So erinnert Ostdeutschland an seine Vergangenheit – Bunte Museumslandschaft erinnert an DDR-Geschichte

Ein Trabant im N'Ostalgie-Museum Leipzig: DDR-Museen stoßen vielerorts auf großes Interesse.
Ein Trabant im N'Ostalgie-Museum Leipzig: DDR-Museen stoßen vielerorts auf großes Interesse. Foto: dpa

Eine Plattenbauwohnung aus DDR-Zeiten, Gedenkstätten, sozialistische Kunst – im Osten Deutschlands hat sich eine verzweigte Erinnerungslandschaft etabliert. 26 Jahre nach der Deutschen Einheit zeigen Besucher vielerorts großes Interesse. Eine Auswahl:

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1 Berlin: Wo einst das Ministerium für Staatssicherheit residierte, kann im Stadtteil Lichtenberg das frühere Büro von Stasichef Erich Mielke im Original besichtigt werden. Der riesige Komplex soll zu einem Lernort für Demokratie ausgebaut werden.

Das private DDR-Museum am Ufer der Spree hat seine Ausstellung erweitert und zeigt nun auch eine komplette Plattenbauwohnung. Mittlerweile kommt rund eine halbe Million Besucher im Jahr. Bei Mitmachaktionen soll DDR-Alltag erlebt werden.

In der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen führen frühere Gefangene durch originale Zellen und berichten von dem zermürbenden Haftalltag. Vermittelt werden auch Zeitzeugen für Diskussionen in Schulen oder für Geschichtsprojekte. In diesem Jahr wird mit knapp 460 000 Interessierten gerechnet.

In der Gedenkstätte Bernauer Straße stehen noch mehrere Hundert Meter originaler Mauer. Mit der Geschichtslandschaft unter freiem Himmel wird an die deutsche Teilung und die Maueropfer erinnert.

2 Brandenburg: In Stölln legte 1989 eine ausgemusterte Maschine IL 62 der DDR-Interflug eine spektakuläre Landung hin. In der Passagierkabine der „Lady Agnes“ befindet sich heute die einzige Dauerausstellung über die zivile DDR-Luftfahrt. Im Heck des Flugzeugs kann geheiratet werden.

Das Industriemuseum Brandenburg an der Havel war früher Teil des Stahl- und Walzwerkes, des größten DDR-Produzenten von Rohstahl. Nach 1989 wurde der letzte Siemens-Martin-Ofen unter Denkmalschutz gestellt und kann nun neben Werkstätten und Fahrzeugen besichtigt werden.

Das Kunstarchiv Beeskow beherbergt eine der größten Kunstsammlungen in Ostdeutschland. Es umfasst rund 23 000 Werke, die in der DDR Parteien, Massenorganisationen und Staatsorganen gehörten und deren Räume schmückten. Das Archiv stellt Gemälde, Grafiken und Fotografien anderenorts aus.

3 Sachsen-Anhalt: Im „Roten Ochsen“ in Halle waren von 1950 bis 1989 im Stasigefängnis Regimegegner inhaftiert. 1996 wurde der Ort eine Gedenkstätte. Noch heute befindet sich im Gebäude auch eine Justizvollzugsanstalt.

Das „Haus der Geschichte“ in Wittenberg zeigt aus dem DDR-Alltag eine Tanzbar mit der wohl einzigen vollständig erhaltenen, selbst gebauten Discoanlage sowie Dorfkneipe und Konsum.

Marienborn, einst größter Grenzübergang zwischen Ost- und Westdeutschland, war ein Ort von Schikane und Tristesse. Heute können Interessierte in der Gedenkstätte an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen Geschichte am Originalschauplatz nachempfinden.

4 Sachsen: Das DDR-Museum „Zeitreise“ in Radebeul gilt mit rund 60 000 Exponaten als das größte seiner Art. Es will keine Ostalgie verbreiten, sondern über Hintergründe informieren. Allerdings ging das Konzept nur zum Teil auf: Das Museum rutschte in die Insolvenz. Ein Unternehmer kaufte die Sammlung und will sie ab 2017 in Dresden zeigen.

Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik besitzt an seinen drei Standorten Bonn, Leipzig und Berlin mehr als 350 000 Objekte aus DDR-Zeit, darunter Plakate und einen Gefangenentransporter „Barkas B 1000“. Es geht um die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der DDR, um das Alltagsleben in einer kommunistischen Diktatur.

In Chemnitz sind in der privaten Ausstellung „Honniland“ in einem Altbau 200 wechselnde Exponate aus dem DDR-Leben zu sehen. Auf Wunsch kann dort auch gefeiert werden – mit Ostrock und Papageienkuchen.

5 Thüringen: Eine restaurierte Beobachtungsstation gehört zum Grenzlandmuseum zwischen Teistungen in Thüringen und Gerb- lingerode in Niedersachsen. Von 1973 bist 1989 passierten fast sechs Millionen Menschen den Übergang Duderstadt-Worbis. Jährlich informieren sich bis zu 60 000 Besucher über die deutsche Teilung.

In der Museumsbaracke „Olle DDR“ in Apolda sind Zahnarztpraxis, Bibliothek und das Schwesternzimmer in einem Betrieb nachgestaltet. Rund 12 000 Exponate – vom original verpackten Ata-Päckchen bis zum Zeugnisheft – prägen die Räume. Unter den jährlich bis zu 10 000 Besuchern sind auch viele Schulklassen.

Die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt gibt Einblick in die Situation politisch Verfolgter in der DDR. In dem weitgehend original erhaltenen Stasigefängnis waren mehr als 5000 Männer und Frauen inhaftiert. Jetzt informiert eine Dauerausstellung auch über die friedliche Revolution in der DDR.

6 Mecklenburg-Vorpommern: Das DDR-Museum in Malchow hat im unsanierten „Filmpalast“ Kinderspielzeug, Rundfunktechnik, Küchenutensilien sowie Möbel zusammengetragen. Auch über die Pionierorganisation wird informiert. Jährlich kommen etwa 20 000 Besucher. Filmemacher und Hotels leihen gern Stücke aus.

Von Jutta Schütz