RZ-KOMMENTAR: Das Fass braucht einen Boden

Jörg Hilpert
Jörg Hilpert Foto: Jens Weber

Jörg Hilpert zur Lage von Griechenland

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Griechenland könnte ein Fass ohne Boden werden, warnte Finanzminister Wolfgang Schäuble schon vor Wochen in erstaunlicher Offenheit – und zog sich damit den „Zorn der Götter“ in Athen zu.

Am Freitag konkretisierte er seine mahnenden Worte: Noch bevor das zweite Rettungspaket verabschiedet war, unkte er über weitere Finanzlöcher im Pleitestaat Nummer eins. Und am Montag stimmte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in seine Tonlage ein: Eine 100-prozentige Erfolgsgarantie könne bei der Rettungsaktion niemand geben.

All dies klingt verdächtig nach Rückzugsgefechten. Muss – oder will – Griechenland am Ende doch die Euro-Zone verlassen, kann sich Berlin elegant aus der Affäre ziehen: Wir haben ja nie versprochen, dass unsere Strategie aufgeht.

Die Wahrscheinlichkeit wächst von Tag zu Tag, dass es so kommen wird. Denn mit den vielen Milliarden für Athen wird es nicht gelingen, dem Fass einen Boden einzuziehen. Das klappt nur, wenn die griechische Wirtschaft zu Kräften kommt. Eine neue, alte Währung könnte dank Abwertung ein Mittel zur Stärkung sein. Doch das will Merkel nicht hören. Noch nicht.

E-Mail an Autor: joerg.hilpert@rhein-zeitung.net