1001 Märchen: Unterwegs im Orient

Wenn sich die Touristen in Muskat zum Gruppenfoto vor dem Palast von Sultan Qabus ibn Said aufstellen, dann greifen die Einheimischen gern hilfsbereit zur Kamera.
Wenn sich die Touristen in Muskat zum Gruppenfoto vor dem Palast von Sultan Qabus ibn Said aufstellen, dann greifen die Einheimischen gern hilfsbereit zur Kamera. Foto: Michael Defrancesco

Der Arabische Golf gehört zu den beliebtesten Winterdestinationen der Deutschen. Wir waren im Land von 1001 Nacht unterwegs.

Lesezeit: 4 Minuten
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Von unserem Reise-Chef Michael Defrancesco

Diesig ist es heute im Land der 1001 Märchen. Schmeckt man nicht sogar den Wüstensand? Von den legendären Wolkenkratzern Dubais ist nichts zu sehen, die Skyline ist im Nichts verschwunden. Die „Aida Stella“ liegt am Kreuzfahrtterminal von Dubai und wartet auf die Passagiere, die am frühen Morgen müde vom langen Flug aus den Transferbussen wanken. Im A380 sind sie geflogen – schon der Flug war ein Märchen. Das Überangebot an Unterhaltung im Flieger rächt sich nun: Kaum jemand hat geschlafen. Die, deren Kabinen schon fertig sind, jubeln und verziehen sich ins Traumland. Die übrigen kippen auf dem Schiff in die Horizontale, wo eben gerade Platz ist. Doch nach einem Nickerchen und einem erfrischenden Bad im Pool sieht die Welt gleich ganz anders aus – und wenn dann noch der Wüstensand aus der Luft verschwindet und der Burj Khalifa seine 828 glitzernden Meter ins Abendrot reckt, reiben wir uns die Augen: So märchenhaft kann der Orient sein.

Der Arabische Golf gehört im Winter zu den beliebtesten Kreuzfahrtdestinationen der Deutschen. Während die Heimat im Schneematsch versinkt, entblättern sich die Touristen auf der arabischen Halbinsel bei angenehmen 25 Grad. Stopp, nicht zu viel entblättern – wir befinden uns schließlich in islamischen Ländern. Das ist sogar auf dem Schiff zu spüren: Der FKK-Bereich ist meist geschlossen.

Ja, die arabischen Länder am Golf fordern Verständnis von den deutschen Touristen ein. Der Begriff der „angemessenen Kleidung“ ist überall zu hören – Schultern und Knie sind bitte zu bedecken. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit werden nicht gern gesehen – Reiseleiter raten verliebten Paaren, nicht Händchen zu halten und das Rumknutschen zu unterlassen. Alkohol findet sich nicht auf den Speisekarten.

Sie fordern, ja. Aber sie geben ungleich mehr, die Länder am Arabischen Golf. Der Oman empfängt die Deutschen mit einer umwerfenden Gastfreundlichkeit. Prächtig ist Muskat anzusehen. Schon vom Hafen aus reckt sich der schneeweiße Weihrauchbrenner, das Wahrzeichen der Stadt, in den blauen Himmel. Der Oman ist für seinen Weihrauch bekannt. Das lässt vermuten, dass einer der drei Könige, die dem frisch geborenen Jesuskind in Bethlehem huldigten, aus dem Oman stammte. Die Händler im Mutrah Souq wissen um diese Tradition. Es duftet an allen Ecken und Enden, und nach etwas Verhandeln wird das Weihrauchset, das zuerst noch „15 Euro – oder mich soll der Schlag treffen“ kostete, auf einmal halb so teuer. Natürlich klackern auch bald noch frische Muskatnüsse im Beutel. Wer die Händler für einen Moment verwirren will, der fragt, ob es auch fliegende Teppiche gibt. Doch wir müssen bis Bahrain warten, bis wir endlich fündig werden und einen kleinen fast fliegenden Teppich erstehen können.

Ja, im Land von „1001 Nacht“ gibt es nichts, was es nicht gibt. Realität und Märchen verschwimmen. Sindbad soll aus dem Oman stammen, und hier gibt es auch noch einen waschechten Sultan. Für den Touristen klingt das märchenhaft – er kann den Palast von außen besichtigen. Für die Einheimischen ist es das nicht unbedingt: Sultan Qabus ibn Said regiert als absolutistischer Herrscher.

Auch Bahrain – die Insel ist kleiner als Hamburg – hat schon politische Proteste erlebt. Davon bekommen die Passagiere der „Stella“ allerdings nichts mit. Sie werden herzlich empfangen und mit geführten Touren bis tief in die Wüste gebracht, zur ersten Ölquelle der arabischen Halbinsel. Dort ist auch der Tree of Life zu bestaunen, ein Akazienbaum, der seit Jahrhunderten ohne Wasser in der Wüste steht – zumindest sagt dies die Legende, der man im Land der Märchen nur zu gern glauben mag.

Märchen aus Stahl warten in Dubai. Ins Meer hineingebaute künstliche Inseln, das höchste Gebäude der Welt – höchste Erwartungen aus Erzählungen werden noch übertroffen. Dubai überrascht – spätestens dann, wenn der Ruf des Muezzins durch die ultramoderne Dubai Mall schallt und auf allen LED-Werbedisplays der Geschäfte das Logo einer Moschee erscheint.

Dubai, Abu Dhabi, Oman, Bahrain – sie versetzen die deutschen Touristen in einen Rausch aus 1001 Nacht. Und wer angesichts der überall funkenden Pracht, der weiß verhüllten Herren und schwarz verhüllten Damen den Orientkoller bekommt, der flüchtet auf sein Schiff zurück. Auf Deck 10 wartet die Erlösung aus dem Märchen: das bayerische „Brauhaus“ ...

Wissenswertes für Reisende:

Anreise: Wer die Anreise über die jeweilige Reederei mitbucht, wird am Flughafen empfangen und direkt an Bord gebracht.

Buchtipps zur Vorbereitung:
Dumont Bildatlas Dubai/Abu Dhabi, 9,95 Euro
Dumont Reisetaschenbuch Dubai oder Abu Dhabi, 17,99 Euro
Dumont Reisetaschenbuch Arabische Halbinsel, 24,99 Euro

Unsere Ausflugstipps:
Dubai: Nirgends schießt das Wasser höher als bei der Dubai Fountain zu Füßen des Burj Khalifa. Die Show ist täglich ab 18 Uhr zu sehen – dauert allerdings nur drei Minuten.
Abu Dhabi: Es gibt kaum eine prächtigere Moschee als die Sheikh Zayed Moschee. Keine Sorge wegen der Kleidung: Den Frauen werden am Eingang kostenlos Verhüllungsmaterialien zur Verfügung gestellt.
Muskat/Oman: Im Mutrah Souq in Muskat geht es richtig schön traditionell zu. Feilschen ist ein Muss. Angenehm: Der Tourist wird nicht belästigt und herumgezerrt.
Bahrain: Ein Ausflug zur ersten Ölquelle der arabischen Halbinsel mit Besuch des Ölmuseums und des angrenzenden Tree of Life lohnt sich.
Hop on, hop off: Touristenbusse holen ihre Gäste in Muskat direkt am Schiff und in Dubai und Abu Dhabi am Terminalausgang ab und fahren sie mit deutschsprachigen Infos durch die Stadt.

Orient-Kreuzfahrten werden u.a. angeboten von Aida, Costa und MSC.

Unser Autor ist gereist auf „Aida Stella“.
Die Reise wurde unterstützt von Aida und dem Online-Ausflugsportal www.getyourguide.de