Mainz

Sicherheitsdienst schirmt Bieter in Mainz ab

Sicherheitsdienst schirmt Bieter in Mainz ab
Es ist Zeit für schnelles Internet auch in bislang unterversorgten Gegenden -mit dieser Stoppuhr gibt Chefauktionator Matthias Kurth (links) den Takt für die Gebote vor. Foto: dpa

Der oberste Auktionator hat keinen Hammer, die Interessenten haben keine Bieterkärtchen. Dafür haben sie jeweils eigene Räume, hermetisch abgeriegelt in einem eigenen Gebäudetrakt in der Mainzer Canisiusstraße 21.

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Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes kontrollieren und schirmen die Vertreter der vier Unternehmen ab, die seit Montag im Rennen um die begehrten Frequenzen sind. Eine Stoppuhr gibt den Takt vor. Die Vorgängeruhr bei der Versteigerung der UMTS-Frequenzen war so oft auf allen Kanälen zu sehen, dass sie selbst versteigert wurde – und 30 000 Euro für einen guten Zweck brachte.

Die abhörsicheren Bieterräume waren bis vor ein paar Tagen Dienstzimmer von Mitarbeitern der Bundesnetzagentur. Die mussten umziehen, auf unbestimmte Zeit. Keiner weiß, wie lange die jeweils drei Gäste die Büros in Beschlag nehmen. Chefauktionator Matthias Kurth, immerhin Präsident der Bundesnetzagentur mit Büro in Bonn, hat sich alle Termine nach Mainz gelegt, in den Auktionatorraum, der sonst das Zimmer eines Abteilungsleiters ist.

Auf dem Rechner in seinem Büro laufen die Angebote auf, die aus den vier Bieterzimmern über Computer abgegeben werden. Je ein Büro für die T-Mobile Deutschland GmbH, die Vodafone D2 GmbH, für die Telefónica O2 Germany GmbH & Co. OHG und für die Erste MVV Mobilfunk Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH – besser bekannt als E-Plus.

Die Computer in den Büros dort haben keinen Internetzugang, dazu sind die Telefone dort so programmiert, dass damit nur eine Nummer gewählt werden kann – die der jeweiligen Unternehmenszentrale. Die Bundesnetzagentur hat keine Sorge, dass Mitarbeiter der Telekommunikationsunternehmen auf Staatskosten Privatgespräche führen könnten. „Das ist mehr ein Signal, um zu unterstreichen, dass die Bieter sich nicht untereinander absprechen dürfen“, so Pressesprecher Rudolf Boll. Wenn das rauskäme, würde es fatal für die Unternehmen: Die Frequenzen würden an den Staat zurückfallen, das Geld wäre futsch. Nicht einmal Stellungnahmen zu ihrer Strategie wollen die Unternehmen öffentlich abgeben – es könnte als Versuch einer Absprache ausgelegt werden.

Doch bis die Unternehmen überweisen müssen, kann es noch lange dauern, die Stoppuhr kann noch häufig 90 Minuten vorgeben. So lange haben die Unternehmen jeweils Zeit, ihre Gebote abzugeben. Und das ist eine kleine Wissenschaft für sich, weil insgesamt 41 unterschiedlich attraktive Frequenzblöcke zeitgleich versteigert werden.

Wenn alle ihr Gebot abgeben haben, wird der jeweils Höchstbietende öffentlich. Die Unternehmen sehen auch, wer noch wo geboten hat. Dann beginnen wieder 90 Minuten, das nächste Gebot abzugeben. Verstreichen irgendwann die 90 Minuten, ohne dass ein Gebot abgegeben wurde, ist die Auktion beendet und der Staat weiß, was in seine Taschen fließt.

Nach dem Beginn am Montag um 13 Uhr geht es heute und an den folgenden Tagen jeweils um 8 Uhr los. Der Bietezeitraum soll sich täglich bis spätestens 18 Uhr erstrecken. Das heißt auch: Wenn eine Bieterunde erst nach 16.30 Uhr beendet ist, ist für den Tag Feierabend.

Lars Wienand