Mein Reise-Tipp: Von Wölfen und Jungfrauen

Von Nicole Mieding
Nicole Mieding.
Nicole Mieding. Foto: Jens Weber

Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen: Das könnte hier gewesen sein. Schneewittchen zu treffen, würde einen jedenfalls weniger wundern, als einen Campingplatz zu finden.

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Anfasteröd Gardsvik muss man suchen, er liegt jenseits der Touristenrouten. Hannas Familie gehört dieses Land seit Generationen. Ihre Vorfahren waren Forstwirte, sie lebten vom Wald. Das macht Hanna nun auch, nur anders. „Wir wollen, dass unsere Gäste im Wald spazieren können, ohne einem Menschen zu begegnen“, sagt sie. Dafür könnten ihre Besucher auf Elche, Hirsche, Wölfe und Riesenrammler stoßen. Und wer weiß, Schneewittchen? Die 17 Häuschen im viktorianischen Stil, die sich zur Bucht hin öffnen, sehen jedenfalls aus wie im Märchen. Es gibt auch zwei Glamping-Zelte mit allem Pipapo und Platz für die ganze Familie. Aber eigentlich genügt man sich selbst. Keine Poolparty, keine Abendanimation. Das Unterhaltungsprogramm erledigt die Natur.

Die Bucht vor der Haustür war schon in der Steinzeit beliebt: eine fischreiche Gegend, die mal zu Dänemark, mal zu Norwegen gehörte. Jetzt eben zu Schweden. Hanna führt uns durch ihren Pinienwald, vom Urgroßvater gepflanzt. Den Boden bedecken Flechten, Nadeln und Moose, er federt wie ein Trampolin, es ist mehr Hüpfen als Gehen. Und das Herz hüpft mit. Knöchelhoch stehen reife Blaubeeren, wer Appetit hat, braucht sich bloß zu bücken. „Im Herbst ist das hier ein Paradies für Pilze!“, ruft Hanna. Auf einer Lichtung mit Blick auf den Fjord macht sie Halt, packt Kaffee, selbst gebackenen Kuchen und frisches Brot mit Elchfleisch und Trüffelmayonnaise aus. Da bleibt nichts zu wünschen, oder? „Wollt ihr einen Abstecher zum Jungfrauenstrand machen?“ Klingt nach mehr Mythos. Hanna lacht. „Kein Märchen. Wir nennen die Strände nur so, weil keine Menschen drauf sind.“