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Koblenz

Beruf Influencer: Diese Koblenzer sind lokale Internetstars

Von Katrin Steinert

An Nicola ist eigentlich gar nichts natürlich: die Brüste zum Platzen groß, die Lippen aufgespritzt, die Haut tätowiert, die Haare und Nägel gemacht. Wenn die wandelnde Barbie durch die Koblenzer Innenstadt läuft, drehen sich die Menschen nach ihr um. In einem Café fragt eine junge Bedienung: „Kann ich ein Autogramm von dir haben?“ Für Mademoiselle Nicolette, so nennt sich die gefragte Koblenzerin im Internet, gehört das zum Alltag. Und sie genießt ihn.

Lesezeit: 4 Minuten
Nicola ist eine der bekanntesten Influencerinnen in der Region. Sie verdient mit ihrer Onlinepräsenz ihren Lebensunterhalt, ist so etwas wie ein lokaler Internetstar. „Ich bin unendlich dankbar dafür. Mein Leben ist durch diesen Beruf ein Traum“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. 188.000 Menschen wollen hören und sehen, was die ...
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Juliane: 30-Jährige verdient mit ihrem Hobby zur Hälfte ihr Geld

Koblenz. Juliane ist Influencerin und arbeitet in Teilzeit im öffentlichen Dienst. Die 30-Jährige sagt: „Da fehlt mir aber die Kreativität.“ Einen Ausgleich zum Bürojob hat sie als selbstständige Bloggerin gefunden. Juliane liebt es zu basteln, Schmuck herzustellen, Essen schön anzurichten – und ausgewählte Kleidung zu tragen. Dass sie damit Geld verdienen würde, hätte sie anfangs nie gedacht. „Das hat ab 30.000 Followern angefangen“, sagt die Koblenzerin.

30-Jährige verdient mit ihrem Hobby seit einiger Zeit zur Hälfte ihr Geld
Foto: Juliane

Juliane investiert in der Woche sechs bis sieben Stunden in den Influencer-Job, inszeniert Fotos, bearbeitet Kooperationsanfragen von Unternehmen, kommentiert die Beiträge, die Fans unter ihre Bilder schreiben. „Es ist schon anstrengend, aber wenn man es als Hobby betrachtet, ist es kein Zwang, sondern schön.“

Vor fünf Jahren hat sie erstmals von Instagram erfahren. Sie sah, wie Menschen dort Blumen- und Landschaftsbilder veröffentlichten und andere den „gefällt mir“-Button drückten. „Ich habe das aus Neugierde auch ausprobiert“, sagt Juliane. Sie richtete sich einen Blog ein, stellte Rezepte und Reisen vor. Dann hatte sie zwei Jahre anderes im Kopf. Im Frühjahr 2018 legte sie wieder los – und mittlerweile folgen Juliane alias Missheartmade 60.500 Menschen – und erleben aktuell auch ihre Schwangerschaft online mit.

Juliane betreibt zudem einen Onlineshop, in dem sie unter anderem selbst gemachten Schmuck verkauft. Nachdem das Geschäft ins Laufen gekommen ist, ist das Influencer-Sein für die studierte Kulturwissenschaftlerin seit diesem Jahr zur Hälfte ihr Job.

Juliane versucht dabei auch, viel regional zu machen, sagt sie. „Ich versuche, alles, was ich gut finde, zu zeigen.“ Das sind vor allem Klamotten, aber auch Essen, Einrichtungsdinge – oder Bilder vom Bali-Urlaub mit ihrem Freund.

Was die Follower an ihr mögen? „Ich denke, es ist das ganze Erscheinungsbild“, sagt Juliane. „Man identifiziert sich mit der ganzen Person“, überlegt sie. Dabei wird sicher auch einiges auf sie projiziert. „Manche denken, dass ich immer so rumlaufe und Essen immer so schön anrichte.“ Aber zu Hause ist sie auch einfach mal nur Juliane. Katrin Steinert

Christian Maté Grab: „Ich habe mir meinen Traumjob selbst geschaffen“

Koblenz. Ein Fluss, der sich durch grüne und orangefarbene Wälder schlängelt, ein Tal umhüllt von Nebelschwaden, schneebedeckte Gipfel und gefrorene Tannenspitzen – die Fotos, die Christian Maté Grab auf der Plattform Instagram veröffentlicht, sehen anders aus als die Aufnahmen, die man dort sonst findet. Sie sind wie kleine Gemälde, ästhetisch und kunstvoll.

Seine Art zu fotografieren beschreibt Grab als cinematischen Stil – die Aufnahmen bearbeitet er so, dass sie aussehen, als wären sie aus einem Film geschnitten. „Auf Instagram gibt es sehr viel, was sehr gleich aussieht“, sagt der 28-Jährige. Nach und nach habe er ein Gefühl für Farbe und Stimmung entwickelt. „Mir ist sehr wichtig, dass Emotionen rüberkommen. Ich möchte meinen Zuschauern zeigen: So habe ich den Moment erlebt.“

Vor knapp zweieinhalb Jahren hat Grab damit begonnen, seine Fotos und Videos auf verschiedenen Plattformen im Internet zu veröffentlichen. Zunächst nur, um seine Reisen festzuhalten. Sein Publikum, vor allem das auf der Videoplattform Youtube, wurde immer größer. Dort gibt er auch heute noch Tipps zu Fotografie und Bildbearbeitung: „Ich will anderen Menschen dabei helfen, selbst schöne Fotos und Videos zu erstellen“, sagt Grab.

Er war nie ein Fan von Akademischem, sagt der gebürtige Neuwieder. Er hat sich alles selbst beigebracht, vieles durch den Austausch mit Freunden, Bekannten und anderen Youtubern gelernt. Nach dem Fachabitur hat er sich als Grafiker selbstständig gemacht und sieben Jahre lang in dem Bereich gearbeitet. „Ich wollte immer mein eigener Chef sein.“

Heute versucht er, Freunde und Bekannte in seine Arbeit einzubinden. Sie begleiten ihn auf seinen Reisen nach Österreich, Schweden oder Kalifornien, fotografieren oder arbeiten als zweiter Kameramann. Mit dabei ist auch Karolin, Grabs Freundin, die selbst häufig vor der Kamera zu sehen ist.

Seine Foto- und Videoaufnahmen veröffentlicht der Fotograf hauptsächlich auf Instagram und Youtube. Seine Fans kommen allerdings nicht aus dem näheren Umkreis, sondern zu einem Großteil aus den USA und Großbritannien. Grab weiß die Vorteile der beiden Plattformen zu schätzen: „Instagram ist für mich eine schöne Sammlung an Erinnerungen, und über Youtube kann man mit seiner Community kommunizieren und seine filmische Arbeit teilen.“

Der 28-Jährige ist sich sicher, dass seiner Generation durch die sozialen Netzwerke ein enormes Potenzial zu Verfügung steht: „Wir können uns neue Berufe erschaffen. Ich bin kein klassischer Fotograf, kein klassischer Filmemacher. Ich wüsste nicht, wo ich mich sonst einordnen soll.“ Jessica Pfeiffer

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