La Gomera: Wandern und Wale gucken

La Gomera: Wandern und Wale gucken
Nebel hauchen La Gomera Leben ein: Passatwinde bringen regelmäßig Wolken mit, die der Insel dauerhaftes Grün und eine bunte Artenvielfalt bescheren Foto: Andreas Jöckel

„Pfscht!“ Acht silbergraue Körper schießen aus dem Meer und nehmen zeitgleich einen tiefen Atemzug. Kurz glänzen die Flossen im Sonnenlicht, bis sie wieder elegant abtauchen. Rauzahndelfine sind von Natur aus wahre Meister im Synchronschwimmen. Auf ihrer Jagd nach Fischen und Tintenfischen sehen die Meeressäuger daher aus wie ein Team, das für den nächsten Wettkampf trainiert.

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„Pfscht!“ Immer wieder taucht eine Gruppe von drei bis acht Delfinen nebeneinander auf. Die Jagd scheint ihnen Spaß zu machen. Ab und zu lösen sich ein oder zwei aus der Formation, schießen kreuz und quer unter unserem Boot hindurch oder recken sich senkrecht weit aus dem Wasser, um sich rücklings in voller Breite wieder hineinplatschen zu lassen. Die Stimmung an Bord ist euphorisch. Erwachsene Menschen glucksen vor Begeisterung wie Kinder. Noch lustiger wird es, als deutlich wird, dass sich das ausgeprägte Sozialverhalten der bis zu 2,6 Meter großen Zahnwale auf die eigene Art beschränkt. Vögel, in diesem Falle meist Gelbschnabelsturmtaucher, die Beute von der Oberfläche fischen wollen, werden verscheucht, geschubst oder kurz unter Wasser gezogen. Mehr als eine Stunde streifen die Tiere mit uns durchs Meer, dann ziehen sie weiter. Einige Minuten wird es still. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Man hat das Gefühl: Es fehlt etwas.

„Pfscht!“ Mehrere silbergraue Körper schießen aus dem Meer und nehmen zeitgleich einen tiefen Atemzug. Kurz glänzen die Flossen im Sonnenlicht, bis sie wieder elegant abtauchen.

Andreas Jöckel

Rauzahndelfine sind von Natur aus wahre Meister im Synchronschwimmen. Auf ihrer Jagd nach Fischen und Tintenfischen sehen die Meeressäuger daher aus wie ein Team, das für den nächsten Wettkampf trainiert. „Pfscht!“ Immer wieder taucht eine Gruppe von drei bis acht Delfinen nebeneinander auf.

Andreas Jöckel

Die Jagd scheint ihnen Spaß zu machen. Ab und zu lösen sich ein oder zwei aus der Formation...

Andreas Jöckel

...schießen kreuz und quer unter unserem Boot hindurch...

Andreas Jöckel

...oder recken sich senkrecht weit aus dem Wasser,...

Andreas Jöckel

... um sich rücklings in voller Breite wieder hineinplatschen zu lassen.

Andreas Jöckel

Die Stimmung an Bord ist euphorisch. Erwachsene Menschen glucksen vor Begeisterung wie Kinder.

Andreas Jöckel

Noch lustiger wird es, als deutlich wird, dass sich das ausgeprägte Sozialverhalten der bis zu 2,6 Meter großen Zahnwale auf die eigene Art beschränkt.

Andreas Jöckel

Vögel, in diesem Falle meist Gelbschnabelsturmtaucher, die Beute von der Oberfläche fischen wollen, werden verscheucht, geschubst oder kurz unter Wasser gezogen.

Andreas Jöckel

Mehr als eine Stunde streifen die Tiere mit uns durchs Meer,...

Andreas Jöckel

...dann ziehen sie weiter.

Andreas Jöckel

Einige Minuten wird es still. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Man hat das Gefühl: Es fehlt etwas.

Andreas Jöckel

Wir fahren zurück zum Hafen und blicken auf die felsige Küste. Kilometerlange, weiße Strände gibt es hier nicht. La Gomera ist die Kanareninsel mit den meisten Schluchten. Wie eine riesige, vielfach gefaltete Serviette bäumt sie sich aus dem Meer auf.

Andreas Jöckel

Um von Ort zu Ort zu kommen, gibt es keinen Weg an der Küste entlang. Immer führt die Straße in Serpentinen die Steilhänge hinauf und hinunter.

Andreas Jöckel

An den Enden der schmalen Täler ist die Küste gespickt mit den bunten Häusern der Ortschaften.

