AdriAida: Kreuzfahrt durch den Sommer

Zum Greifen nah liegt Venedig mit Markusplatz und Campanile vor den Passagieren, als die „Aida Bella“ zu ihrer Adria-Kreuzfahrt ausläuft.
Zum Greifen nah liegt Venedig mit Markusplatz und Campanile vor den Passagieren, als die „Aida Bella“ zu ihrer Adria-Kreuzfahrt ausläuft. Foto: Michael Defrancesco

Die „Bella“ bringt ihre Passagiere nach Italien, Griechenland und Kroatien. Unser Reise-Chef Michael Defrancesco ließ sich den Wind auf der Adria um die Nase wehen und vom Sonnenuntergang über Venedig verzaubern.

Lesezeit: 7 Minuten
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Von unserem Reise-Chef Michael Defrancesco

Eigentlich sind wir zu groß. Zu groß für Venedig. Dabei befinden wir uns nicht mal auf dem größten Schiff. Die „Aida Bella“ wirkt in so manchem Adria-Hafen wie ein Beiboot neben den amerikanischen Riesenkreuzern, die so viel Crew an Bord haben wie wir Passagiere. Dennoch halten wir den Atem an, als sich die „Bella“ im Sonnenuntergang durch den Canale della Giudecca von Venedig schiebt.

Vorbei an den historischen Gebäuden, vorbei an der Einfahrt zum Canal Grande, vorbei an der Piazza San Marco. Wir halten den Atem an – nicht nur, weil wir selten etwas Schöneres gesehen haben als diesen Blick auf Venedig im Sonnenuntergang vom Sonnendeck aus. Sondern auch, weil wir hoffen, dass die „Bella“ nirgends aneckt. Um uns herum tanzen die Vaporetti – die Wasserbusse Venedigs – , in der Ferne sehen wir die nicht singenden Gondolieri – Venedig liegt uns zu Füßen. Liegt zum Greifen nah, obwohl wir auf Deck zwölf stehen.

Der Blick raubt den Atem. Und wir flüstern. Aus Ehrfurcht vor der Schönheit Venedigs. Und weil wir ein schlechtes Gewissen haben. Venedig mag sie nicht besonders, die Kreuzfahrtriesen, die sich meist in der Morgen- und Abenddämmerung am Markusplatz vorbeischieben. Ein Kreuzfahrtschiffverbot wurde gerichtlich gekippt – aber seitdem schleichen sich die Riesen gleichsam auf Pantoffeln an den Venezianern vorbei. Kein Schiffstyphon darf zur Verabschiedung erklingen, keine laute Musik ertönt auf den offenen Decks. Die Auslaufparty wird verschoben, bis wir auf offener See sind.

„Scusa, Venezia“ (verzeih uns, Venedig), denken wir, während wir Videos und Fotos von oben machen und wieder und wieder vor Erstaunen ausrufen. (Psst, nicht zu laut.) Venedig, du bist so wunderschön – und auch wenn du uns nicht magst: Der Abschied von dir gehört zu den schönsten Momenten, die die Schifffahrt in Europa zu bieten hat.

Ganz Vergraulen will Venedig die Kreuzfahrer ja auch nicht. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch solange es keine neue Zufahrt zum Kreuzfahrthafen gibt, bleibt nur die Wahl: die Schiffe kommen zu lassen oder ganz auf sie verzichten. Derzeit scheint man sich verständigt zu haben: Sie dürfen kommen, aber flüsternd und so unmerklich, wie ein 250 Meter langes und 32 Meter breites Schiff wie die „Bella“ eben nur sein kann.

Die Adria ist erreicht – und sogleich zeigt die „Bella“, dass sie auch laut und fröhlich sein kann. „Soulman“ – die Soul- und Funkshow bringt das Pooldeck zum Tanzen, bunte Lichter zucken, Cocktailgläser werden angestoßen: Die fröhliche Kreuzfahrtparty kann bei auch nachts noch sommerlichen Temperaturen starten.

Den ganzen nächsten Tag über ist keine Spur von Leisetreten angesagt: Es ist Seetag. Und auf offener See darf man an Bord tun und lassen, was man möchte. Im Pool planschen, sich auf der Liege bräunen, endlich sein Buch weiterlesen, die Büfetts plündern, in der Hängematte auf dem eigenen Balkon schaukeln (damit wenigstens etwas schaukelt – die Adria präsentiert sich eine komplette Woche als Ententeich mit winzigsten Wellen).

Korfu wartet auf die Kreuzfahrer – und die Insel empfängt die Deutschen mit einem ulkigen Kuddelmuddel. Die Gassen sind eng, die Luft ist stickig, die Busse fahren so zufällig, dass man sich nach Italien zurücksehnt, und es ist kein Vorurteil: Das Prinzip einer gedruckten Kassenquittung ist bei vielen Händlern unbekannt. Zumindest erleben wir überall nur offene Hände, die sich über Bares freuen, und wenig Registrierkassen.

