Johannesburg

Stadien stehen, Kriminalität bleibt Problem

„Ich bin zufrieden“ – 7,5 von 10 möglichen Punkten gab Fifa-Präsident Sepp Blatter den Organisatoren des Confederations-Cup 2009.

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Vor der WM, so der Fußballboss, müsse Südafrika noch an Transportmöglichkeiten und Unterkünften für die Fans arbeiten. Ansonsten war der Confed-Cup im vergangenen Sommer aus Sicht der Fifa ein voller Erfolg. Die Worte wirkten wie Balsam auf die Wunden der viel gescholtenen Südafrikaner. Denn im Vorfeld des Testlaufs für die WM 2010 wurden immer wieder Stimmen laut, die dem Land die Austragung des größten Sportereignisses der Welt nicht zutrauen. Erst waren es die Stadien, die angeblich nicht rechtzeitig fertiggestellt würden, dann fehlende Transportmöglichkeiten, schließlich die Sicherheitsbedenken. Nun, sechs Monate vor Anstoß der WM, sind alle Stadien entweder komplett fertig oder kurz vor der Fertigstellung. An Bus- und Zugverbindungen wird fieberhaft gearbeitet, die Fluggesellschaften passen ihre Inlandsflüge dem Spielplan an.

In puncto Sicherheit konnten die Zweifel allerdings auch ein halbes Jahr nach dem Confed-Cup nicht beseitigt werden. Die berüchtigt hohe Kriminalitätsrate ist ein Hauptkriterium für viele Europäer, nicht zur WM nach Südafrika zu reisen. Eine im September von der Polizei veröffentlichte Statistik ist erschreckend: Sie bilanziert 18 148 Morde in einem Zeitraum von zwölf Monaten; zudem eine der weltweit höchsten Vergewaltigungsraten, immer mehr gewalttätige Einbrüche, eine nie da gewesene Zahl von Überfällen an Geldautomaten. In kaum einem anderen Land der Welt wird so schnell die Waffe gezogen wie in Südafrika.

Die Südafrikaner selbst reagieren auf ihre Art: „Gated Communities“, überwachte und in sich geschlossene Wohnsiedlungen, schießen vor allem in Johannesburg und Umgebung wie Pilze aus dem Boden. Wer sein historisch gewachsenes Viertel nicht gegen eine künstliche Stadt am Rand der Metropole eintauschen will, engagiert private Sicherheitsdienste, um sein Haus bewachen zu lassen. Nach Einbruch der Dunkelheit gehen viele Südafrikaner nur noch ungern auf die Straßen. Das Autokennzeichen „GP“ steht für „Gauteng Province“, der Region um Johannesburg und Pretoria. Für manche bedeutet es einfach „Gangsters“ Paradise„. Südafrikas Verantwortliche haben jedoch früh erkannt, dass sie an der Sicherheit arbeiten müssen: So ist die Polizei sechs Monate vor Anstoß zum ersten Spiel stärker auf den Straßen präsent als zuvor. Im Katastrophenschutz und bei der Polizeiausbildung findet ein reger Austausch zwischen Kapstadt und München statt. Und deutsche Experten helfen in fast jeder Gastgeberstadt mit ihren Erfahrungen aus der WM 2006.

Die Maßnahmen haben bereits gewirkt: der Confederations-Cup verlief ohne größere Zwischenfälle. Wer zur WM nach Südafrika reist, muss lediglich generelle Sicherheitsvorschriften beachten. Am 11. Juni werden Millionen Fernsehzuschauer auf Johannesburg blicken. Dann wollen die Südafrikaner den Menschen in aller Welt zeigen, dass die Stadt mehr ist als ein “Gangsters‘ Paradise". Julia Weber