Die Koblenzer Polizei sieht kein Sicherheitsproblem rund um den Bahnhof. Nach ihren Erkenntnissen gibt es eine Gruppe von durchschnittlich 20 Personen, die sich etwa von 9 bis 19 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz aufhalten. Die zum größten Teil männlichen Mitglieder sind zwischen 21 und 65 Jahren alt, haben zu 80 Prozent keinen festen Wohnsitz, sind alle suchtkrank und alle in einer prekären, sozialen Lage. Drei Viertel von ihnen sind Koblenzer.
„Die Gruppe will unter sich bleiben, sucht keine öffentliche Aufmerksamkeit und belästigt grundsätzlich auch keine Dritten“, berichtet Manuel Wehrmann, Leiter der Polizeiinspektion Koblenz 1. Lautstarke Kommentare könnten allenfalls fallen, wenn die Personen angesprochen werden. Körperverletzungen und Beleidigungen gäbe es aber ausschließlich innerhalb der Gruppe. „Die Meldungen erreichen uns immer über Dritte, vor Ort stellt während der Anzeigenaufnahme niemand Strafantrag, das regeln sie unter sich“, sagt Wehrmann. Im Durchschnitt ist die Polizei etwa ein Mal täglich am Bahnhofsvorplatz im Einsatz, 2017 insgesamt 308 Mal, 2016 waren es 279 Einsätze. Davon entfielen in beiden Jahren rund 40 auf Verkehrsunfälle. Neben der Polizeiinspektion 1 kontrolliert die Bundespolizei und das Ordnungsamt, außerdem beobachten zivile Kräfte verdeckt. „Es gibt kein belegbares Sicherheitsproblem am Bahnhof, das ist kein Hotspot“, betont Wehrmann. Die Identität der Personen sei bekannt. Auch von einer offenen Drogenszene könne keine Rede sein, vielmehr von einer Drogenkontaktszene. „Allerdings ist das Sicherheitsempfinden ein anderes“, erklärt der Polizeidirektor. Es sei nicht hinnehmbar, dass Passanten sich nicht trauten, an der Gruppe vorbei zu gehen. „Wenn wir einen Angst-Raum erkennen, müssen wir das ernst nehmen, auch wenn keine einzige Straftat begangen wird“, bekräftigt Wehrmann. Niemand solle sich scheuen, die Polizei zu rufen: „Wir gehen jedem Hinweis nach und bewerten vor Ort“.
Das deutlich größere Problem, was Straftaten angeht, hat die Koblenzer Polizei mit Gruppen junger Betrunkener in den Nächten am Wochenende in der Altstadt. Wehrmanns Überzeugung nach könne nur ein ganzheitliches Herangehen zu einer Lösung rund um den Bahnhof führen. Stadt und soziale Berufe seien gefragt: „Es muss ein konzertiertes Vorgehen geben, an dem auch die Polizei beteiligt ist.“