Aus dem turbulenten Zentrum von Korfu-Stadt geht es hinauf in die Berge, zum Achilleion. Den legendären Palast ließ Kaiserin Sissi in den Jahren 1890 bis 1892 erbauen, heute gehört er zum Standardprogramm des Korfu-Reisenden. Das Gebäude selbst ist dabei extrem enttäuschend: Es ist leer. Nette Architektur, ja. Aber leer. Jede Burg am Rhein ist spannender. Was hingegen begeistert: der Garten. Man hat einen traumhaften Ausblick auf die Bucht, und der Besucher bestaunt die Statuen, die Sissi nach altgriechischem Vorbild anfertigen ließ. Kraftvolle nackte Herren sind da zu sehen – die Kaiserin stand offenbar auf durchtrainierte Muskelpakete.

Über Nacht fährt die „Bella“ weiter gen Italien: Bari ist der nächste Hafen. Die Stadt, in der das Grab des heiligen Nikolaus zu finden ist – die Italiener raubten die Gebeine des wohl beliebtesten Heiligen der Deutschen von den Türken. Die Basilika San Nicola ist wohltuend einfach gehalten – passend für Nikolaus.

In Dubrovnik parkt die „Bella“ vor einer Bergkulisse unter einer Brücke. Kroatien empfängt die Kreuzfahrer mit zauberhafter Natur.

Michael Defrancesco

Sonnenschein und ruhige See: Im Sommer ist die Adria oft still wie ein Ententeich. Eine Kreuzfahrt auf ihr bringt die Passagiere an reizvolle Plätze: In Venedig lohnt sich natürlich eine Gondelfahrt durch die kleinen Kanäle. Von Bari aus kann man Alberobello besuchen (unten Mitte), den Ort mit den legendären Trulli-Häusern. Und auf Korfu ist ein Besuch des von Sissi in Auftrag gegebenen Achilleion ein Muss.

Michael Defrancesco

Sonnenschein und ruhige See: Im Sommer ist die Adria oft still wie ein Ententeich. Eine Kreuzfahrt auf ihr bringt die Passagiere an reizvolle Plätze: In Venedig lohnt sich natürlich eine Gondelfahrt durch die kleinen Kanäle. Von Bari aus kann man Alberobello besuchen (unten Mitte), den Ort mit den legendären Trulli-Häusern. Und auf Korfu ist ein Besuch des von Sissi in Auftrag gegebenen Achilleion ein Muss.

Michael Defrancesco

Sonnenschein und ruhige See: Im Sommer ist die Adria oft still wie ein Ententeich. Eine Kreuzfahrt auf ihr bringt die Passagiere an reizvolle Plätze: In Venedig lohnt sich natürlich eine Gondelfahrt durch die kleinen Kanäle. Von Bari aus kann man Alberobello besuchen (unten Mitte), den Ort mit den legendären Trulli-Häusern. Und auf Korfu ist ein Besuch des von Sissi in Auftrag gegebenen Achilleion ein Muss.

Michael Defrancesco

Sonnenschein und ruhige See: Im Sommer ist die Adria oft still wie ein Ententeich. Eine Kreuzfahrt auf ihr bringt die Passagiere an reizvolle Plätze: In Venedig lohnt sich natürlich eine Gondelfahrt durch die kleinen Kanäle. Von Bari aus kann man Alberobello besuchen (unten Mitte), den Ort mit den legendären Trulli-Häusern. Und auf Korfu ist ein Besuch des von Sissi in Auftrag gegebenen Achilleion ein Muss.

Michael Defrancesco

Von Bari aus gibt es buchbare Ausflüge nach Alberobello, das Dorf der Trulli-Häuser. Diese aus Kalkstein gebauten Rundhäuser entzücken nicht nur die Fans der Schlümpfe, nein, kein Besucher kann Freudenrufe angesichts dieser gebauten Niedlichkeiten unterdrücken. Leider finden sehr viele Besucher den Weg nach Alberobello, und so schieben sich die Touristen im Sommer durch die Gassen. Lohnenswerte Souvenirs gibt es zu kaufen – natürlich vor allen Dingen kulinarische. In Bari sind die Orecchiette zu Hause, leckere Öhrchennudeln – überhaupt kommt von hier die beste Pasta Italiens. Und kosten sollte man unbedingt die Taralli pugliesi, runde Knabbereien zum Niederknien. Bestes Olivenöl gibt es natürlich auch, aber das gibt es ja inzwischen überall zu shoppen.

