Einwurf: Das gottverdammte Teilchen

Peter Higgs
Nobelpreisträger Peter Higgs Foto: dpa

Es ist eine nahezu unlösbare Aufgabe, die Bedeutung des Higgs-Teilchens, das höchstwahrscheinlich vergangenes Jahr am Genfer Forschungszentrum Cern entdeckt wurde, für Laien zu beschreiben. Die Presse nennt es manchmal das „Gottesteilchen“, in ernsthafteren Berichten wird behauptet, es verleihe den Elementarteilchen ihre Masse. Leider ist beides nicht ganz richtig.

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Das Teilchen ist zunächst einmal nur ein Nachweis, dass es ein Higgs-Feld geben muss, das seinerseits einen kleinen (aber wichtigen) Beitrag zur Massenbildung hervorruft. Die heute bekannten allerkleinsten Teilchen, Elektronen und Quarks, erhalten dadurch eine winzige Masse. An dem „Gewicht“ der greifbaren Materie macht das wohl nur 1 Prozent aus, sie gewinnt diese Eigenschaft aus anderen Kräften, wie übrigens das Higgs-Teilchen selbst auch.

Ganz und gar unpassend ist der Ausdruck „Gottesteilchen“, den sein Erfinder, der heute geehrte Physiker Peter Higgs, auch rundweg ablehnt, allein schon, um die Gefühle religiöser Menschen nicht zu verletzen. Der Physiker Leon Max Ledermann, ebenfalls ein Nobelpreisträger, hatte sein Buch über das lang gesuchte Higgs-Teilchen eigentlich: „The goddamn particle“ (das gottverdammte Teilchen), nennen wollen, weil dieses sich jahrzehntelang nicht nachweisen ließ. Erst sein Verlag änderte den Titel in „The God particle“ ab, das Gottesteilchen ist also aus der Laune eines Lektors geboren. Jochen Magnus