Andreas Jöckel

Vielfältig haben sich die Menschen angepasst. Schafweiden sind terrassenförmig angelegt. Die Hirte springen mithilfe ihrer Stäbe die Stufen hinunter. Das sogenannte Astia-Springen wird heute als Sportart perfektioniert.

Andreas Jöckel

Die eigentümlichste Anpassung ist die Pfeifsprache der Ureinwohner, die Estefania Mendoza Barrera hier demonstriert. Diese wurde entwickelt, um nicht wegen jeder Information weit hinunter- und wieder hinaufklettern zu müssen oder um rasch Hilfe rufen zu können. Der Schall der Sprache reicht nicht weit genug, Pfiffe dagegen schon. Die Technik ist ausgeklügelt: Der Mittelfinger kommt abgeknickt seitlich zwischen die Lippen, die Zunge wird dagegen gepresst. Die andere Hand gibt dem Schall eine Richtung. Was dann erklingt, ist Spanisch in Lautmalerei. Mit etwas Übung funktioniert das tatsächlich. Unsere Reisegruppe teilt einem Lehrer eine Aufgabe mit, die er seiner in einiger Entfernung stehenden Assistentin Estefania Mendoza Barrera (Foto) zupfeift. Sie kommt zurück und handelt wie geheißen: Sie nimmt die Kamera eines Kollegen und fotografiert ihn. Die Pfeifsprache ist mittlerweile Unesco-Weltkulturerbe und wird auf La Gomera an den Schulen unterrichtet.

Andreas Jöckel

Dass sie so steil und bis auf fast 1500 Meter Höhe aus dem Meer ragt, ist aber auch der Segen La Gomeras.

Andreas Jöckel

Passatwinde wehen vom 300 Kilometer entfernten Afrika heran und bringen Wolken mit, die sich in einigen Hundert Metern Höhe als nebliger Schal um die Insel legen, aus dem nur noch die freigewitterten Vulkanschlote herausragen.

Andreas Jöckel

Das Kondenswasser versorgt Pflanzen und sickert als Trinkwasser durch die Felsen.

Andreas Jöckel

Obwohl es oft monatelang nicht regnet, hat La Gomera deshalb eine dauergrüne „Mütze“: den Nationalpark Garajonai, benannt nach dem höchsten Berg der Insel (Foto).

Andreas Jöckel

Der Park erstreckt sich über ein Drittel der Inselfläche. Uralte Lorbeerwälder und unzählige Pflanzen wachsen dort. Auch die Temperaturen sind ideal für das Wachstum: Das ganze Jahr über ist es im Durchschnitt zwischen 21 und 29 Grad warm.

Andreas Jöckel

Kein Wunder, dass der Löwenzahn hier mannshoch wächst. Die Aufnahme zeigt die endemische Hierro-Gänsedistel (Sonchus hierrensis) im Lorbeerwald.

Andreas Jöckel

Die abwechslungsreiche Landschaft und Botanik sind ideal für Wanderer und Mountainbiker. 350 Kilometer ausgeschilderte Trekkingtouren führen durch Wälder und über felsige Pfade.

Andreas Jöckel

Wenn Nebel durchziehen, wird es mystisch: Dann sehen die urigen, moosbehangenen Bäume aus wie Gespenster. Bei einem lauen Wind in der Sonne duften die Wildorangen wie Jasmin.

Andreas Jöckel

Hunderttausende Palmen gibt es auf La Gomera. Sie stehen unter strengem Schutz. Sie zieren Lanschaft und Dorfplätze.

Andreas Jöckel

Unser Skipper Volker Trautmann hatte die Delfine von Weitem gesichtet, keine halbe Stunde nachdem wir vom Hafen bei Valle Gran Rey auf La Gomera abgelegt hatten. Die Organisation M.E.E.R. bietet die Ausfahrten („Whalewatching“ genannt) an, um für den Artenschutz zu werben und ihre Arbeit zu finanzieren. Etliche Wal- und Delfinarten ziehen vor der Insel durch den Atlantik. Mit etwas Glück können Touristen sie bewundern. Wir hatten viel Glück. Mehr als 30 Delfine hat unsere Begleiterin Juliette Tandel gezählt. Sie ermahnt uns: „Erzählen Sie um Himmels willen niemandem, das sei immer so toll!“

