Hirten/Mayen. Als „ethisch mehr als nur bedenklich” sieht Cordula Rohde eine generelle Kostenübernahme eines Praena-Testes durch die Krankenkassen an. „Im Grunde wird konkret gefahndet nach Menschen mit Behinderung“, sagt die Mutter des vierjährigen Benedikt, eines Kindes mit Down-Syndrom. Die Diskussion drehe sich eben viel um die Menschen, die mit den besonderen Bedingungen einer Trisomie 21 leben, weil es wohl die bekannteste Gruppe ist, sagt Rohde, die sich für Down-Syndrom-Kinder engagiert.
Mit dem Test als Regelleistung werde – davon ist sie überzeugt – „einer Selektion Tür und Tor geöffnet“. Werdende Eltern würden verunsichert, die Gesellschaft baue wohl einen hohen Druck den Eltern gegenüber auf, die keinen Test machen. Und gegenüber denjenigen, die sich eines trotz positiven Ergebnisses gegen einen Abbruch wenden. „Die Vorstellung ist mehr als gruselig“, betont Rohde. Ihr Sohn Benedikt wächst wie jeder andere Junge auf dem Land auf – er probiert putzmunter im elterlichen Zuhause vieles aus zwischen Hühnern, Schafen und Traktor, spielt und agiert gut integriert mit den Kindern im Kindergarten Weiler. Rohde, von Haus aus Diplom-Sozialpädagogin, fürchtet, dass es nicht absehbar sein könnte, wie weit sich die Testlandschaft in puncto Früherkennung entwickelt. „Und inwieweit wir uns hin zum Designerkind bewegen.“ Ebenso wenig dürfe sich das gesellschaftliche Denken so entwickeln, dass es selbstverständlich, ja verpflichtend sei, Schwangerschaften mit behinderten Kindern abzubrechen, ganz besonders nicht in Deutschland. Im Gegenteil: Hierzulande gebe es gute Ansätze. Rohde: „Endlich entwickeln wir auch bei uns positives, ressourcenorientiertes Denken und Handeln im Umgang mit Behinderung und beginnen Inklusion umzusetzen.
Falls im Feinultraschall Verdachtsanzeichen ergäben, müssten Frauen freilich die Möglichkeit besitzen, einen Test machen zu lassen. Die dafür notwendigen Richtlinien sollten durch eine Ethik-Kommission und Ärzten geklärt werden, nicht von den Kassen, nicht von der Pharmaindustrie, nicht von der Politik. bro
Cordula Rohde ist auch Ansprechpartnerin einer Gruppe von Eltern aus der Region Mayen/Rhein. Ferner gibt es die Möglichkeit, sich unter www.ohrenkuss.de mit einer Gruppe von Erwachsenen mit Down-Syndrom in Bonn in Verbindung zu setzen.