Staunen und schlemmen in Göteborg

Der beliebte Freizeitpark Liseberg in Göteborg verwandelt sich zur Weihnachtszeit in ein Winterwunderland mit Millionen Lichtern. Foto:
Der beliebte Freizeitpark Liseberg in Göteborg verwandelt sich zur Weihnachtszeit in ein Winterwunderland mit Millionen Lichtern.

Ulrika erinnert mit ihrem verschmitzten Lächeln an eine weibliche Version der bekannten Zeichentrickfigur Wickie. Und genau wie bei dem klugen Wikinger hören alle an Bord auf ihr Kommando: „Jetzt die Köpfe einziehen. Es wird eng.“

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Etwas verblüfft, aber nichtsdestotrotz gehorsam lehnen sich die Passagiere der Weihnachtsbootstour „Klippan“ in Göteborg nach vorn. Aus der Dämmerung taucht der Umriss einer Brücke auf – und Ulrika hat nicht übertrieben. Nur eine gute Armlänge trennt das Boot von der Brückenunterseite.

Sobald das Boot zurück im Freien ist und über dem eigenen Kopf wieder deutlich mehr als nur ein paar Zentimeter Luft ist, richten sich alle auf, um Ulrikas Erklärungen zu lauschen: „Mit der Tradition, an Weihnachten Geschenke zu überreichen, hat in Schweden die Oberschicht begonnen. Die Tradition des Weihnachtsbaumes haben wir übrigens aus Deutschland übernommen.“ Ruhig gleitet das Weihnachtsschiff über den Kanal seinem Ziel entgegen: dem Vergnügungspark Liseberg. Im Wasser spiegeln sich die Lichter der Stadt. Ganz Göteborg hat sich in festlichen Lichterglanz gehüllt; in fast jedem Fenster wirft eine Lichterpyramide ein warmes Leuchten in den beginnenden Abend. „Seht mal, ein erster Vorbote schickt Grüße aus Liseberg“, richtet Ulrika die Aufmerksamkeit der Passagiere zum Horizont. Vor dem samtschwarzen Himmel strahlt ein beleuchtetes Riesenrad, das Wahrzeichen Lisebergs. Und schon hinter der nächsten Kurve taucht der Vergnügungspark selbst auf: Wie mit Tausenden kleinen Sternen bedeckt, funkeln die mit Lichterketten geschmückten Bäume, Brücken und Häuschen. Im Winter verwandelt sich der beliebte Park in ein großes Winterwunderland – und Schwedens größten Weihnachtsmarkt. Rund fünf Millionen Lichter sorgen für festliche Stimmung, Kunstschnee für das Wintergefühl, denn richtiger Schnee ist auch in Göteborg im Dezember keine Selbstverständlichkeit. Nur auf die Rentiere muss in diesem Jahr verzichtet werden. „Wir sind sehr traurig, dass die Rentiere fehlen. Aber wegen Seuchengefahr durften wir keine nach Schweden holen“, erzählt Katarina Warnström, die im Park arbeitet.

Dem besonderen Zauber tut das aber keinen Abbruch. Wo im Sommer vergnügtes Kreischen von der Achterbahn schallt, schlängelt sich im Winter der Duft von gebrannten Mandeln in die Nase der Besucher. Im Themenbereich „Santas Workshop“ – einer von insgesamt neun – herrscht reges Gewusel. Kinder schreiben eifrig ihren Wunschzettel, um das Papier dann in die Wunschlistenmaschine zu stecken. Die leitet die vielen Wunschlisten direkt zum Weihnachtsmann – so gibt’s unterm Weihnachtsbaum bestimmt keine langen Gesichter. Eine Traube von aufgeregten Kindern hat sich vor einem großen Ohrensessel gebildet. Denn hier sitzt der Weihnachtsmann und lauscht aufmerksam dem aufgeregten Plappern der jungen Besucher. In „Lappland“ lodern dagegen zwischen den Zelten Lagerfeuer, die einen rauchigen Duft verbreiten.

