Fuerteventura: Wo die Insel in Stille verharrt

Fuerteventura: Wo die Insel in Stille verharrt Foto: Merle Simon

Fuerteventura ist auch in der Wintersaison ein lohnenswertes Reiseziel. Die Dünen von Corralejo sind dann eine wahre Oase der Ruhe.

Lesezeit: 4 Minuten
Anzeige

Von unserer Mitarbeiterin Merle Simon

Stille. Kein Trubel, keine Menschenmassen und kein Berufsverkehr. Der Bus fährt durch die Mittagssonne, und auch innerhalb des Busses ist kein Wort zu vernehmen. Die Augen aller sind nach draußen gerichtet, wo die Landschaft vorbeigleitet. Felsbrocken in allen erdenklichen Größen bilden die Kulisse. Grau und Braun werden hier neu definiert. Aschgrau, Betongrau, Orangebraun und Schwarzbraun fügen sich harmonisch zu einem Ganzen zusammen. Durchsetzt wird das Farbspiel von einzelnen Sträuchern, die durch ihre olivgrüne Farbe hervorstechen.

Die Mittagssonne wird von den dunklen Farben geradezu angezogen und verschlungen. Der strahlend blaue Himmel steht über all dem und bildet einen leuchtenden Kontrast zu den Erdfarbtönen. Die einsame Landschaft erstreckt sich kilometerweit, und irgendetwas Geheimnisvolles trägt sie in sich, dass den Beobachter dazu bringt, trotz teilweise eintöniger Landschaft nicht wegsehen zu können. Die Unberührtheit der Insel ist es, die fasziniert. So viel Weite, so viel Ruhe und so viel Platz zum Entspannen.

Fuerteventura – auch die „stille Insel“ genannt – trägt ihren Namen zu Recht. Einsame Landschaften und kleine verstreute Dörfer prägen das Bild der Insel. „Schon nach nur fünf Stunden auf Fuerteventura merke ich, dass ich mich erholter fühle“, sagt Sabine Huber. Sie arbeitet bei Pierre et Vacances, die gerade ihr erstes Familienresort „Origo Mare“ auf Fuerteventura eingeweiht haben. „Normalerweise dauert es immer ein paar Tage, bis man im Urlaub ankommt und den Alltag vergessen kann. Das ist hier anders, und das ist wirklich faszinierend.“

Es mag auch an der kargen und wüstenähnlichen Landschaft liegen, für die die 1660 Quadratkilometer große Insel bekannt ist. Die geologische Vielfalt ist auf vulkanische Aktivitäten zurückzuführen. Fuerteventura entstand vor rund 20,6 Millionen Jahren, als erste der kanarischen Inseln, durch untermeerischen Vulkanismus. Nur 5 Prozent des Vulkans sind als Insel erkennbar, der Rest schlummert tief unten im Meer und hält die geheimnisvolle Ausstrahlung des Urlaubsgebietes aufrecht. Denn stille Wasser sind ja bekanntlich tief und geheimnisvoll.

Starke Erosionen durch Wind und Wetter lassen die Oberfläche nicht zur Ruhe kommen. Fundamentale Schichten der Insel werden freigelegt und anschließend zurückdatiert, um den Menschen eine grobe Einschätzung zu geben.

Auf Fuerteventura ist nichts von langer Dauer, was auch die Faszination der Menschen für diese Insel erklärt. Wie Wind und Erde miteinander im Einklang sind, der Wind die Oberfläche formt und diese immer wieder neu und anders erscheinen lässt.

Ein wunderbares Beispiel dafür sind auch die Strände und Dünen von Corralejo, die unmittelbare Nähe zu Afrika ist hier ganz deutlich zu spüren. Kilometerlange weiße Sandlandschaften erstrecken sich vor den Augen aller. Der Wind als ständiger Begleiter gibt keine Ruhe – und noch mal verschieben sich Flächen, fallen zusammen, um sich dann kurze Zeit später wieder zu einer mächtigen Düne zu erheben. Der Mensch ist hier nur als stiller Beobachter vorgesehen. Wo er sonst so mächtig ist und in seinem Alltag die Möglichkeit hat, Menschen zu führen und Prozesse voranzutreiben, kann er hier nichts ausrichten.

