhaus zu einem wirklich hochkarätigen Denkmal. Und dennoch sei es Templerhaus selbst in Boppard wenig bekannt – wohl auch wegen seiner Lage, etwas versteckt in der Seminarstraße. „Der Wohnturm stammt aus der späten Stauferzeit, etwa aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts und ist meiner These nach dem Bistum Bamberg zuzuordnen“, berichtet Michaelis. Es sei somit auch eines der ältesten Wohnhäuser Deutschlands.

Bis heute ist nicht klar belegt, ob das Templerhaus auch wirklich dem Templerorden zugeschrieben werden kann. Nachzuweisen sei dies nicht, so Kent Michaelis. Und auch die ursprüngliche Funktion des Bauwerks bleibe weiterhin rätselhaft.

„Meine Bachelorarbeit wurde 2019 durch den Fachbereichsrat der Universität als herausragende Arbeit gewürdigt.“ Das Team des Netzwerks „Junges Forschen“ an der Koblenzer Uni habe ihn daraufhin gefragt, ob er einen Auszug daraus in der ersten Festzeitschrift veröffentlichen wolle. „Die Veröffentlichung selbst lief sehr unkompliziert, das sehr engagierte Team gab konstruktive Rückmeldungen zu meinem Manuskript und hat sich professionell im Hintergrund um alle Arbeiten wie Layout oder Drucklegung gekümmert“, lobt Michaelis. Insgesamt ist er von der Idee von „Junges Forschen“ überzeugt: „Mit den Festzeitschriften wird eine große Lücke gefüllt.“ Davon profitiere auch die Universität. „Besonders den kleineren Disziplinen wie zum Beispiel Kunstgeschichte wird damit größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verschafft.“ Generell fänden die Forschungsergebnisse durch solches Engagement größere Anerkennung und Wertschätzung.

Arbeit in der Denkmalpflege

Nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Bachelorstudium an der Koblenzer Universität zog es Michaelis für das Masterstudium der Denkmalpflege an die Universität Bamberg – eine Stadt, die ihm unter anderem durch seine Bachelorarbeit vertraut ist. Auch das Masterstudium konnte er erfolgreich abschließen und anschließend eine Stelle bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe in der Direktion Landesdenkmalpflege antreten. Was die Zukunft für Michaelis auch immer bringen wird, ist für ihn ganz klar: „An der Forschung habe ich nach wie vor großes Interesse.“ Ylva Bersch

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