Queen-Besuch: Ein diplomatisches Manöver?

Die deutschen Royal-Fans können es kaum erwarten: Nächste Woche kommt die Queen für drei Tage nach Deutschland. Allerdings nicht nur, weil ihr gerade danach ist.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Die Regierung in London überlegt sich gut, wohin sie ihre Königsfamilie schickt.

Kein Monarch in der britischen Geschichte ist so viel gereist wie die Queen. 96 offizielle Staatsbesuche hat Elizabeth II. bisher unternommen. Sie war im Sudan und in Indonesien, Kuwait und Island, demnächst tritt die 89-Jährige ihren fünften Staatsbesuch in Deutschland an. Stets im Auftrag der britischen Regierung, denn die Dienstreisen der Königin und ihrer Nachkommen werden von der Londoner Downing Street aus gesteuert – und es steckt immer etwas dahinter.

Mal soll ein Besuch die Bindungen innerhalb des Commonwealth stärken. Wie das geht, bewiesen Queenenkel William (32) und seine Kate (33) eindrucksvoll, als sie mit Baby George durch Australien und Neuseeland tourten. Monarchiekritik? Vor lauter Begeisterung über die junge Familie fast vergessen.

Zwei Reisen der Monarchin wurden weit über Großbritannien und die betroffenen Länder hinaus als diplomatische Erfolge gefeiert. Da ist einmal der elftägige Deutschlandbesuch 1965, 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs – ein wichtiger Schritt der Wiederannäherung der beiden Länder. Damals besuchte die Queen auch Koblenz und wurde begeistert empfangen.

Die zweite Reise ist nicht lange her: 2011 reiste die Queen ins benachbarte Irland und hielt eine Rede, die die beiden in tief greifende Konflikte verstrickten Nationen sehr bewegte. Die Rede schrieben Berater. Doch es war die Queen, die sie auf Gälisch beginnen wollte. Eine bedeutende Geste einer Frau, die 1979 selbst einen Verwandten durch die Hand der irischen Untergrundorganisation IRA verloren hatte. „Diese Akte großer Diplomatie erlaubten den beiden Ländern, die engste Nachbarn sind, wieder zu atmen“, sagte Christopher Geidt, Privatsekretär der Königin.

Bei einem Besuch in Berlin 1978 (Bild links) traf die Queen den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt.

picture alliance

1992 besuchte die britische Königin erneut Berlin. Rechts neben ihr steht der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

dpa

1965 besuchte sie Koblenz, neben ihr steht der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Peter Altmeier. 1992 besuchte die britische Königin erneut Berlin. Rechts neben ihr steht der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

???

Formell hat die Königin keine Macht. Elizabeth II. hält offiziell keine politischen Reden und ist stets neutral. Es sind kleine Symbole und Gespräche hinter verschlossener Tür, mit denen sie Einfluss ausüben kann. „Wenn auch der Monarch (sich) nach der Verfassung mit seiner Meinung zurückhalten muss, so liest er doch alle wichtigen Telegramme des Foreign Office“, zitiert Historiker Peter Alter aus den Erinnerungen Anthony Edens, der zur Thronbesteigung der Queen Außenminister und von 1955 bis 1957 Premierminister war. „Es kann mitunter tröstlich sein, wenn jemand, der dieselben Dokumente gelesen hat, unabhängig zu den gleichen Schlussfolgerungen gelangt.“

Auch der amtierende Premier David Cameron trifft sich regelmäßig mit der Monarchin und setzt sie als diplomatischen Joker ein. Als die deutsche Kanzlerin im Frühjahr 2013 in London zu Besuch war, durfte sie auf einen Tee im Buckingham Palast vorbeischauen. Zufall? Sicher nicht. Cameron hoffte auf Merkels Unterstützung in der Europäischen Union (EU). Die braucht er jetzt auch.

Die britische Königin Elizabeth II. traf während ihrer Deutschlandreise am 20. Mai 1965 in Koblenz ein, wo sie von der Bevölkerung begeistert empfangen wurde.

Gauls

Ministerpräsident Peter Altmeier (von rechts) begrüßt die britische Königin Elizabeth II. im Beisein seiner Frau Gretel am 20. Mai 1965 in Koblenz. Links im Bild zu sehen ist Prinzgemahl Philip.

Königin Elizabeth II. traf am 20. Mai 1965 in Koblenz ein, wo sie am Rheinufer von der Bevölkerung begeistert empfangen wurde. Von hier startete sie zu einer Schifffahrt auf dem Rhein. An ihrer Seite: Ministerpräsident Peter Altmeier.

Leserzusendung Gunnar Römer

Königin Elizabeth II. in Koblenz.

Leserzusendung Gunnar Römer

Königin Elizabeth II. von Großbritannien zu Besuch in Rheinland-Pfalz. Ankunft des Staatsgastes am Koblenzer Rheinufer.

Leserzusendung Jürgen Schmidt

Die Staatskarosse rollt durch Koblenz.

Leserzusendung Jürgen Schmidt

Menschenmassen säumen die Straßen in Koblenz.

Leserzusendung Jürgen Schmidt

Königin Elizabeth II. von Großbritannien zu Besuch in Rheinland-Pfalz. Menschen winken in Koblenz dem Königspaar, das sich an Bord des KD-Schiffes „Loreley“ gegeben hat.

Leserzusendung Jürgen Schmidt

Vor, während und nach dem Besuch aus England berichtet die Rhein-Zeitung im Jahr 1965 in Wort und Bild von dem Ereignis. Quelle: Rhein-Zeitung

„Eine Königin kommt nach Deutschland“, titelt die Rhein-Zeitung am 15. Mai 1965. Quelle: Rhein-Zeitung

Das Fahrgastschiff „Loreley“ wartet in Koblenz auf Königin Elizabeth II. und Prinz Philip, berichtet die Rhein-Zeitung am 18. Mai 1965. Quelle: Rhein-Zeitung

Die Titelseite der Rhein-Zeitung vom 19. Mai 1965. Quelle: Rhein-Zeitung

15.000 handliche Union Jacks aus Papier wurden anno dazumal an die Schuljugend zwischen Höhr-Grenzhausen, Koblenz und Kaub verteilt. Quelle: Rhein-Zeitung

„Jubel, Glanz und Gloria um die Königin“. Quelle: Rhein-Zeitung

Weitere Berichte aus dem Jahr 1965. Quelle: Rhein-Zeitung

„Rheinland-Pfalz umjubelt die Königin“... Quelle: Rhein-Zeitung

Der Queen-Besuch bewegte die Massen. Quelle: Rhein-Zeitung

„Das englische Herrscherpaar und die Koblenzer“. Quelle: Rhein-Zeitung

Höhepunkt und Abschluss der königlichen Rheinreise war Kaub. Quelle: Rhein-Zeitung

Die Briten stimmen bald über ihre Mitgliedschaft in der EU ab. Schaden kann da eine Monarchin, die am Brandenburger Tor fröhlich in die Menge winkt, sicher nicht. Teresa Dapp