Sandschichten rutschen unter den Füßen weg und neue kommen hinzu, der Wandel ist deutlich zu spüren. Menschen steigen die mächtigen Dünen hinauf, Kinder rollen lachend die Sandberge hinunter, und der ein oder andere hat etwas mit dem Wind und den ständig wechselnden Bodenverhältnissen zu kämpfen. Das Ganze gleicht einem Ameisenhaufen in Großansicht.

Das unberührte Erscheinungsbild der Insel wird dort durch das feinsandige Schauspiel noch einmal deutlich. Von nichts und niemandem lässt es sich beirren. Alle Richtungen sind möglich, ebenso alle Höhen und Tiefen, und Schnelligkeit gibt es hier nicht. Vom höchsten Punkt der Düne lässt sich beobachten, wie der gleitende Sand sich mit dem Meer vereint und weiterzieht.

Das türkisblaue Wasser glitzert in der Sonne. In seinem klaren, natürlichen Zustand spiegelt es die an der Oberfläche entstandenen ringförmigen Bewegungen auf den weißen Sanduntergrund. Felsbrocken lassen innerhalb des Meeres dunkeltürkise Schatten entstehen. Da rundherum keine Belagerung durch Hotels, Eisstände und nervige Schmuckverkäufer stattfindet, wird dem Urlauber der Freiraum gegeben, sich einmal wirklich zu erholen. Sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen und ihr Zusammenspiel und ihre Ausdrucksstärke in vollen Zügen zu genießen. Die Dünen von Corralejo gehören zu den Naturparks der Vulkaninsel und ermöglichen es dem Menschen, der Hektik des Alltags zu entfliehen.

Wer lieber etwas unternehmen möchte, kann sein kleines Ferienhaus im „Origo Mare“ verlassen, um zu surfen, zu schwimmen oder zu schnorcheln. Die unbefleckte Schönheit der wüstenähnlichen Landschaft lädt auch zum Wandern ein. Das ehemalige Fischerdorf teilt sich seinen Hafen heute mit Fähren, die tägliche Fahrten nach Lanzarote und zur Insel Lobos anbieten, welche nur durch eine kleine Meerenge von Fuerteventura getrennt wird. Für alle die, die nach noch mehr Ruhe und Entschleunigung suchen, ist die gerade einmal fünf Quadratkilometer kleine Insel das reinste Paradies. Lobos ist fernab von allem, was uns an unseren Alltag erinnern könnte. Es gibt keine Autos und nur ein einziges Restaurant, das auf Vorbestellung seine Gäste bedient. In vollen Zügen kann hier das vor circa 32 Jahren unter Naturschutz gestellte Gebiet genossen werden.

In karibisch anmutender Schönheit liegt sie da, die als unbewohnt geltende Insel Lobos. Teils sichelförmige Strände säumen ihre Ränder. Sandflächen und flache Wellen gehen geschmeidig ineinander über, und es scheint, als sei die Natur an diesem Ort eins. Große Wellen donnern schnell heran, richten sich auf und zerschellen an den vorgelagerten Lavafelsen. Während des Aufpralles der Wassermengen werden die verschiedensten Blautöne sichtbar. Mit ihrer schaumbedeckten Krone bilden sie im Kontrast zu den schlichten grauen Felsen ein wahres Farbenschauspiel.

Stille. Das ist das Geheimrezept von Fuerteventura. Denn manchmal braucht es nicht mehr als das und eine schöne und geheimnisvolle Landschaft. Stille bedeutet, sich einmal nur mit sich selbst zu beschäftigen, ganz ohne äußere alltägliche Einflüsse wie Stress und Hektik. Stille bringt uns dazu, unsere Welt neu kennenzulernen und neue Kraft zu tanken.