Abends verabschiedet sich die „Bella“ von Bari und schippert im Schritttempo quer über die Adria nach Dubrovnik. Die Altstadt der kroatischen Stadt sei ein Höhepunkt der Reise, wurde uns versichert. Hm. Eine riesige Stadtmauer umfasst die Altstadt, bis zu sechs Meter dick und 25 Meter hoch ist sie. Die Altstadt selbst befindet sich in einem solch guten Zustand, dass sie den Charme einer Filmkulisse hat. Man ertappt sich dabei, Staubkörner auf dem Boden zu suchen – die Gebäude, die Gassen, die Geschäfte: alles picobello und so ordentlich, dass es surreal ist. Wurde und wird hier wirklich gelebt? Nicht einmal Disneyland würde so perfekt bauen – dort würde man bewusst an diversen Punkten verfallene Gebäude errichten, um Authentizität zu schaffen. Dubrovniks Altstadt ist ein Original, das künstlich wirkt. Und das deshalb wohl auch bei Filmteams so hoch im Kurs steht. „Game of Thrones“ wurde hier gedreht, ebenso der achte Teil von „Star Wars“ – Fans können sich die Originalschauplätze zeigen lassen. Unser Höhepunkt des Aufenthalts ist – ja, wir sind Banausen – das köstlichste Cheesecake-Eis, das man sich vorstellen kann. Mein lieber Herr Gesangsverein!

Entlang der zauberhaften kroatischen Küste geht die muntere Reise weiter nach Zadar, einem aufstrebenden Badeort in der Mitte Kroatiens. Die Westernfans haben diesem Hafen schon lange entgegengefiebert – sie lassen sich morgens vom Schiff abholen und fahren mit Jeeps ins Gebirge. Dorthin, wo die berühmten „Winnetou“-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker gedreht wurden. Die „Bella“ lässt zum Abschied der Cowboys eigens die Titelmelodie aus ihren Lautsprechern erklingen.

Wer Zadar selbst erkunden möchte, den führt der Weg zur Meeresorgel. Architekt Nikola Bašic baute dieses experimentelle Instrument im Jahr 2005 – die Töne werden unter großen Steinplatten von den Wellen erzeugt. Die Adria höchstselbst spielt Musik für die Touristen und die Einheimischen – ein zauberhafter Ort, an dem man sich gern aufhält. Vor allen Dingen in der Abenddämmerung soll das Konzert des Meeres faszinierend sein, sagt man, aber leider legt die „Bella“ vorher schon wieder ab, um nach Venedig zu fahren.

Vorbei ist die Sommerreise aber noch nicht, das Kreuzfahrtschiff bleibt noch eine Nacht im Hafen liegen, sodass alle genügend Gelegenheit haben, Venedig unsicher zu machen. Am besten natürlich in einer Gondel und mit einer Route, die durch die kleinen Kanäle führt. Es ist friedlich dort, kleine Wellen schwappen an den Rand der Gondel, Schweigen. Nicht mal der Gondoliere singt. Vorbei geht es an Hinterhöfen und Hauseingängen, unter Brücken hindurch, die so niedrig sind, dass Gondoliere und Passagiere den Kopf einziehen müssen. Der Canal Grande mit seinen Prunkbauten und Touristenmassen ist weit weg. Wir lehnen uns zurück. Lassen uns unbekannte Ecken von Venedig zeigen. Und wir trauen uns nicht, dem Gondoliere zu verraten, dass wir von einem der Kreuzfahrtschiffe kommen. Nichts riskieren. Niemand möchte gern über Bord gekippt werden und in einem der kleinen Kanäle von Venedig auf den Grund sinken ...

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Wissenswertes für Reisende

Anreise: Wer die Anreise über die jeweilige Reederei mitbucht, wird am Flughafen empfangen und direkt an Bord gebracht.



Buchtipps zur Vorbereitung: Baedeker Smart Reiseführer Venedig, 14,99 Euro, Dumont Reisetaschenbuch Kroatische Adriaküste, 17,99 Euro, Marco Polo Reiseführer Korfu, 12,99 Euro

Unsere fünf Ausflugstipps:
Venedig: Mit der Gondel durch die kleinen Kanäle fahren und neue Ausblicke auf Venedig genießen.
Korfu: In einer griechischen Taverne speisen und das Achilleion von Kaiserin Sissi besuchen.
Bari: Die Altstadt von Bari bietet zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten. In der Basilika San Nicola wird das Grab von Sankt Nikolaus verehrt.
Dubrovnik: Ein Gang über die Stadtmauer zeigt die Weltkulturerbe-Altstadt von oben. Außerdem gibt es hier die älteste Apotheke Europas zu besuchen.
Zadar: Die Meeresorgel an der Adriaküste ist ein beliebter Ort.

Kreuzfahrten werden u.a. angeboten von Aida, Costa, Norwegian Cruise Line, MSC und TUI Cruises.

Unser Autor ist gereist auf „Aida Bella“. Die Reise wurde unterstützt von Aida und dem Online-Ausflugsportal www.getyourguide.de