Wolfsburg/Doha

VW: Katar kontrolliert den Konzernchef

Konzernchef Matthias Müller
Konzernchef Matthias Müller Foto: dpa

Im mächtigen Präsidium von Volkswagen wird künftig wohl auch Englisch gesprochen: Der drittgrößte Aktionär Katar soll offenbar Teil des innersten Zirkels im Aufsichtsrat werden. Um die Balance zwischen Kapital- und Arbeitnehmerseite zu erhalten, soll das bislang sechsköpfige Gremium auf acht Mitglieder aufgestockt werden.

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Was für Außenstehende als vermeintlich kleines Zahlenspiel erscheint, lässt tief in die Machtarchitektur bei Europas größtem Autobauer blicken. Denn so lange der Wunsch des Emirates auch bereits bestehen mag: Ohne die weltweite Diesel-Krise hätte es die Umstrukturierung wohl noch lange nicht gegeben.

Seit 2009 ist das finanzkräftige Emirat Katar drittgrößter Anteilseigner in Wolfsburg, nach den Inhaberfamilien Piëch/Porsche sowie dem Land Niedersachsen. Rund 17 Prozent von Volkswagen gehören den Scheichs. Dafür hat Katar zwei Plätze im 20-köpfigen Gesamt-Aufsichtsrat.

Doch wann immer das Präsidium in den vergangenen Monaten zu wichtigen Sitzungen zusammenkam, blieben die Katarer zu ihrem Unwillen außen vor. „Der Druck der Katarer ist inzwischen so groß, dass er nicht mehr ignoriert werden kann“, heißt es aus dem Aufsichtsrat. Zuletzt hätten insbesondere die Fragen zur Dividendenzahlung und zur Neuausrichtung nach der Krise für Gesprächsbedarf gesorgt.

Die Katarer gelten als loyale Verbündete des Vorstands. Für die Führungsriege um Konzernchef Matthias Müller (Bild) dürfte mehr Einfluss aus Doha also kein Problem sein, wenn es etwa um die „Strategie 2025“ geht. Neben einer neuen, offeneren Konzernkultur stehen dabei auch mehr Eigenständigkeit der Marken nach dem Vorbild von Porsche im Blickpunkt sowie die Verschlankung von Abläufen. Marco Hadem /Heiko Lossie