Ein besonderer Höhepunkt in der Wintersaison ist das Eisballett. Scharen von Menschen drängen sich um die Eisbahn und warten gespannt auf den Start. Scheinwerfer flammen auf, als die bekannten Klänge von Tschaikowskis Ballettmusik „Der Nussknacker“ einsetzen. In glitzernden Kostümen wirbeln die Eiskunstläufer über das Eis, vollführen gewagte Drehungen und Sprünge. Gebannt verfolgen die Besucher die Geschichte von Clara, die am Weihnachtsabend einen Nussknacker geschenkt bekommt. In der Nacht träumt sie von einer Schlacht der vom Nussknacker angeführten Spielzeugsoldaten gegen das Heer des Mäusekönigs. Mit ihrer Hilfe siegt der Nussknacker, der sich danach in einen Prinzen verwandelt und mit ihr in das Reich der Süßigkeiten reist.

Süßigkeiten sind ein gutes Stichwort: Denn was wäre Weihnachten in Schweden ohne gutes Essen? Gerade zur Weihnachtszeit schlemmen die Schweden im Kreise der Familie besonders gern. Eine beliebte Tradition sind die Weihnachtsbüfetts, die auch in vielen Restaurants in Göteborg angeboten werden. Los geht es meist mit Glögg, dem schwedische Glühwein, der mit Mandeln und Rosinen in kleinen Glastassen serviert wird. Dazu gibt es Pepparkakor, also Pfefferkuchen. Beim eigentlichen Büfett biegen sich die Tische förmlich unter der Essensauswahl.

„Man muss mindestens siebenmal zum Buffet gehen, damit man von jedem Gang gekostet hat“, erklärt Ulf Wagner, der das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Sjömagasinet in Göteborg betreibt. Nicht fehlen darf Hering, der in unterschiedlichen Soßen eingelegt ist. Dann gibt es Lachs, Schinken, Pasteten, Lutfisk (besondere Zubereitung des Dorschs), kleine Würstchen, Gemüse und als Beilage Janssons Frestelse, ein Kartoffel-Sardellen-Auflauf. „Man sollte aber im Magen noch Platz fürs Dessert lassen“, sagt Wagner mit einem Lachen. Die Auswahl fällt wirklich schwer: Verschiedene Bonbons, Eis, Milchspeisen, Kuchen, Schokolade und Käsespezialitäten lachen dem Restaurantbesucher entgegen. Da können die Augen auch schon mal größer als der Magen sein.

Von unserer Redakteurin Susanne Schneider

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Wissenswertes für Reisende

Anreise: Vom Flughafen Frankfurt fliegen mehrere Airlines nach Göteborg, unter anderem Air Berlin, SAS oder Swiss. Lufthansa bietet Nonstop-Flüge an. Vom Flughafen Düsseldorf fliegen Germanwings und Eurowings nach Göteborg. Vom Göteburger Flughafen Landvetter kann man bequem mit dem Flughafenbus (Flygbussarna, kostenpflichtig) in die Stadt fahren.

Zielgruppe: Die Stadt bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und Kulturangebote. Die Göteborger sind sehr freundlich und offen. Allerdings liegt im Dezember nicht unbedingt Schnee. Besucher sollten außerdem darauf achten, dass in der Öffentlichkeit der Konsum von Alkohol verboten ist – außerdem sind Bier und Wein deutlich teurer als in Deutschland. 

Beste Reisezeit: In Göteborg gibt es das ganze Jahr über viel zu entdecken. Im Sommer bietet sich beispielsweise ein Ausflug in die Schären oder den Botanischen Garten an.

Unsere Ausflugstipps: Die kleinen, aber feinen Weihnachtsmärkte im ehemaligen Arbeiterviertel Haga und in Kronhusbodarna sind einen Besuch wert. Das Café Husaren in Haga ist berühmt für seine riesigen Zimtschnecken.
Auf der Suche nach Mitbringseln wird man in Schwedens größtem Einkaufszentrum Nordstan im Zentrum Göteborgs fündig.
Wer im Sommer nach Göteborg reist, kann im August das Kulturfestival mit Livemusik, Tanz, Comedy und Film besuchen.

Unser Autorin ist gereist mit Lufthansa und hat übernachtet im Clarion Post Hotel und im Hotel Gullmarsstrand. Diese Reise wurde unterstützt von Göteborg & Co. sowie Visit Sweden.