Wir fahren zurück zum Hafen und blicken auf die felsige Küste. Kilometerlange, weiße Strände gibt es hier nicht. La Gomera ist die Kanareninsel mit den meisten Schluchten. Wie eine riesige, vielfach gefaltete Serviette bäumt sie sich aus dem Meer auf. „Es wäre wahrscheinlich die größte Kanareninsel, wenn man sie mal bügeln würde“, scherzt unsere Reisebegleiterin Marina, während sie den Kleinbus durch enge Kurven steuert. Um von Ort zu Ort zu kommen, gibt es keinen Weg an der Küste entlang. Immer führt die Straße in Serpentinen die Steilhänge hinauf und hinunter. An den Enden der schmalen Täler ist die Küste gespickt mit den bunten Häusern der Ortschaften.

Vielfältige Anpassungen

Futterneid? Ein Delfin hat einen gefiederten Konkurrenten verscheucht.
Futterneid? Ein Delfin hat einen gefiederten Konkurrenten verscheucht.
Foto: Andreas Jöckel
Vielfältig haben sich die Menschen angepasst. Schafweiden sind terrassenförmig angelegt. Die Hirte springen mithilfe ihrer Stäbe die Stufen hinunter. Das sogenannte Astia-Springen wird heute als Sportart perfektioniert. Die eigentümlichste Anpassung ist die Pfeifsprache der Ureinwohner. Diese wurde entwickelt, um nicht wegen jeder Information weit hinunter- und wieder hinaufklettern zu müssen oder um rasch Hilfe rufen zu können. Der Schall der Sprache reicht nicht weit genug, Pfiffe dagegen schon. Die Technik ist ausgeklügelt: Der Mittelfinger kommt abgeknickt seitlich zwischen die Lippen, die Zunge wird dagegen gepresst. Die andere Hand gibt dem Schall eine Richtung. Was dann erklingt, ist Spanisch in Lautmalerei. Mit etwas Übung funktioniert das tatsächlich. Unsere Reisegruppe teilt einem Lehrer eine Aufgabe mit, die er seiner in einiger Entfernung stehenden Assistentin zupfeift. Sie kommt zurück und handelt wie geheißen: Sie nimmt die Kamera eines Kollegen und fotografiert ihn. Die Pfeifsprache ist mittlerweile Unesco-Weltkulturerbe und wird auf La Gomera an den Schulen unterrichtet.

Dass sie so steil und bis auf fast 1500 Meter Höhe aus dem Meer ragt, ist aber auch der Segen La Gomeras. Passatwinde wehen vom 300 Kilometer entfernten Afrika heran und bringen Wolken mit, die sich in einigen Hundert Metern Höhe als nebliger Schal um die Insel legen, aus dem nur noch die freigewitterten Vulkanschlote herausragen. Das Kondenswasser versorgt Pflanzen und sickert als Trinkwasser durch die Felsen.

Ideales Klima für Pflanzen

Obwohl es oft monatelang nicht regnet, hat La Gomera deshalb eine dauergrüne „Mütze“: den Nationalpark Garajonai, benannt nach dem höchsten Berg der Insel. Der Park erstreckt sich über ein Drittel der Inselfläche. Uralte Lorbeerwälder und unzählige Pflanzen wachsen dort. Auch die Temperaturen sind ideal für das Wachstum: Das ganze Jahr über ist es im Durchschnitt zwischen 21 und 29 Grad warm. Kein Wunder, dass der Löwenzahn hier mannshoch wächst. Marina beruhigt uns: „Keine Sorge, die Kaninchen werden hier nicht genauso groß.“ Die abwechslungsreiche Landschaft und Botanik sind ideal für Wanderer und Mountainbiker. 350 Kilometer ausgeschilderte Trekkingtouren führen durch Wälder und über felsige Pfade. Wenn Nebel durchziehen, wird es mystisch: Dann sehen die urigen, moosbehangenen Bäume aus wie Gespenster. Bei einem lauen Wind in der Sonne duften die Wildorangen wie Jasmin. Unsere Gruppe belässt es bei Spaziergängen. Wer es sportlich mag, kann aber auch bis zu 10 000 Höhenmeter pro Woche zurücklegen.

Zurück im Hotel an den Klippen bei Santiago, erklingen am Abend wieder eigentümliche Rufe des Gelbschnabelsturmtauchers. Ein bisschen klagend klingen diese immer. Vielleicht, weil sie so oft von Delfinen verscheucht werden.

Von unserem Redakteur Andreas Jöckel